Chappaquiddick Ein kleiner, aber sehenswerter Film über eine Episode im Leben von Ted Kennedy, von der ich noch nichts gehört hatte. Jetzt bin ich aber auch kein Experte für amerikanische Politik. Jason Clarke in der Hauptrolle spielt sehr gut, ich sehe ihn immer gerne. Dass Macht korrumpiert, ist sicher nichts Neues, hier recht anschaulich dargestellt. 8/10
Manbiki kazoku (Shoplifters) Was macht Familie aus, fragt sich Regisseur Hirokazu Koreeda, dessen “Still Walking” mich seinerzeit schon beeindruckt hatte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen, die ich aus Japan gesehen habe, kann man hier mit den Figuren mitfühlen und es gibt weniger kulturelle Kodizes, die den westlichen Zuschauer ratlos zurücklassen. Gestern gesehen, hallt der Film heute noch etwas nach. Geht mir inzwischen sehr selten so. 8/10
Rogue One: A Star Wars Story Hat mir eine ganze Ecke besser gefallen als beim letzten Sehen. Ich werde mich zwar nie an CGI-Cushing, Forest Whitakers bizarren Auftritt oder diese WWII-im-Pazifik-Anspielungen gewöhnen, aber der Rest läuft sehr unterhaltsam durch. 8/10
Beoning (Burning) Was geht in diesem Film vor sich? Warum tun die Figuren, was sie tun? Und spielt es eine Rolle? Fragen über Fragen, ich habe keine Ahnung. Vermutlich ist alles vollgestopft mit Symbolik. (Mit Symbolik hatte ich es noch nie so.) Macht aber nichts, weil ich trotzdem ziemlich fasziniert zugeschaut habe. Über die Länge könnte man sich noch mal unterhalten, aber das ist eh ein Problem neuerer Filme. 8/10
Star Wars: Episode IV – A New Hope Immer noch gut. Was soll man dazu schreiben? Ist halt ein Klassiker, den man sich immer wieder anschauen kann. Ich werde mich aber niemals an dieses neu integrierte CGI-Geschnacksel gewöhnen. Es sieht einfach falsch aus. 8/10
Pom Poko Es ist an der Zeit, meine Reihe mit den Studio Ghiblis fortzusetzen. Und da kommt mir direkt zu Beginn wieder ein sehenswertes Exemplar unter. “Pom Poko” ist der absurdeste und auch lustigste Film aus der japanischen Animationsschmiede, den ich bisher gesehen habe. Geht teilweise als Komödie durch. Und so herrlich überdreht: Marderhunde wollen die Herrschaft der Menschen stürzen! Die erste Hälfte ist super, die zweite etwas schwächer, hat dafür aber die tolle Geisterparade. Starkes Ökologie-Thema mal wieder, der Schluss ist ziemlich deprimierend und traurig, auch wenn er versöhnlich sein möchte. 8/10
Friday Night Lights Poah, ist das ein Film voll mit unsympathischen Spongos, unfassbar. Zu keiner Zeit habe ich mir gewünscht, dass die ihre Spiele gewinnen. Und ist das nicht der Punkt von einem Sportfilm? So viel asoziales Idiotenverhalten, so viel Macho. Ich sehe ein, dass man es nicht schöner darstellen soll, als es ist. Und die geschilderten Zuständen sind vermutlich authentisch. Aber das ist alles zu viel für mich. Zweite Hälfte etwas erträglicher. 5/10
Whisper Of The Heart Der zweite Ghibli, der nicht viel für mich tut. Teenager-Liebesgeschichten sind jetzt nicht gerade mein Lieblingsgenre. Schlecht ist der Film aber auch nicht, er hat seine Momente, aber ich habe mich doch ziemlich gelangweilt. Hier fiel mir auch mal wieder auf, wie unpassend ich den Musikeinsatz in den Ghiblis teilweise finde. 6/10
The Vast Of Night Faszinierendes Teil, sehr lebendig gefilmt und fesselnd bis zum Schluss. Der Inhalt lässt sich gut mit einer langen Folge von “The Twilight Zone” vergleichen und möchte auch genauso wirken, was man an einigen Regieeinfällen ablesen kann. Diese kleinen, stillen Science-Fiction-Filme kommen bei mir immer gut an. 9/10
Die letzten Glühwürmchen Das war hart. Das war sehr, sehr hart. Isao Takahatas Film eilt ein gewisser Ruf voraus – und das zurecht. Man muss ihn die Kategorie “Meisterwerke, die man niemals wieder sehen will” stecken. Noch mal halte ich das nicht aus. Ich wusste nichts über die Handlung, außer, dass sie im Zweiten Weltkrieg spielt. Das war sicher gut, denn so traf mich das Leid, das hier gezeigt wird, unvorbereitet und mit voller Wucht. Dieser Film zerquetscht dir das Herz. Ich war hinterher sprachlos und kann auch jetzt nicht ansatzweise beschreiben, was ich fühle. Von den vielen vergossenen Tränen ganz abgesehen. 10/10
Zitat von Bartleby im Beitrag #2979 Nachdem ich "Hateful Eight" schon ausgelassen habe, schleiche ich um "Once upon a time" noch rum.
Jepp, guck zweiteres.
So, nun haben wir es mit "Once upon a time.." probiert. Knapp zwei Stunden haben wir durchgehalten, ist ja auch ganz unterhaltsam und schön anzusehen. Aber für eine dritte Stunde ohne Story und mit einem dermaßen unangenehm wehleidigen Leading Man war uns die Zeit dann doch zu schade. Ich glaube das wird nix mehr mit mir und Quentin.
brilliante shakespeare-adaption, die loncraine und co-autor und hauptdarsteller ian mckellen in ein imaginäres, faschistisches prä-wwII england verlegt haben, in das sich die ihm von shakespeare angedichteten intrigen und gräueltaten (die vermutlich jeder historischen grundlage entbehren) bestens einfügen. mckellen ist als hundsgemeiner fiesling mehr als überzeugend und die nebenrollen sind bis auf wenige ausnahmen ausgezeichnet besetzt (kristin scott-thomas, jim broadbent, maggie smith, nigel hawthorne, ...). die beiden ausfälle in der besetzung dieser very british production sind bezeichnenderweise die beiden amerikaner. sowohl annette bening als auch robert downey jr. - gegen die ich ansonsten überhaupt nichts einzuwenden habe - geben eher farblose bis hölzerne performances ab, aber das stört den eindruck dieser tollen umsetzung nur geringfügig und sei hiermit sehr empfohlen.
Detachment Puhhhhh...ein Film, der ganz schön an die Nieren geht. Aus meinem privaten Umfeld weiß ich, dass der dargestellte Schulalltag durchaus der Realität entsprechen kann. Trotzdem ist mir der Weg, den "Detachment" hier geht, ein wenig zu eindimensional. Nahezu sämtliche Charaktere sind im Bereich einer Borderline-Depression oder schon darüber hinaus. Die Hoffnung wurde fast vollständig aufgegeben. Entweder auf ein besseres Leben oder darauf, die Schülerinnen und Schüler noch mal in eine geordnete Bahn zu lenken. Eine kollektive Ohnmacht beiderseits. In dem gezeigten Ausmaß scheint mir das dann doch etwas zu übertrieben. Selbst ist der schlimmsten Problemschule gibt es positive Fälle und Menschen, die noch nicht alles verloren glauben. Schauspielerisch kann man wiederum wenig mehr verlangen, als hier gezeigt wird. Durch die Bank stark gespielt und Brody ragt mit seinem patentierten "Sadface" hier natürlich noch einmal heraus. Für derart Rollen ist er halt wie gemacht. 7/10
Oslo, August 31st Was für ein brutal ehrlicher Film. Wir begleiten den drogenabhängigen Anders duch seinen ersten Tag "im Ausgang" nachdem er monatelang eine Suchttherapie durchgezogen hat. Auch wenn von Anfang an relativ klar ist, wohin das Schicksal von Anders steuert, so gerät man während des Films in eine fast schon hypnotische Spirale, der man sich nur schwer entziehen kann. Ganz große Klasse sind die Dialoge, die so natürlich und alltäglich scheinen, wie nur irgendwie möglich. Abgerundet wird das Ganze dann auch noch mit einem großartigen Soundtrack. 8/10
Olla Toller feministischer Kurzfilm mit allerhand skurriler Szenen zum Schmunzeln...bis es einen Schlag in die Magengrube gibt. 7/10
The Housemaid Lower class vs. upper class. Hatten wir schon oft, gerade auch im asiatischen Kino und fast jedes Mal ist der Plot besser gelungen als hier. Nach vielversprechendem Beginn kommt der Film nur schwer in die Gänge und scheitert im weiteren Verlauf dann immer mehr an den zu nachlässig geschriebenen Charakteren. Viele Beweggründe bleiben unklar oder nur schwer nachvollziehbar. Am Ende wird es dann völlig absurd inklusive vollkommen deplatzierter Schlusseinstellung. Schade. 4/10
das war also schon mal ein beachtlicher vorgeschmack auf bakers bisheriges meisterwerk "the florida project". zwei transsexuelle prostituierte driften am weihnachtsvorabend durch l.a., die eine auf der suche nach ihrem zuhälter/lover, der sie wohl während ihrer kurzen zeit im knast mit einer - igitt! - cis-frau betrogen hat. die andere, ihre beste freundin, versucht deren eifersucht zu bremsen und - nach begonnener hormonbehandlung - gleichzeitig irgendwie ihre eigene position im leben zu finden. dazu kommt ein armenisch-stämmiger taxifahrer, dessen schwiegermutter und weiteres personal, das im großen finale ein grandioses kuddelmuddel verursachen. eine, bis zu eben jenem finale, in dokumentarisch anmutendem stil mit dem iphone in fantastischen einstellungen gedrehte und in satte farben getauchte, groteske komödie, die einen mitreißt, und gleichzeitig lachen und nachdenken lässt. ganz wunderbar.
*ächz* tarkovskys letzter film bevor ihn der krebs dahinraffte. in schweden gedreht mit diversem bergman'schem personal (kameramann sven nyquist, hauptdarsteller erland josephson) und auch einem bergman-film nicht unähnlich: langsam erzählt, oft in langen einstellungen, hochästhetisch, großartig gespielt, große themen verhandelnd (krieg, tod, familie, spiritualität, opferbereitschaft, ...), aber halt auch einiges an geduld und reflexion einfordernd, also saumäßig anstrengend. ich hab keine ahnung, was das alles sollte, aber es ist auf jeden fall faszinierend und ich werde mir den bestimmt auch nochmal ansehen.
etwas öde doku, die jonny greenwood und einen befreundeten israeli beim musizieren mit indischen musikern in jodhpur, radjasthan zeigt - und leider nicht viel mehr. sie steht und fällt wohl in dem maße, in dem man mit der musik was anfangen kann und bei dem traditionellen getrommel, gefiedel und geflöte fällt mir das eher schwer. gesprochen wird so gut wie gar nicht und wenn dann eher belangloses zeug. interessanter wird's immer dann, wenn man auch mal einen einfluss der "westlichen" musiker ausmachen kann und nicht nur ein wenig hintergrundgeklampfe, wie es leider meistens der fall ist und außerdem, wenn die kamera mal das studio verlässt, tolle drohnenaufnahmen und bilder aus dem alltagsleben der stadt zeigt, aber meistens wandert sie halt von musiker zu musiker - da konnte ich mich durchaus ganz gut mit einer der sängerinnen identifizieren, die an einer stelle, an der sie nichts zu tun hat, mehrmals leicht gelangweilt die augen verdreht und gähnt.
Über ein Textfragment des Schriftstellers James Baldwin spannt der Oscar-nominierte Dokumentarfilm den Bogen von der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 1950er und 60er Jahre bis zur Black-Lives-Matter-Bewegung der Jetztzeit. "I am not your Negro" gilt als ein Meisterwerk des jüngeren politischen Kinos.
Das unaussprechlich Innige aller Musik, vermöge dessen sie als ein so ganz vertrautes und doch ewig fernes Paradies an uns vorüberzieht, so ganz verständlich und doch so unerklärlich ist, beruht darauf, daß sie alle Regungen unseres innersten Wesens wiedergibt, aber ganz ohne die Wirklichkeit und fern von ihrer Qual. (Arthur Schopenhauer)
ein kurzer film über das töten (krzysztof kieslowski, 1988)
eindrucksvolle gegenüberstellung des sinnlosen und völlig willkürlichen mordes eines herumstreunenden jungen mannes an einem taxifahrer und der bürokratisch nüchtern durchgeführten vollstreckung der todesstrafe an eben jenem. man teilt als zuschauer die verzweiflung seines jungen verteidigers, der seine karriere mit (zwar gebremstem) idealismus begann, sich aber in einem rechtssystem gefangen sieht, das ihm nicht viel spielraum einräumt. sehr berührender film!
Zitat von gnathonemus im Beitrag #3027ein kurzer film über das töten (krzysztof kieslowski, 1988)
eindrucksvolle gegenüberstellung des sinnlosen und völlig willkürlichen mordes eines herumstreunenden jungen mannes an einem taxifahrer und der bürokratisch nüchtern durchgeführten vollstreckung der todesstrafe an eben jenem. man teilt als zuschauer die verzweiflung seines jungen verteidigers, der seine karriere mit (zwar gebremstem) idealismus begann, sich aber in einem rechtssystem gefangen sieht, das ihm nicht viel spielraum einräumt. sehr berührender film!
Den würde ich auch mal gerne wieder sehen. Der hatte mich damals ganz schön mitgenommen.
Schön, dass du hier deine Filmbeschreibungen immer rein schreibst. Lese ich mit Freude ... wobei auch hier die Liste immer länger wird ;-)
Die Herzensdame hatte den Film für ein Social-Distancing-Watching ausgesucht. Bei mir stand er nicht auf der Liste. Und nachdem ich ihn gesehen habe, kann ich verstehen warum. Als Satire fand ich ihn nicht witzig genug. Der Film hatte einen miserablen Spannungsbogen. Das Staraufgebot wurde verschenkt. Und am Ende gab es die große Moralkeule. Nee, das war nix, Herr Soderbergh.
4/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Prinzessin Mononoke Von allen Ghiblis bisher finde ich den am unverständlichsten. Ich vermute, alles ist vollgepackt mit japanischer Mythologie, die sich dem Westler nicht erschließt. Aber genau das hat seinerzeit für mich die Faszination ausgemacht, als ich den Film im Kino gesehen habe, und das funktionierte jetzt auch wieder. Das Öko-Thema ist wieder ausgeprägt, man könnte den Film auch hervorragend in der Schule einsetzen, wäre er nicht so brutal. Ganz so toll wie damals finde ich ihn nicht mehr, aber er ist immer noch gut. Positiv am Rande: endlich mal ein durchgehend guter Score. 8/10
Meine Nachbarn, die Yamadas Isao Takahata ist der bessere Regisseur im Studio-Ghibli-Land. Die Filme von Hayao Miyazaki mögen beliebter sein, vielleicht auch in sich stimmiger, aber Takahata ist der begabtere der beiden. Er probiert immer wieder Neues aus, sei es stilistisch oder vom inhaltlichen Ton her. Dieser Film weicht optisch von allen anderen Ghiblis stark ab, besteht er doch nur aus skizzenhaften Zeichnungen, die eingefärbt sind. Das funktioniert aber super, hat man sich erstmal drauf eingelassen. Eine durchgehende Handlung gibt es auch nicht, sondern kleine Episoden aus dem Leben der Familie Yamada, die aneinander gehangen werden. Sehenswert. 8/10
Das Königreich der Katzen Eine Art Spin-off von “Whisper Of The Heart”, hat der Film von Beginn an einen ähnlichen Charme wie “Kikis kleiner Lieferservice” und gefiel mir auf Anhieb. Und das, obwohl ich kein Katzeliebhaber bin. Ein gewisser Einfluss von “Alice im Wunderland” lässt sich auch nicht verleugnen. Nach der Dunkelheit von “Die letzten Glühwürmchen” und der heftigen Gewalt von “Prinzessin Mononoke” habe ich so einen schönen Kinderfilm mal wieder gebraucht. Positiv ist auch die Länge von 75 Minuten. 8/10
Chihiros Reise ins Zauberland “Die japanische Version von Alice im Wunderland auf Halluzinogenen” sei das, las ich irgendwo. Diese Beschreibung passt perfekt. Optisch ist das alles sehr schick, aber von allen Ghiblis, die ich bisher gesehen habe, fremdle ich mit diesem inhaltlich am meisten. Worum zum Geier geht es? Und die Leute, die diesen Film in den höchsten Tönen loben, haben die alle Japanologie studiert? Das kann doch kein normaler westlicher Zuschauer nachvollziehen hier. Sportlich finde ich auch die FSK 0. Für etwas Spaß sorgt Nina Hagen als Synchronsprecherin. Aber so im Großen und Ganzen bin ich enttäuscht. 6/10 P.S. Wer sich hier mit japanischer Kultur auskennt, kann mir vielleicht mal erklären, warum in Animes immer alle Gesichter gleich aussehen? Vor allem bei Kindern, furchtbar.
Arrietty – Die wundersame Welt der Borger Eine Wohltat nach “Chihiro”: stringente Handlung, schöne Figuren, viel Charme und Herz. Zum ersten Mal im Ghibli-Universum taucht eine Person auf, die man richtig hassen kann, ungewöhnlich. Dieser Haushälterin hätte ich gerne den Hals umgedreht. Trauriger Schluss. 8/10