before the devil knows you're dead (sidney lumet, 2007)
lumets letzter und viel besser kann ein abgang kaum gelingen. ethan hawke und philip seymour hoffmann reiten sich in die scheiße und es ist verdammt ungemütlich, ihnen dabei zuzusehen, weil sie ihre beiden figuren einfach verdammt gut spielen. albert finney, marisa tomei und michael shannon vervollständigen das tolle ensemble. das furiose finale ist furztrocken inszeniert und gerade deshalb so erschütternd. well done, mr. lumet.
Komisch, dass ich den bisher nie angeschaut habe und auch Johnny Ryalls Hinweis hier vor ein paar Tagen übersehen habe. Habe ihn heute zufällig am letzten Tag in der Arte-Mediathek gefunden. Hat Spaß gemacht. Glücklicherweise Originalfassung (mit Untertiteln), was sich Arte in den letzten Jahren kaum noch getraut hat.
tout va bien (jean-luc godard, jean-pierre gorin, 1972)
puh, klassenkampf mit dem holzhammer, aber wie von godard gewohnt, cinematographisch außergewöhnlich und brilliant, mit jane fonda und yves montand in den hauptrollen. ist halt ein produkt seiner zeit und hatte damals absolut seine berechtigung. als historisches dokument auf jeden fall sehr interessant.
Spenser Confidential Diese Peter Berg/Mark Wahlberg-Dinger unterhalten mich immer gut. Der Film hier ist sicher nicht auf dem Niveau von “Patriots Day” oder “Deepwater Horizon”, aber trotzdem gut anschaubar und zu keinem Zeitpunkt langweilig. Paar lustige Szenen sind auch dabei. 8/10
Cleo Oh, wie ungewöhnlich! Ein deutscher Film, der sehr bunt ausgefallen ist und zu Beginn etwas “Amélie” atmet. Neben der farbenfrohen Optik überzeugen auch etliche Regieeinfälle von Debütant Erik Schmitt (zumindest Debütant im Spielfilmbereich, eine Dokumentation hat er vorher zusätzlich zu einigen Kurzfilmen gedreht), ganz in der Tradition von Michel Gondry. Leider können Handlung, Timing und Schauspielleistungen da nicht mithalten. Einen Sonderpunkt verleihe ich für den Dialogsatz: “Ich taser euch zu Brei!” Ach nee, doch lieber nicht, das wäre zu viel für den Film. 6/10
Benji (1974) Zeit für Kindheitserinnerungen, zu haben bei Amazon Prime. Die Synchronisation ist meistens grausig. (“Einer vom FBI hat sich schon auf die Strümpfe gemacht” und sowas.) Speziell die Kinder, die wie Erwachsene klingen, die wie Kinder klingen wollen, sorgen für Gelächter. Oder Omas, die rufen: “Lass meine Pussy in Ruhe!” Ja, da hat sich der Sprachgebrauch doch leichtfügig geändert. Benji ist natürlich weiterhin süüüü-hüüüüß, der Film selbst nix Dolles, wenngleich gekonnt inszeniert und gefilmt. Mich fasziniert, wie gut man Hunde dressieren kann. Neben Benji gefällt mir die Classic Rock/Progrock-Musik am besten. 6/10
Eigentlich ist hier alles drin, was Tarantino ausmacht. Und vielleicht gebe ich ihm auch noch mal eine Chance (vermutlich sogar, denn da ist jemand, der den Film auch sehen will und über Sky Go ist das ja vielleicht auch in Österreich möglich..., müsste ich mal recherchieren). Aber Ersteindruck: Trotz einiger genialer Einfälle, trotz einer wirklich kurzweiliger Elemente, trotz großartiger schauspielerischer Leistung, allen voran DiCaprio und Pitt, finde ich den Film doch etwas zu sehr gestreckt. Der Fußfetisch von Tarantino ging mir auch sehr auf den Sack. Ein wenig sexistisch war es auch, gerade die Einstellungen von "Pussycat" von hinten auf die Hotpants oder die ständigen Aufnahmen der gehenden Margot Robbie, bei denen man vor allen Dingen die Beine sieht. Highlights waren für mich die Bruce-Lee-Szene und das Gemetzel am Schluss. Ich bin zuerst mal bei 7/10.
Irgendwann folgt noch The Hateful 8.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
von Andrea Maria Dusl mit Josef Hader, Wiktorija Malektorowytsch und Detlev Buck. Noch ein paar Tage als gratis-Stream auf https://player.hader.at
Wer hätte gedacht, dass es einen Film mit Josef Hader gibt, den ich noch nicht gesehen habe. Kein Krimi, kein Cabaret, sondern etwas Road-Movie-ähnliches. Wer hätte 2002 gedacht, dass es mal als die gute alte Zeit gelten würde. Schade, dass das wohl der einzige Langfilm der Regisseurin blieb.
hab ich auch nicht gesehen. werde ich mir mal vormerken.
hier heute:
o fantasma (joao pedro rodrigues, 2000)
erster langfilm des regisseurs von "der ornithologe" und wie dieser ein irrer fiebertraum - diesmal über einen jungen müllmann, der nachts auf schicht durch die straßen lissabons streunt und immer extremere sex-abenteuer sucht, bis er schließlich zum titelgebenden geist wird, der im latexanzug umherirrt, wie ein tier. so verstörend, wie faszinierend.
source code (duncan jones, 2011)
puh, auch schon wieder fast 10 jahre alt. also gehirn ausschalten und genießen, denn über die science in der fiction denkt man lieber nicht zu intensiv nach und natürlich wünscht man sich eine solche zukunftsvision lieber nicht in die tat umgesetzt, aber visuell und schauspielerisch (jake gyllenhall, michelle monaghan, vera farmiga) weiß der film zu überzeugen. das ende ist dann leider wieder total verhunzt. wäre 3 minuten eher schluss, wäre ich zufrieden. so wird's aber vollends grotesk.
Under sandet (Unter dem Sand) Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird eine Gruppe deutscher Kriegsgefangener (alles Jugendliche) dazu eingesetzt, die dänische Küste von Landminen zu befreien. Sehr sehenswert, diese dänisch-deutsche Koproduktion. Ich mochte auch Martin Zandvliets Netflix-Film “The Outsider”, aber das hier ist doch ein ganz anders Kaliber. Intensiv und fesselnd, sehr berührend und deprimierend. Und wütendmachend. Dem dänischen Feldwebel möchte man eigenhändig die Fresse polieren. (Obwohl seine Beweggründe nachvollziehbar bleiben.) Die Schauspieler liefern durch die Bank erstklassige Leistungen ab. Ein Jammer, dass Amazon den dänisch-sprachigen Teilen keine Untertitel spendiert hat. Man kann der Handlung zwar auch so folgen, und es sind auch nur wenige Szenen, trotzdem ärgert mich sowas. 9/10
Krigen (A War) Ein Film über den Einsatz des dänischen Militärs in Afghanistan – und die Folgen zu Hause. Regisseur Tobias Lindholm nimmt die Zuschauer nicht brav an die Hand, sondern wirft sie mitten rein in den Militärjargon. Noch besser gefällt mir aber, was er in dem Teil zeigt, der in Dänemark spielt. Ich möchte aber nichts spoilern. Pilou Asbaek überzeugt in einer Drama-Hauptrolle viel mehr als bei “Game Of Thrones”, wo ich ihn immer nervig fand. (Lag wohl am Drehbuch.) Empfehlenswertes Teil. Warum bekommt das deutsche Kino sowas nicht hin? 8/10
Zitat von Olsen im Beitrag #3009Under sandet (Unter dem Sand) Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird eine Gruppe deutscher Kriegsgefangener (alles Jugendliche) dazu eingesetzt, die dänische Küste von Landminen zu befreien. Sehr sehenswert, diese dänisch-deutsche Koproduktion. Ich mochte auch Martin Zandvliets Netflix-Film “The Outsider”, aber das hier ist doch ein ganz anders Kaliber. Intensiv und fesselnd, sehr berührend und deprimierend. Und wütendmachend. Dem dänischen Feldwebel möchte man eigenhändig die Fresse polieren. (Obwohl seine Beweggründe nachvollziehbar bleiben.) Die Schauspieler liefern durch die Bank erstklassige Leistungen ab. Ein Jammer, dass Amazon den dänisch-sprachigen Teilen keine Untertitel spendiert hat. Man kann der Handlung zwar auch so folgen, und es sind auch nur wenige Szenen, trotzdem ärgert mich sowas. 9/10
Kursk Bei Thomas Vinterberg weiß man auch nie. Mal haut er geniales Zeug wie “Festen” oder “Jagten” raus, dann wieder mediokre Ware wie diesen Film. Liegt es an mir, dass mir das Schicksal dieser Leute nicht nah ging? Oder am Drehbuch, das sich viel zu wenig Zeit für Charakterzeichnung nimmt? Eine schlechte Idee war auch, europäische Darsteller mit den unterschiedlichsten Akzenten zu engagieren, die Englisch sprechen und Russen spielen. Macht die Glaubwürdigkeit direkt zunichte. Vinterbergs Rumspielerei mit verschiedenen Bild-Seitenverhältnissen hab ich auch nicht verstanden. 6/10
Midsommar Offenlegung: Ich bin einer von weltweit vierzehn Menschen, die “Hereditary” nicht mochten. Ari Asters “Trennungsfilm”, wie er das selbst nennt, gefällt mir zum Glück besser. Die Handlung ist sicher vielfältig interpretierbar, wenn man auf Filme mit viel Symbolik steht. Inszenieren kann er ja, der Ari, das muss man ihm lassen. Seiner Methode, subtilen Horror mit dem Holzhammer zu verabreichen, bleibt er treu. Klingt vermutlich wie ein Widerspruch, aber genauso wirken der teilweise übertriebene Musikeinsatz und einige Handlungselemente auf mich. Aber, aber: Der Film ist sehr eigen und man möchte die ganze Zeit wissen, wie es weitergeht. Und Naturkult/Heidentum-Stoffe haben bei mir eh immer einen Stein im Brett. Zwei Überlegungen noch am Rande: 1. Wenn man nicht in der richtigen Stimmung ist, kann man diesen Film sicher auch durchgehend zum Totlachen finden. 2. Was muss man tun, um in Deutschland noch eine 18er-Freigabe zu bekommen? 8/10
Zitat von CobraBora im Beitrag #2799 Interessieren würde mich jetzt noch, was in der auf Blu-Ray erhältlichen Langfassung anders ist, da soll es ja durchaus Unterschiede geben.
john maclean von der beta band hat mit dieser western-groteske sein kino-debut abgeliefert - mit erfolg wie ich meine. der jugendliche schottische adelsspross jay pfeift auf seine hohe geburt und reist seiner großen liebe in den mittleren westen der usa hinterher. auf dem weg dahin trifft er auf den kopfgeldjäger silas, der ihm zunächst das leben rettet und ihn dann dazu drängt, ihn als schutz und gegen bezahlung zu begleiten. das verhältnis zwischen den beiden bleibt von anfang an spannungsgeladen und pendelt zwischen vorsichtiger freundschaft und tiefem misstrauen. die hauptdarsteller kodi smit-mcphee und michael fassbender bringen dieses schwierige, aber doch berührende verhältnis überzeugend rüber. was die beiden so erleben ist z.t. so hanebüchen, dass man die geschichte gar nicht erst ernst nehmen kann, aber als parodistisches märchen funktioniert sie eben doch. dass der showdown den wahnwitz dann noch auf die spitze treibt, ist da nur konsequent.
more than only (michelle leigh, 2017)
zufällig auf you tube gefunden und dankbar für diese entdeckung. eine herzallerliebste romcom über zwei jungs, die sich ineinander verlieben und von denen jeder sein päckchen zu tragen hat, so dass ihre beziehung alles andere als einen unbeschwerten start bekommt - eine geschichte also, die schon hunderte male erzählt worden ist, aber das ist so toll geschrieben und gespielt, mit minimalem budget und in rekordzeit liebevollst in szene gesetzt - den film muss man einfach lieben.
Zitat von CobraBora im Beitrag #2799 Interessieren würde mich jetzt noch, was in der auf Blu-Ray erhältlichen Langfassung anders ist, da soll es ja durchaus Unterschiede geben.
biopic über einen militanten skinhead, der sich in eine alleinerziehende dreifache mutter verliebt und daraufhin aus seiner white power-truppe auszusteigen versucht, die natürlich was dagegen hat. die (wahre) story ist krass, der film relativ konventionell, aber ziemlich spannend und jamie bell in der hauptrolle ist phänomenal. außerdem brillieren danielle macdonald in der rolle seiner neue freundin und vera farmiga als perfide clan-mama. kann man gut gucken, muss man aber nicht.
mit dem gleichnamigen kurzfilm (der aber wohl mit diesem nichts zu tun hat) hat der regisseur übrigens 2019 den oscar für den besten kurzfilm gewonnen.