Natürlich liegt die Wahrheit wie so oft in der Mitte. "Friends" ist eine sehr gute Serie, aber alleine die billige Studio-Optik verhindert die Kategorisierung als Meisterwerk. Hab ich gerade extra noch mal im großen Meisterwerk-Definitionskatechismus nachgeschlagen.
Ein wunderbarer Nachtfilm mit einer beeindruckenden Dynamik und Sogwirkung. Selten einen Film gesehen, in dem New York so kühl und abgefuckt rüber gekommen ist. Visuell und atmosphärisch ist das alles sehr groß. Und der mega präsente Soundtrack von Lopatin ist eh sehr gelungen. Sollte mir wohl schleunigst auch die weiteren Filme von den Safdie Brüdern ansehen
Come To Daddy (IRL, CAN, NZ, USA, 2019) - eine Art Horror-Thriller-Komödie mit Elijah Wood. Ich bewundere Elijah Wood schon seit längerem dafür, dass er nach seinen Blockbuster-Erfolgen sich wenig um eine geradlinige Fortsetzung seiner Karriere geschert hat, sich stattdessen für schräge Rollen in schrägen Filmen und Serien entschieden hat, sich oftmals sogar finanziell an diesen Projekten beteiligt hat. Vorzugsweise spielt er jämmerliche Figuren, die vor große Herausforderungen gestellt werden. So auch hier, wo er einen jungenhaften Mittdreißiger namens Norval spielt, der der Einladung seines Vaters folgt, welcher die Familie verließ, als Norval gerade 5 Jahre alt war. Der Vater, der recht abgelegen in einem opulenten Haus an der Küste lebt, ist völlig versoffen und aggressiv und Norval kann nicht ergründen, weshalb er überhaupt eingeladen wurde. Sehnsucht, Reue oder Zuneigung scheinen zumindest nicht der Grund zu sein. Als der Vater dann schließlich mit einem Hackebeil auf Norval losgeht, wird es erst richtig schräg. Ab hier möchte ich nichts spoilern, denn es passieren eine Menge unvorhersehbarer Dinge. Lange ist nicht wirklich klar, in welche Richtung dieser Film gehen will, aber so viel sei verraten: Der Film ist nicht umsonst ab 18 freigegeben.
Gibt‘s zur Zeit auf Prime ohne Aufpreis. Macht Spaß. Der Regisseur Ant Timpson war übrigens auch Produzent von dem superschrägen wie -geschmacklosen „The Greasy Strangler“ - eine echte Perle für Filmliebhaber mit Dachschaden.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Klingt interessant, auch wenn ich zuerst "Nacktfilm" gelesen habe. Danke für den Tip, kommt auf die Liste.
Hier mal wieder
Der goldene Handschuh (2019)
Immer noch sehr verstörend, auch beim zweiten Schauen. Habe mich ja schon nach meinem Kinobesuch ausführlich darüber ausgelassen ... und wenn man es beruflich mit so einer Klientel zu tun hat, ist das Ganze noch authentischer und beeindruckender. Interessant ist die innere Distanz, die man durch dieses Zusammenspiel aus eigenen Erlebnissen und schonungslosen Bildern zu dieser ganzen Trinkerszene gewinnt, die ja teilweise immer noch in gewissen (vor allem Künstler-) Kreisen glorifiziert wird. Nein, das ist definitiv keine erstrebenswerte Existenz, nicht einmal eine, mit der man kokettieren sollte. Dasslers Overacting finde ich teilweise immer noch schwierig (Honka wurde zwar entgegen seines verhärmten Auftretens vor Gericht allgemein als "extrem gewalttätig" beschrieben, aber das ist mir doch etwas zu troglodytenhaft), aber ansonsten finde ich den Film in seiner Gesamtheit immer noch extrem beeindruckend, auch was seine abschreckende Wirkung in punkto "Gewalt gegen Frauen" angeht. Die Tötungsszenen und auch die Demütigungen sind für jemanden, der in der Hinsicht noch alle Tassen im Schrank hat, wirklich unerträglich.
10/10
Roter Drache (Red Dragon, 2002)
Gelungene Umsetzung des Buches von Thomas Harris, spannend und mit einigen guten Twists. Müßte mir noch einmal die erste Verfilmung von 1987 ansehen, um zu entscheiden, welche ich besser finde ... die war ja eher mit geringerem Budget umgesetzt, während diese hier mit Starbesetzung und Hochglanz aufwartet. Fühlte mich auf jeden Fall gut unterhalten, auch wenn ich mich zwei - oder dreimal mehr erschrocken habe, als es mir guttat.
8/10
Die Feuerzangenbowle (1944)
Als Kind habe ich ihn geliebt, und vor 20 Jahren, als ich ihn das letzte Mal sah, fand ich ihn auch noch ganz amüsant. Gestern gingen mir einige unangenehme Dinge dabei durch den Kopf, die auch mit seinem Entstehungsjahr zu tun hatten, und es fielen mir Details auf, die ich früher nicht wahrgenommen habe. Und auch der soignierte Humor für pensionierte Studienräte wurde im Lauf der Zeit nicht wirklich frischer. Er hatte seine Zeit, aber nun ist auch mal gut. Möge er in Frieden ruhen.
ohne Bewertung
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Gro0artiges Buch, gotterbärmliche Verfilmung. 1/10 von mir.
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
So unterscheiden sich die Auffassungen. Fand einige Passagen im Buch relativ überflüssig. Ich glaube, alleine deswegen würde ich keinen Roman über eine real existierende Person (außer mich selbst) schreiben; bin da einfach zu pedantisch, und mich stört es, wenn man am Leben anderer herumbastelt..
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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His House Ein grandioser Horrofilm-Flüchtlingsdrama-Hybrid auf Netflix. Erzählt wird die anrührende Geschichte von Bol und Rial, einem Ehepaar, das vor dem Krieg im Südsudan flieht. Sie landen in England, wo ihnen ein schäbiges Haus zur Verfügung gestellt wird. Natürlich spukt es - das würde es aber überall, sind die Geister, die das Paar heimsuchen, doch die ihrer eigenen Flucht - unter anderem die unterwegs verstorbene Tochter. Nun müssen sie entscheiden, ob und wie sie dieses neue Leben angehen: Die Geister austreiben oder lernen, mit ihnen zu leben? Zwischen wirklich unheimlichen Szenen im dunklen, runtergekommenen Haus mit den zahllosen afrikanischen Geistern und schlimmen Albträumen bedrücken besonders die Szenen, in denen die beiden den alltäglichen Rassismus erleben müssen, der ihnen entgegenschlägt. Auch die Problematik, wie weit man mit der eigenen Anpassung an das neue Land gehen soll oder kann, wird nicht ausgespart. Ein Film, der trotz seiner ungewöhnlichen Heransgehensweise an die Thematik erstaunlich rund geworden ist. 5/5
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Extrem harter Copthriller mit Starbesetzung (Keanu Reeves, Forest Whitaker, Hugh Laurie) nach einem Buch von James Ellroy (wer sonst). Zynisch, brutal, ohne richtige Sympathieträger ... Korruption, Verrat, Mißtrauen und dementsprechend einige Twists, die zwar überraschend sein sollen, es aber nicht sind, wenn man das Strickmuster halbwegs kennt. Keanu Reeves nehme ich den versoffenen, abgehalfterten Cop zwar nicht hundertprozentig ab, aber Forest Whitaker kommt herrlich schmierig daher, und Hugh Laurie ist eigentlich nur wieder Dr. House als Bulle, was aber funktioniert. Ein Film wie eine Spritzfahrt mit Bleifuß auf der Autobahn: man kennt die Strecke zwar schon, trotzdem ist es keine Sekunde langweilig. Regie führte David Ayer, laut Wikipedia auch u.a. für "Training Day" und "Herz aus Stahl" verantwortlich, die ich ebenfalls beide mag.
8/10
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
fellini hat irgendjemand irgendwann ins hirn geschissen ... und das ist gut so. er hat marcello mastroianni mal wieder auf einen irren trip geschickt. als obermacho/latin lover darf er bekanntschaft mit militantem feminismus machen und purzelt von einer grotesken situation in die nächste. das ist nicht nur höchst amüsant, sondern wie gewohnt unglaublich toll anzuschauen. in einem fort sieht man bilder zum an die wand nageln. was für ein cineastisches genie der fellini doch war. mein respekt steigt mit jedem film, den ich sehe.
Le gamin au vélo (Der Junge mit dem Fahrrad) Mei, das ist ja auch wieder ein lebensbejahendes Filmen, genauso fröhlich und gut gelaunt wie „L’enfant“, meine einzige Vergleichsmöglichkeit im Universum der belgischen Dardenne-Brüder. Deprimierend und realistisch können sie wirklich. Eines von diesen Werken, bei denen man sich als Zuschauer einfach hilflos und emotional aufgewühlt fühlt. 8/10
Attack Of The Killer Tomatoes! Mit besseren Schauspielern und etwas mehr als dieser No-Budget-Produktion wäre der Film heute ein Klassiker auf dem Niveau von „Airplane!“. Denn das Drehbuch ist wirklich witzig und die Ideen hervorragend. Ich mochte den mit 16 und ich finde ihn auch heute noch herrlich. 8/10
Ma vie de courgette (Mein Leben als Zucchini) Enthält in nur 63 Minuten mehr Herz als so mancher Film mit der doppelten Länge. Zuerst sehr deprimierend, später dann wunderschön melancholisch und positiv traurig. Und als wäre das alles nicht genug, ist auch die gewählte Form toll: Wer 2016 einen Stop-Motion-Film dreht, hat schon alleine alles Lob verdient. 9/10
All Quiet On The Western Front Als Film aus heutiger Sicht vielleicht nicht mehr der ganz große Wurf, beeindruckte mich dieses Werk vor allem damit, dass es sämtliche Kriegsfilmthemen schon vorwegnahm. Alles dabei, wirklich, Ausbildung, Krieg, Trauma. Und hat natürlich das Herz am richtigen Fleck inhaltlich. Ach, die Schlachtszenen beeindrucken selbst heute noch. 8/10
35 rhums Ich weiß nicht, worum es hier geht. Ging mir bei „Beau Travail“ seinerzeit auch schon so, aber der hatte dieses faszinierende Ambiente und das Eintauchen in eine Welt, von der ich vorher noch nie etwas gesehen hatte. Hier begleiten wir ein paar Leute mit Migrationshintergrund im Pariser Hochhaus-Moloch bei ihrem Alltag. Bei mir machte sich dann schnell Langeweile breit. Schade, hätte ich gerne mehr gemocht. 6/10
The Punisher (2004) Hui, das ist aber eine ganze Ecke entfernt von der glattgeleckten Schlotze, die Marvel heute so produziert. Handgemachte Tricks, ruppige Gewalt und ein gut besetzter Thomas Jane in der Hauptrolle. Hat mir wider Erwarten gut gefallen. 8/10
Cléo de 5 à 7 Olsen, warum schaust du eigentlich so wenig französische Filme? Wegen genau sowas hier. Neunzig Minuten, die sich anfühlen wie drei Jahre, unsympathische Figuren, das übliche Gelaber über Beziehungen und andere extrem tiefgründige Themen. Zwischendurch singt Cléo ein Liedchen zu schmachtenden Geigen. Dann besucht sie ein Atelier, wo gerade jemand Modell steht. Weil: ein französischer Film ohne nackte Frauen geht natürlich auch nicht. So ein prätentiöser Mist, furchtbar. Positiv: es gibt eine fünfminütige Taxifahrt durch das Paris der 60er Jahre, die sieht gut aus. 3/10
Zitat von Olsen im Beitrag #3432Le gamin au vélo (Der Junge mit dem Fahrrad) Mei, das ist ja auch wieder ein lebensbejahendes Filmen, genauso fröhlich und gut gelaunt wie „L’enfant“, meine einzige Vergleichsmöglichkeit im Universum der belgischen Dardenne-Brüder. Deprimierend und realistisch können sie wirklich. Eines von diesen Werken, bei denen man sich als Zuschauer einfach hilflos und emotional aufgewühlt fühlt. 8/10
ich kann sonst noch "rosetta" empfehlen. auch sehr was fürs herz.
Zitat von Olsen im Beitrag #3432All Quiet On The Western Front Als Film aus heutiger Sicht vielleicht nicht mehr der ganz große Wurf, beeindruckte mich dieses Werk vor allem damit, dass es sämtliche Kriegsfilmthemen schon vorwegnahm. Alles dabei, wirklich, Ausbildung, Krieg, Trauma. Und hat natürlich das Herz am richtigen Fleck inhaltlich. Ach, die Schlachtszenen beeindrucken selbst heute noch. 8/10
wow, was für ein trip! sokurov als unsichtbarer sprecher begleitet einen französischen marquis durch die petersburger eremitage, begutachtet die dort ausgestellten kunstschätze, erlebt diverse historische ereignisse mit, völlig losgelöst von ihrer abfolge, trifft dargestellte historische, fiktive und reale personen, wie z.b. peter den großen, katharina die große (die mal das klo sucht oder durch den schnee joggt), puschkin, den aktuellen direktor der eremitage, diverse kontemporäre museumsbesucher, etc. pp.. dabei quasselt der marquis unentwegt, mal philosophisch und kunstbeflissen, mal komplett dummes zeug und manchmal auch ein bisschen nervtötend. das ganze wurde in einem take und mit einer bestechenden, manchmal stark verzerrenden optik gefilmt, ausstattung und musik sind grandios und die darsteller sind ebenfalls durchwegs fabelhaft. am ende gipfelt der film in einer rauschenden ballnacht und einem atemberaubenden schlussbild. das ist kino in reinform, bei dem man sich nur ständig wünscht, den film auch mal genau dort sehen zu können.