i vitelloni (die müßiggänger, federico fellini, 1953)
einer der ersten fellini-filme und der allererste, der bei der kritik und an der kinokasse erfolgreich war (silberner löwe in venedig und oscar-nominierung für das drehbuch), für seine verhältnisse noch ziemlich konventionell und geradeaus erzählt. er zeigt einen entscheidenden abschnitt im leben von fünf sehr unterschiedlichen, aber sehr herzlich verbundenen freunden aus der mittelschicht, die es sich irgendwie leisten können, in den tag hinein zu leben und allerlei unfug anzustellen, der sich mal mehr, mal weniger auf ihr weiteres leben auswirkt. komische szenen, geben sich mit tragischen oder melancholischen die klinke in die hand und so schafft fellini ein bewegendes und sympathieweckendes porträt dieser generation. mein einziger kritikpunkt ist das casting der darsteller, die sich zwar redlich mühe geben, aber bis auf einen sind sie halt schon sichtlich über dreißig und man nimmt ihnen die adoleszenz-nummer nicht ganz ab. hatte italien außer franco interlenghi damals keine talentierten schauspieler in den zwanzigern oder waren die alle ausgebucht?
Zitat von Olsen im Beitrag #3048Genauso ging es mir mit "Stalker". Ich fand das alles sehr faszinierend. Trotzdem schaue ich den wahrscheinlich nie wieder an.
Keinen Bock auf das Buch bekommen? Ist sehr zu empfehlen.
Forgiven Children Es läuft gerade das Nippon Connection Festival (online) und als Asia-Filmfan schau ich mir da natürlich ein paar Filme. Der erste Streifen konnte mich allerdings nicht überzeugen. Es geht um einen Jungen, der mit einer selbst gebastelten Armbrust "aus Versehen" einen anderen Jungen umbringt. "Forgiven Children" beginnt unglaublich stark mit einer bedrückende Atmosphäre und einer Thematik (Mobbing), die wohl aktueller ist denn je. Wie vor allen Dingen auch Cyberbullying dargestellt wird ist sowieso die große Stärke des Films. Leider verliert sich "Forgiven Children" in völliger Planlosigkeit, was mit Kira, dem Hauptcharakter, geschehen soll. Es mag lange Zeit noch nachvollziehbar sein, dass er permanent zwischen Reue, Verdrängung und seiner aggressiven Seite schwankt. Im letzten Drittel des Films wird es dann aber zu absurd und gipfelt schließlich in einem hanebüchenen Ende. 5/10
Zitat von Olsen im Beitrag #3048Genauso ging es mir mit "Stalker". Ich fand das alles sehr faszinierend. Trotzdem schaue ich den wahrscheinlich nie wieder an.
den stalker hab ich sogar mehrmals gesehen; er blieb dann allerdings auch der einzige tarkowski, mit dem ich was anfangen konnte. "picknick am wegesrand" von den brüdern strugatzki ist auch ein klasse buch, der film orientiert sich jedoch nur sehr lose daran.
Shape Of Red Mein zweiter Film vom Nippon Connection Festival. Filme, die das konservativ traditionelle Frauenbild aufbrechen sind immer gut. Yukiko Mishima ist es hier wunderbar gelungen eine Frau zu zeichnen, die zwischen dem eigenen Glück und einem "idealen" Familienbild permanent hin und her gerissen ist. Bis eine Entscheidung dann buchstäblich von ihr abverlangt wird... Neben der herausragenden schauspielerischen Leistung von Kaho hat mich das Thema "Rot" besonders begeistert. Die Farbe taucht immer wieder auf und lange Zeit ist nicht klar, was der Sinn dahinter ist. Bis dann schließlich die finale Einstellung das Motiv auflöst. Der Soundtrack ist einerseits brilliant und ich bin bisher leider daran gescheitert die wunderschönen Pianostücke ausfindig zu machen. Aber so sehr ich Jeff Buckley auch liebe, "Hallelujah" kann man in einem Film finde ich nicht mehr bringen. "Lover, You Should've Come Over" hätte stattdessen fantastisch gepasst. 8/10
wer sich nicht vorstellen kann, wie man aus dem alltag des personals eines supermarktes einen gelungenen film machen kann, hier ist er. das liegt natürlich nicht unbeträchtlich an den beiden - wie immer beindruckend agierenden - hauptdarstellern franz rogowski und sandra hüller (plus einem nicht weniger guten peter kurth), aber das ausschlaggebende ist letztendlich die wärme und sympathie mit der stuber seine figuren zeichnet, die unter widrigsten umständen (= die monotone arbeit in diesem moloch an großmarkt mit seinen endlosen gängen und turmhohen regalen) warmherzig und respektvoll miteinander umgehen und hie und da die kleinen unerlaubten freiheiten zelebrieren. die zarten bande zwischen hüller und rogowski, sind in all ihrer tapsigkeit und sprachlosigkeit so hinreißend, man wünscht ihnen nix anderes als den hauptgewinn im lotto und das große glück. ich verrate, glaub ich, nicht zu viel - es kommt natürlich alles ganz anders, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen und es ist und bleibt ein wunderbar charmanter film.
alberne, aber nur mäßig lustige high school-komödie, die zwar irgendwie indie daher kommt, aber letztendlich genauso 08/15 ist wie der durchschnitt: das übliche maß an sex-witzen, ungewollte drogen-erlebnisse, misslungene flirts und geschlechtsverkehr, riesenkrach zwischen besten freundinnen, aber zum schluss liegen sich alle in den armen. schnarch. überdies waren mir die beiden hauptdarstellerinnen völlig egal.
Würde ich mir nur wegen Kaitlyn Dever ansehen, die mich in "Unbelievable" so beeindruckt hat. Ansonsten kann ich mit dem ganzen High School- und auch Coming-of-age-Kram nix mehr anfangen, ich hab zu viel davon gesehen über die Jahre.
auch die hat mich nicht sonderlich beeindruckt, aber es liegt natürlich auch daran, wie ihre rolle geschrieben ist (nicht gut). mit coming of age und sogar mit einigem high school-kram kann ich sehr wohl noch einiges anfangen (lady bird z.b.), aber nicht mit solchem stereotypem quatsch.
hochkomplexe metaphysische story, die zunächst den eindruck macht, man habe es hier mit einer horror-anthologie zu tun, aber nix da - es ergibt sich im laufe des films ein kohärenter ablauf der ereignisse, der in einem dermaßen konsequenten finale endet, das man nie und nimmer erwartet. mein gehirn rattert immer noch, um all die handlungsstränge und all das foreshadowing auf die reihe zu kriegen. einer der intelligentesten horrorfilme, die ich in letzter zeit gesehen habe.
Late Night Standard-Komödie, die vor allen Dingen dank der großartigen Emma Thompson und durch den ebenso famosen John Lithgow besser ist, als Mittelmaß. Die Britin Katherine Newbury, seit Jahrzehnten einzige Frau im US-Late-Night-Business, soll abgesetzt werden. Eine junge Chemiefabrikantin, die es in ihr Gagschreiber-Team schafft, öffnet ihr dann die Augen. Eben jene Schauspielerin, Mindy Kaling, hatte die Idee und das Drehbuch geschrieben. Mit dem Holzhammer packt sie dann auch Themen wie Feminismus, Rassismus, Kritik am Zeitgeist, Mobbing, Slut-Shaming und Co. hinein. Viel zu viel für eine Komödie, weil nichts davon wirklich ausgearbeitet werden kann. Dennoch unterhält Late Night - eben weil besonders Emma Thompson großartig spielt. Deshalb eine milde 6/10.
Schw31ns7eiger Memories - Von Anfang bis Legende Ich würde ja gerne ein Til-Schweiger-Bashing vermeiden - geht aber nicht, auch wenn er nur Produzent war. Diese Amazon-Prime-Doku ist ein reines Fan-Produkt, eine distanzlose Helden-Verehrung und für jemanden, der Bastian Schweinsteiger für einen Fußballgott hält (so wie ich), perfekt, um alle Höhepunkte noch mal zu sehen. Aber: Als Dokumentation geht das nicht tief genug, kratzt nur an der Oberfläche. Man erfährt nichts über den Menschen Schweinsteiger, sondern bekommt nur Sachen aufgetischt, die man schon weiß. Am eindrucksvollsten waren da vielleicht noch die Beiträge und Statements von Felix Neureuther sowie die weinende Uli Hoeneß. Auffallend das komplette Fehlen von Philipp Lahm, der angeblich keine Zeit hatte. Dazu wird die Doku mit Musik zugekleistert. Ein Gespräch zwischen Ana Ivanovic und Bastian Schweinsteiger ging dadurch komplett unter. Schweinsteiger- und Bayern-Fans müssen reingucken, wer aber wirklich etwas Neues erfahren will, sollte die Finger davon lassen. 5/10
Lady Bird Ich glaube, ich könnte Saiorse Ronan beim Vorlesen des Telefonbuchs zuschauen und wäre fasziniert. Seit ich sie das erste Mal gesehen habe, bei "Abbitte", in einer Rolle, in der sie von allen Zuschauern gehasst wurde, ist klar: Das ist eine exzellente Schauspielerin mit einer absolut faszinierenden Ausstrahlung. Dieses Jahr habe ich das gleiche bei "Little Women" gedacht, wo sie bis auf Florence Pugh alle an die Wand gespielt hat, besonders Emma Watson. Auch hier trägt sie den Film mit einer Leichtigkeit, dass es eine Wonne ist. Der ist dann auch mehr als eine normale High-School-Coming-of-Age-Story, sondern erzählt von einer jungen Frau, die sich exzentrisch Lady Bird nennt, die ein gewaltiges Problem mit ihrer Mutter hat, die sich dafür schämt, dass ihre Familie nicht wohlhabend ist, die endlich den ersten Sex haben will und irgendwie bei den coolen Kids Eindruck schinden möchte. Es geht um Enttäuschungen, das erste Mal, falsche Freundinnen und das Finden des eigenen Ichs. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #3059Schw31ns7eiger Memories - Von Anfang bis Legende Ich würde ja gerne ein Til-Schweiger-Bashing vermeiden - geht aber nicht, auch wenn er nur Produzent war. Diese Amazon-Prime-Doku ist ein reines Fan-Produkt, eine distanzlose Helden-Verehrung und für jemanden, der Bastian Schweinsteiger für einen Fußballgott hält (so wie ich), perfekt, um alle Höhepunkte noch mal zu sehen. Aber: Als Dokumentation geht das nicht tief genug, kratzt nur an der Oberfläche. Man erfährt nichts über den Menschen Schweinsteiger, sondern bekommt nur Sachen aufgetischt, die man schon weiß. Am eindrucksvollsten waren da vielleicht noch die Beiträge und Statements von Felix Neureuther sowie die weinende Uli Hoeneß. Auffallend das komplette Fehlen von Philipp Lahm, der angeblich keine Zeit hatte. Dazu wird die Doku mit Musik zugekleistert. Ein Gespräch zwischen Ana Ivanovic und Bastian Schweinsteiger ging dadurch komplett unter. Schweinsteiger- und Bayern-Fans müssen reingucken, wer aber wirklich etwas Neues erfahren will, sollte die Finger davon lassen. 5/10
Sehe ich grundsätzlich ähnlich, meine Wertung würde aber höher ausfallen. Die Musik hat mich nicht gestört, eher schon die vielen Zeitsprünge. Sehr schön waren die eingearbeiteten privaten Aufnahmen und - wie du schon schrobst - die Erinnerungen von Felix Neureuther (lustig, dass seine Miri Anas Brautstrauß gefangen hat). Hat mir Spaß gemacht.