Oh je, mir schwant enttäuschendes für meinen geplanten Kinobesuch - wollte den auch nutzen, um dieses Jahr zum ersten Mal wieder ins Kino zu gehen. Tenet fand ich ja extrem durchwachsen, das ist also keine besonders charmante Messlatte. The Rider emfpand ich ähnlich toll wie du.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #3811undine (christian petzold, 2020)
ja, die kritik hatte schon recht: das ist nicht einer seiner besten, aber ich kann petzold inzwischen sogar eine etwas halbgare story mit mythen in tüten verzeihen, solange sein stil, sein handwerk und seine wahl der schauspieler (paula beer! franz rogowski!) auf gewohntem niveau bleiben ... und ich mich nicht langweilen muss. und das ist auch bei "undine" wieder der fall.
Ich habe mich ebenso gut unterhalten gefühlt - diese mystischen Unterwasserbilder haben schon einen eigenen Reiz. Wobei es für mich jetzt auch nicht gleich eine Trilogie über Elementargeister sein müsste
ich fand beide ziemlich ähnlich gut, aber weder nomadland als auch the rider grandios. für oscar-kandidaten aber schon sehr feinfühliges, lyrisches kino.
Zitat von Quork im Beitrag #3946Oh je, mir schwant enttäuschendes für meinen geplanten Kinobesuch - wollte den auch nutzen, um dieses Jahr zum ersten Mal wieder ins Kino zu gehen. Tenet fand ich ja extrem durchwachsen, das ist also keine besonders charmante Messlatte. The Rider emfpand ich ähnlich toll wie du.
nee nee, lass dich nicht abschrecken. wie gesagt: der film ist gut und es lohnt sich, dafür ins kino zu gehen (allein die bilder ...). ist nur mal wieder mein übliches oscar-lamento. ich sollte mich - ähnlich wie bei den grammys - von der einbildung verabschieden, dass da ausschließlich qualität bewertet wird.
Das Ticket für's Freiluftkino ist sowieso längst gebucht - ist ja alles immer weit im Voraus ausverkauft diesen Sommer. Mal schauen, wie es wird. Wenn ich zwischendurch nicht Wikipedia bemühen muss um zu verstehen, was gerade passiert, wird es auf jeden Fall besser als Tenet.
nein, das ist wirklich nicht zu befürchten. entropie spielt in diesem film eine recht untergeordnete rolle.
dass kino nicht so kompliziert sein muss, um zu begeistern, haben auch unsere letzten beiden filmerlebnisse gezeigt:
1. jerry maguire (cameron crowe, 1997)
tja, was hat mich damals davon abgehalten, filme mit tom cruise anzuschauen, die nicht mindestens ein bisschen problembewusstes, literarisches oder sonstwas im bildungsbürgerkanon darstellten (rain man, born on the 4th of july, eyes wide shut, magnolia)? ja, er ist vielleicht nicht der allerhellste, ein schrecklicher schönling und bei scientology, aber - scheiße - man kann ihm nicht absprechen, dass er ein verdammt guter schauspieler ist. limitiert? ja, aber verlangt jemand von meryl streep ein action star zu sein? da kann man cruise durchaus eine ordentliche portion chuzpe zusprechen und der typ trägt ein franchise wie mission impossible (o.k. mit ein paar durchhängern) im alleingang. lange rede, kurzer sinn: ich hab den film schlicht und einfach ignoriert. sport und alles was dazu gehört war mir damals eh wumpe. nun denn, es ist ja immerhin ein film von cameron crowe, dessen "almost famous" einer meiner lieblingsfilme ist. also endlich mal ausgecheckt. und was soll ich sagen: ich wurde nicht enttäuscht. cruise spielt sein komödiantisches wie melodramatisches talent voll aus, renee zellweger, die ich ansonsten nicht sonderlich schätze, macht ihren job auch recht gut, aber insgesamt sind story und pacing einfach sooo gut, da konnte fast nix schief gehen. toller film und der oscar für cuba gooding jr. geht auch voll in ordnung.
2. das schönste mädchen der welt (aron lehman, 2018)
ja, doch, es gibt sie: die gute deutsche teenie-komödie. muss die irgendwie realistisch sein? nö. starpower ist auch egal (anke engelke und heike makatsch haben prima rollen, sind aber auch gar nicht wichtig), aber einen klassischen stoff wie den von cyrano de bergerac dermaßen zeitgemäß wie unpeinlich umzusetzen - mit so tollen, wie unbekannten schauspielern - ist bewundernswert. wenn sich schweiger und schweighöfer davon nur eine winzige scheibe abschneiden könnten, die deutsche filmlandschaft wäre nicht so am arsch. und wir haben am schluss beide geheult. welcher deutsche film hat das zuletzt geschafft?
Eigentlich hatten wir geplant, heute ins Freiluftkino zu gehen. Aber die Gewitter über Niederösterreich machen das nicht möglich. Also gehen wir ins normale Kino und schauen uns "Nobody" an.
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #3939Aus dem Nichts (Kriminal-Thrillerdrama, D/F 2017, R: Fatih Akin, D: Diane Kruger, Denis Moschitto, Johannes Krisch, Samia Chancrin, Numan Acar, Ulrich Tukur) Es bleibt dabei: Fatih Akin ist einer der besten deutschen Regisseure unserer Zeit. Seit seinem Debüt "Kurz und schmerzlos" habe ich keinen Film von ihm gesehen, der mittelmäßig war (mir fehlen aber auch "Auf der anderen Seite", "The Cut" und "Der goldene Handschuh"). Hier liefert er wieder ab - und setzt eine Schauspielerin in Szene, die mir bislang eher als Staffage aufgefallen war: Ex-Model Diane Kruger (eigentlich ja Heidkrüger). Die spielt als Frau, die bei einem Bombenanschlag von Nazis Mann und Kind verloren hat, so grandios und zeigt, dass sie auch als Charakterdarstellerin taugt. Wahnsinn. Angelehnt ist die Story an die Anschläge des NSU, besonders natürlich der Nagelbombenanschlag auf der Keupstraße in Köln. Gleichzeitig ist der Film aber auch ein Justiz-, Rache- und Familiendrama. Das Ende wirkt nach und ich bin mir nicht sicher, ob es mir gefallen hat. Aber eigentlich ist es dann auch konsequent. 8/10
Jetzt auch gesehen. Trotz grundsätzlicher Begeisterung für Akin‘s filmisches Schaffen hatte ich meine Zweifel an diesem Film, leider nicht ganz unbegründet. An der Machart gibt es nicht viel zu mäkeln - das ist ganz klar über dem deutschen Durchschnitt. Diane Kruger durfte wahrscheinlich zum ersten Mal ihr schauspielerisches Können beweisen. Am Ende stellt sich mir leider die Frage, was der Film eigentlich soll oder will. Einen realen Mordanschlag für ein Drama zu verwenden, finde ich für sich genommen schon problematisch. Zur Legitimation sollte das Ergebnis schon herausragend sein. Dramen über Rache laufen schnell Gefahr, einfach nur banal zu sein. Wenn es zur Aussage oder der Intention des Filmes kommt, fallen mir leider kaum Gründe ein, die sich diesem Verdacht entgegenstellen. Er erzählt einfach zu wenig über den Verlust geliebter Menschen durch einen feigen Anschlag, bzw. den Schmerz und die Verzweiflung, die daraus erwachsen. Auch wenn der Film genau das versucht, geht er m.M.n. nicht sehr in die Tiefe, was das angeht. Es wird so gut wie nichts über institutionellen Rassismus erzählt, der beim realen Fall dazu führte, dass viel zu lange in falsche Richtungen ermittelt wurde. Im Film sind diese fehlgeleiteten Ermittlungen sogar nachvollziehbar. Also was erzählt der Film eigentlich? Ich finde, im Ergebnis nicht viel.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Nobody (Action-Krimidrama, USA/J 2021, R: Ilya Naishuller, D: Bob Odenkirk, Aleksey Serebryakov, Connie Nielsen, Christopher Lloyd) Mein erster Kinobesuch seit März 2020. Ich wusste nicht viel über den Film, aber er klang nicht schlecht. Was ich aber bekommen habe, war ein Riesenhaufen Bullshit. Eine Actionorgie, die so auch aus den 80ern hätte stammen können, gepaart mit den Gewaltexzessen, die man von Tarantino kennt. Lange saß ich da und habe überlegt: Finde ich das genial? Oder finde ich es einfach nur Müll? Die Entscheidung tendierte am Ende für letzteres. Bob Odenkirk spielt einen Niemand, einen Familienvater, der gefangen im Hamsterrad ist, einer, der nichts kann, dem nichts gelingt, dessen Frau schon lange keine Liebe mehr empfindet, dessen Teenagersohn nicht am Vater aufsieht, nur die junge Tochter liebt ihn abgöttisch. Nach einem Einbruch, bei dem die beiden Täter offenbar das Kittycat-Armband der Tochter mitgenommen haben, sieht der Mann Rot. Die eigentlichen Ereignisse des Film geschehen aber später, als ihm Mitglieder der Russenmafia in die Quere kommen. Es folgt ein Gewaltporno, in dem es nur noch ums Töten geht, und zwar auf brutalste Art und Weise. Es spritzt das Blut, es splittern Knochen, es flatschen Messer in Haut, es explodiert, krach, Bumm, Peng. Dabei gibt es wiederholt Logiklöcher so groß wie der Atlantik. Denn vielleicht ist Nobody gar nicht Nobody. Immerhin habe ich mich gefreut, Christopher Lloyd wiederzusehen. Aber der Film? Puh. 3/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
vor jahren gesehen, auf verwirrende weise faszinierend gefunden, und dann erst mal vergessen: The Last Minute (stephen norrington, 2001).
ein junger künstler (max beesley) - man erfährt nie, auf welchem feld er eigentlich tätig ist - ist der neue heiße scheiß, wird gehypt, herumgereicht, vollgeschleimt, zugekokst, und auf der höhe des erfolgs von einem moment auf den anderen fallengelassen wie eine heiße kartoffel. innerhalb kürzester zeit findet er sich im wortsinne ganz unten wieder, nämlich im keller eines theaters, wo er in einer dickens'schen szenerie zwischen zum stehlen abgerichteten kinderganoven und einer gescheiterten ballerina allmählich, von harten drogen befeuert, dem verfall entgegenvegetiert, bis er sich in einem aufbäumen befreit, ein comeback versucht, und schließlich eine art happy end erreicht, von dem aber (wie vieles andere in diesem film) komplett unklar ist, ob es wirklich eines ist, oder was es überhaupt ist. auch beim erneuten gucken hab ich den streifen nur teilweise verstanden, die faszination aber ist geblieben. und besonders die liebe zu jason isaacs, der hier eine unfassbar begnadete performance als singender mafiosi liefert. irgendwer hat den - grandios gefloppten und nahezu unbekannten - film komplett auf youtube hochgeladen. mal sehn, wie lange er dort bleiben darf:
Zu "Nobody": Das klingt wie einer dieser Filme, die mich so wütend machen, dass ich eine 1/10 zücke, um meine Verachtung für alle Beteiligten auszudrücken.
Raging Bull Toxic masculinity in Filmform. Wenn ich drüber nachdenke, gilt das für viele Werke Scorseses, aber hier ist es das zentrale Thema. Jake LaMotta ist ein schrecklicher Mensch in allen Belangen, der alles um sich herum in den Abgrund zieht. Der Film selbst ist sensationell fotografiert und hervorragend gespielt. Wenn DeNiro so auf dem Set gewesen ist, hat sich bestimmt niemand getraut, den anzusprechen. Muss aber auch zugeben, dass mich die Erzählung zwischendurch manchmal verloren hat. (7/10)
Badlands Terrence Malicks Erstling ist ein atmosphärisch dichter, hervorragend fotografierter und gut gespielter Film und dementsprechend gut anzuschauen. Inhaltlich hat er mich aber vor Probleme gestellt. Ich verstehe bis heute nicht, warum man Filme über solche Psychopathen machen muss. Unterm Strich aber auf der positiven Seite und um Längen besser als sein nachfolgendes Schnarchfest „Days Of Heaven“. (7/10)
Infernal Affairs Die Handlung ist anfangs etwas konfus erzählt, aber nach und nach findet man rein, und dann lohnt sich der Film. Hat eine schöne Prämisse und optisch lohnt er sich auch, denn das Regisseursgespann inszeniert sehr lebendig. Stilistisch riecht es eher nach den 90ern als nach 2002. Der Schluss hat mich überrascht. (8/10)
The Maltese Falcon Dreißig Jahre sind ins Land gezogen und ich finde die Handlung immer noch ziemlich konfus. Das ist aber nicht mein Hautproblem mit dem Film, sondern diese überzogenen Szenen. Alles irgendwie etwas quarkig. Aber sieht gut aus und die Atmosphäre stimmt soweit. (6/10)
Le Charme Discret De La Bourgeoisie Filme von Luis Buñuel sind irgendwie… anders. Dieser hat mir etwas weniger Freunde als das „fantôme de la liberté“ bereitet, aber man kann sich dieser absurden Aneinanderreihung von Szenen, die vielleicht etwas aussagen oder vielleicht auch nicht, kaum entziehen. Ich beschließe mal für mich, hier eine große Verachtung für Oberschicht und Klerus rauszulesen. (7/10)
The Cremator (Spalovač Mrtvol) Die Neue Tschechoslowakische Welle hat offensichtlich jede Menge ungewöhnliche Filme hervorgebracht. Das war nun mein dritter, und auch dieser findet sich wieder außerhalb der meisten Filmkonventionen. Ich habe noch nie solche Szenenübergänge gesehen. Zusammen mit dem Quasi-Monolog des Hauptdarstellers ergibt sich eine hypnotische, traumartige Atmosphäre, die von Anfang bis zum Ende durchfließt. Im Kern geht es um einen vorher schon ziemlich gestörten Krematoriumsmitarbeiter, der zur Zeit der Nazi-Besatzung Gefallen an den Ideen der Faschisten findet. Man muss das Ding mal gesehen haben, ich denke noch einen Tag später an diese grässliche Person und die ausdrucksstarken Schwarzweiß-Bilder. Wahnsinn, im wörtlichen Sinne. (Zu sehen auf Youtube mit englischen Untertiteln.) (9/10)
Zitat von Olsen im Beitrag #3957Badlands Terrence Malicks Erstling ist ein atmosphärisch dichter, hervorragend fotografierter und gut gespielter Film und dementsprechend gut anzuschauen. Inhaltlich hat er mich aber vor Probleme gestellt. Ich verstehe bis heute nicht, warum man Filme über solche Psychopathen machen muss.
niemand muss, aber viele menschen (mich eingeschlossen) halten das halt für ein faszinierendes sujet und wenn man's nicht mag, kann man auch das anschauen sein lassen. (und zu "days of heaven = schnarchfest" schreibe ich mal lieber nix. ich will ja nicht ausfällig werden. )