First Cow (2019) Ein sehr stiller, poetischer Western. Zwei Männer begegnen sich in einer kleinen Siedlung. King-Lu träumt sehr geschäftstüchtig von verschiedensten Unternehmungen zum Reichwerden, "Cookie" würde einfach nur gerne ein Hotel eröffnen, am liebsten mit einer Bäckerei. Nun lässt sich der Boss der Ortschaft eine Kuh kommen und King-Lu und Cookie sehen ihre Chance, zumindest Backwaren unters Volk zu bringen: Nachts melken sie heimlich die Kuh, backen Kuchen und verkaufen sie mit großem Erfolg in der Siedlung. Bis eines Tages auch der Boss von den Leckereien hört und probieren will. Klingt nicht nach viel, ist aber humorvoll und mit viel Herz gespielt und gefilmt. Die Mühen des Alltags im zu erschließenden Westen Amerikas werden deutlich gemacht, Heimweh, die Suche nach einem Ziel im Leben und der Wert von Freundschaft. Ein schöner Film, der meine Neugier auf weitere Werke der Macherin Kelly Reichardt schürt.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
wie ich bereits schrob, "night moves" kann ich auch bestens empfehlen (öko-terroristen-thriller, aber ebenso ruhig und poetisch inszeniert, mit jesse eisenberg). den plus "old joy" und wendy & lucy" gibt's auch bei mubi.
endlich mal wieder ... und es ist und bleibt der beste konzertfilm aller zeiten - durchgehend elektrisierend, kreativ umgesetzt und mit david byrne die damals coolste sau des planeten als hauptdarsteller. hach, wie gerne wäre man bei einem der konzerte dabei gewesen.
minari (lee isaac chung, 2020)
auf den letzten drücker noch im kino gesehen. und wieder eine fantastische familiengeschichte von einem koreanisch-stämmigen regisseur, der damit seine eigene kindheit aufgearbeitet hat. und das schöne daran ist, dass er das hauptsächlich aus der sicht des kleinen herzkranken sohns erzählt. die szenen mit seiner oma, die aus korea in die usa nachgeholt wurde, um sich um die kinder zu kümmern, sind sooo wunderbar.
the man from u.n.c.l.e. (guy ritchie, 2015)
ein echter ritchie mal wieder. irgendwie ist er schon ein one trick pony - retro-stylische gaunergeschichten mit augenzwinkern sind aber so dermaßen sein ding, da macht er selten was falsch und vermag es einfach gut zu unterhalten. dann soll er halt so weitermachen und seine ausflüge in andere genres sein lassen (aber es droht schon wieder "aladdin 2"). an seine großtaten ("lock, stock ..." und "snatch") kommt er zwar nicht ran, aber - zumal der film ja auf der gleichnamigen fernsehserie aus den 60ern beruht - hätte ich nix gegen ein sequel. henry cavill und armie hammer sind ein überzeugendes und sehr amüsant geschriebenes gespann. davon würde ich gerne mehr sehen.
honey boy (alma har'el, 2019)
ja, ich weiß, shia la boeuf ist sehr unbeliebt, aber außer seiner mitwirkung an zig „transformers“-filmen und seinen publicity-stunts kenne ich ihn hauptsächlich aus guten bis sehr guten filmen, in denen er eine wirklich gute figur abgegeben hat: american honey, peanut butter falcon, nymphomaniac und auch in disturbia oder diesem ekligen indiana jones-fiasko war er nie richtig schlecht. honey boy ist nun die aufarbeitung seiner vergangenheit als kinderstar und er spielt da seinen eigenen vater und hat das drehbuch geschrieben. ich hab natürlich keine ahnung, wie authentisch, aber darum geht’s ja auch nicht unbedingt. ist ja ein film und der ist gut. noah jupe ist fantastisch im clinch mit seinem planlosen aber immer fordernden dad, wie gesagt von la boeuf congenial umgesetzt. guter film!
hab ich ungelogen zum ersten mal gesehen, denn der hype ging mir damals auf den wecker und ich witterte übelsten kitsch. o.k., ganz kitschfrei ist die story tatsächlich nicht und vorhersehbar zudem, deswegen würde ich nie die höchstwertung ziehen, aber ob seines humanismus und der darstellung der native americans (und nebenbei kamera, set design und musik - ich nenne hier als beispiel nur die büffeljagd) hat der film seine lobpreisungen durchaus verdient. leider hat sich costner danach ja leider verzettelt.
Risky Business Gestern beim Open Air Kino, zum Glück mit sehr leckeren, auf den Film abgestimmten Cocktails und in sehr angenehmer Atmosphäre. Sonst wäre mir diese eigentlich ganz witzige Teenie-Erotik-Komödie um einen sehr ambitionierten, allerdings auch sehr notgeilen Abschlussschüler (Tom Cruise), der sich mit einer Prostituierten einlässt und allerlei Ungemach erlebt, schlicht zu langsam gewesen. Immer noch toll: Die zu recht viel kopierte "Endlich sind die Eltern weg, da rutsche ich doch auf Socken durchs Haus und spiele Karaoke"-Szene und die lahmste Verfolgungsjagd der Filmgeschichte. Und Guido The Killer Pimp, natürlich.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Langsamer ist Slow Cinema nie gewesen und das ist wirklich manchmal eine Herausforderung, aber diese so ruhige, mit Alltäglichkeiten und Banalitäten des Lebens aufgefüllte Erzählung aus Taiwan über zwei Männer, die sich begegnen müssen, hat mich doch in ihren Bann gezogen.
Split Second
Rutger Hauer als aber mal richtig tougher, aber so sichtlich über dem Zenit ermittelnder Cop aus der fernen Zukunft des Jahres 2008, der in einem von Ratten verseuchten und von dem Klimawandel und Überflutungen heimgesuchten London direkt aus dem Set von Blade oder aus Resident Evil kommen müsste und mit einem Mann mit Brille irgendwas jagen muss, das mal seinen Partner umgebracht hat. Ich kann mich an diesem LowbisMid-Budget, Early 90s Sci-Fi-zeug nicht satt sehen. Der perfekte Film für einen alkoholbefeuerten Samstag in guter Gesellschaft. Außerdem zeigt Hauer einem Rottweiler seine Dienstmarke. Was los.
nein, war "nur" die 3 stunden-version (lief auf arte). ich hab auch gelesen, dass die noch besser sei, aber ehrlich gesagt, hat's mir gestern - bei aller liebe - dann doch gereicht.
Auch Frankreich hat also gut gemeinte aber völlig überdrehte Family-Feelgood-Komödien a la ARD-Samstagabend-Produktion. Die Prämisse ist ganz süß: ein schwarzes Paar adoptiert ein weißes Baby und sieht sich vielen Vorurteilen ausgesetzt, ehe die Familie als solche zusammenwächst. Aber am Ende ergeht sich der Film dann doch ziemlich in Klischees (ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft die senegalesische Mamita missbilligend mit den Lippen zutscht) und verkommt dann irgendwann zu totalem Klamauk. Bisschen schade, weil die Hauptdarsteller eigentlich sympathisch und die Grundidee nicht so doof war. Leider lag am Ende ein mit dem Holzhammer geschriebenes Script zugrunde.
mutter küsters' fahrt zum himmel (rainer-werner fassbinder, 1975)
geburtstagsgeschenk, teil 1. war nicht in der box enthalten, aber da der jazzmaster so davon geschwärmt hat, bekam ich den noch zusätzlich. zurecht. die komplette fassbinder-riege (brigitte mira, margit carstensen, ingrid caven, karlheinz böhm, irm hermann, kurt raab, peter kern, eva mattes, ...) in einer satire auf den kapitalismus, salonbolschewismus, terrorismus, das patriarchat, etc. pp. halt alles mögliche was an gesellschaftlichen themen mitte der 70er so herumschwirrte. das ehemals geplante "deutsche ende" mit mord und totschlag wird nur per zwischentitel skizziert, das "amerikanische ende" kommt voll bebildert und schenkt mutter küsters/brigitte mira, die eine absolute wucht ist, das finale das sie verdient. schön zu sehen, dass fassbinder auch mal zu sowas fähig war.
wie man eine trilogie abschließt ... einfach mit dem stärksten teil. milo war ja eh schon immer die heimliche hauptperson und absolut nix gegen kim bodnia und mads mikkelsen - beide waren in teil 1 und 2 großartig, aber zlatko buric steckt die beiden locker in die tasche. wie er die ganze tragik, komik, coolness und tollpatschigkeit darstellt, die in dieser figur steckt, die die quadratur des kreises macht-geld-gewalt durch drogendeals und rechtschaffener familienvater hinzukriegen versucht, ist wunderbar. zarte gemüter seien vor dem schlachtfest eines showdowns gewarnt, aber das müssten sie bei winding refn eh wissen. für mich ein weiterer eintrag in einer bisher fast makellosen filmographie ("bleeder", "fear x" und die serie noch nicht gesehen habend).
The Witch (Horror-Mysterydrama, CDN/USA/GB 2015, R: Rob Eggers, D: Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Kate Dickie) Was hat mich dieser Film runtergezogen. Dieser Glaubenswahn hat mich unheimlich geärgert und man möchte die Menschen in ihrer Gottesfurcht schütteln. In diesem Sinne hat der Film ja dann sogar funktioniert. Aber gefallen hat er mir nicht. Nix für mich. 5/10
Die Croods - Alles auf Anfang (Animations-Abenteuerkomödie, USA 2020, R: Joel Crawford, S: Uwe Ochsenknecht, Jacob Weigert, Janin Ullmann) Flut-Ersatzprogramm 1: Kinofilm mit dem Großen, er durfte auswählen. Und er hat sich hierfür entschieden. Teil 1 kenne ich nicht, Teil 2 ist einer dieser Animationsfilme, die zwischendurch ganz gut unterhalten, wo ab und zu auch mal ein Gag zündet, mancher Gag aber auch krepiert. Es geht um Familienbunde in der Steinzeit. Yoah. Ganz nett. Tut nicht weh. 6/10
Judas and the Black Messiah (Biografisches Geschichtsdrama, USA 2021, R: Shaka King, D: Daniel Kaluuya, LaKeith Stanfield, Jesse Plemons) Auch wenn ich in letzter Zeit wegen immer weniger Fußball über Sky schimpfen muss: Hier ist ihnen schon ein Coup gelandet, dass dieser Film jetzt schon zu sehen ist. Allerdings war meine Erwartungshaltung vielleicht etwas zu hoch, denn restlos überzeugt hat mich dieser Film über einen Schwarzen, der vom FBI gezwungen wird, die Black-Panther-Bewegung zu infiltrieren, nicht. Natürlich findet er irgendwann die Ideale gar nicht so verkehrt, auch wenn er die Gewalt ablehnt. Das hat man so schon oft gesehen. Schlecht ist der Film aber nicht. Und man lernt, Jesse Plemons zu hassen. 7/10
Catweazle (Familien-Fantasykomödie, D 2021, R: Sven Unterwaldt Jr., D: Otto Waalkes, Julius Weckauf, Henning Baum) Flut-Ersatzprogramm 2: Diesmal ging es mit den Zwillingen ins Kino, auch sie durften auswählen. Klar, schließlich hatten sie während der Dreharbeiten versucht, mal einen Blick auf Catweazles Hütte zu drehen (die aber schon abgebaut worden war, die Hütte steht an den Katzensteinen im Stadtgebiet Mechernich, also nicht weit von ihrem Zuhause entfernt). Ich hatte mit dem Allerschlimmsten gerechnet, auch, weil ich Otto nicht mehr ertragen kann. Aber: Ich wurde positiv überrascht. Der Film war erstaunlich unterhaltsam, die Rolle des Catweazle passte wunderbar zu Otto und Julius Weckauf spielt das erneut ganz toll. Ja, Kinder sind die Zielgruppe, deshalb sollte man nicht zu viel erwarten. Aber den kann man sich ansehen. 6/10
I Am Patrick Swayze (Biografische Dokumentation, USA 2019, R: Adrian Buitenhaus, D: Sam Elliott, Jennifer Grey, C. Thomas Howell) Beim Zappen hängen geblieben. Dabei war ich nie ein großer Fan von Patrick Swayze. Natürlich habe ich "Dirty Dancing" und "Ghost" gesehen, genau wie ein paar andere Filme. Und natürlich wird hier nichts Schlechtes über einen Toten erzählt. Aber man bekommt schon mit, wie Swayze mit sich selbst gehadert hat, weil er oft nur als jemand gesehen wurde, bei dem das Aussehen größer war als das Talent - und diese Zweifel dann in Alkohol ertränkt hat. Dass er bis kurz vor seinem Tod gearbeitet hat, dass er offenbar auch ein verdammt harter Hund war, das wird aber auch deutlich. Ich fand's fesselnd. 8/10
Free Guy (Sci-Fi-Action-Komödie, USA/CDN 2021, R: Shawn Levy, D: Ryan Reynolds, Jodie Comer, Taika Waititi) Und nochmal Kino, diesmal mit der Liebsten. Ich mag Ryan Reynolds ja irgendwie. Der hat einen total schrägen Humor, auch wenn der manchmal drüber ist. Hier spielt er einen NPC, einen Non-Playable-Character in einem Computerspiel. Einer, der Kanonenfutter ist. Der nur die Handlung oder die Action vorantreiben soll. Der aber plötzlich ein Gewissen entwickelt und in der Spielwelt ausbrechen will aus den programmierten Mustern. Das macht tatsächlich oft großen Spaß, besonders dann, wenn man die Spiele, die hier persifliert werden (besonders "Fortnite" und die "GTA"-Reihe) kennt. Dass vor dem Bildschirm auch noch ein Machtkampf stattfindet, versucht dem Film ein wenig Tiefe zu geben. Überraschung ist natürlich Jodie Comer aus "Killing Eve". 7/10
Verführt und verlassen (Dokumentation, USA 2013, R: James Toback, D: James Toback, Alec Baldwin, Jessica Chastain) James Toback und Alec Baldwin planen einen Blick hinter die Kulissen des Filmbiz. Sie erdenken sich einen total bescheuerten Plot für einen Film namens "Der letzte Tango in Tigrit", in dem ein Kriegsreporter mitten im Irak Sex-Abenteuer erlebt. Diesen Film, der Alec Baldwin und Neve Campbell in den Hauptrollen haben soll, versuchen sie bei den Filmfestspielen in Cannes an den Mann zu bringen. Doch das ist gar nicht so einfach. Toback (der hier eher unausstehlich rüberkommt) gibt einen Eindruck, wie Produzenten ticken, dass ihnen die Qualität eines Film vollkommen schnurz ist und sie nur gucken, ob am Ende Geld rausspringt. Gepaart wird das Ganze mit Einblicken aus Cannes und zahlreichen Stimmen von Stars. Wer Filme mag, sollte mal einen Blick riskieren. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
fabian oder der gang vor die hunde (dominik graf, 2021)
schreib ich halt doch noch was: absolutes meisterwerk, bester deutscher film seit ... victoria ... oder toni erdmann ... systemsprenger ... die geliebten schwestern ... diese liga eben.
ödipussi (loriot, 1988)
was die deutsche filmszene noch weniger kann, als dramen oder genrefilme: die gute komödie. war da seitdem nochmal was? er fehlt mir. ich bitte um auferstehung, herrgottnochmal.
la decade prodigeuse (claude chabrol, 1971)
großartig besetzter (anthony perkins, michel piccoli, marlène jobert, orson welles), total abgefahrener psychokrimi, bei dem man bis zum schluss nicht weiß, wohin das führt - also nicht nur im sinne von "whodunnit", sondern auch, wo der film eigentlich betreffs seines genres überhaupt hin will - familiendrama? horror? sogar übersinnliches? genial erdacht und umgesetzt. steigt direkt in meine top 3 der chabrol-filme ein.
happy times (michael mayer, 2019)
israelisch-amerikanische horrorkomödie, vom regisseur des grandiosen "out in the dark" dessen hauptdarsteller michael aloni hier auch wieder dabei ist und dabei völlig over the top agiert, wie auch seine kollegen, aber das muss so. das blut spritzt ebenso beherzt umher wie die pointen - politisch völlig unkorrekt, jüdisch-selbstironisch, dass es eine freude ist.
gespenster (christian petzold, 2005)
ein petzold, der mir noch fehlte (bleibt nur noch "wolfsburg"). gehört nicht zu seinen besten (das sind m.e. "die innere sicherheit", "barbara" und "transit"), aber sehenswert - wie alles von ihm - ist er allemal und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich da bei wiederholtem sehen noch so einiges offenbart. seitdem hat man leider nix nennenswertes mehr von julia hummer mit ihrem minimalistischen spiel gesehen. sehr schade, ich denke, sie hätte es weit bringen können.