Zitat von gnathonemus im Beitrag #3551la verité (hirokazu koreeda, 2020)
typisch französisches laber- und psychokino - nur echt gescripted und in szene gesetzt von einem japaner. aber das zeigt halt ganz klar, wie universell koreedas filmsprache funktioniert. und wenn man mit catherine deneuve und juliette binoche zwei ganz große ihres fachs zur verfügung hat, kann fast nix schiefgehen. klar, an "shoplifters" kommt er nicht ran, aber ich hab mich bestens unterhalten gefühlt und mich am schauspiel der beiden damen geweidet. einfach hinreißend!
Hat mir auch gut gefallen. Koreeda ist einfach meisterhaft darin Familien zu beschreiben. Es macht viel Spaß seinen ganzen feinen Beobachtungen zu folgen. Catherine Deneuve hat diese ältere Diva aber auch hervorragend dargestellt.
Mitte der 80er im UK. Die "Video Nasties" sind für muffige Briten Quell allen Übels der verdorbenen Jugend. Die Mitarbeiterin einer Zensurbehörde sichtet in dieser Zeit täglich etliche Filme, trägt aber aus Kindheitstagen ein ganz eigenes Trauma mit sich herum, welches plötzlich in einem Video auftaucht. Daraufhin macht sie sich auf die Suche nach den Produzenten.
Klasse Debütfilm mit klasse Ende und feiner Aussage zum Thema Zensur. Schöner nächster Kinoabend. Leider laufen solche Filme hier an zwei Abenden im kleinsten Saal. Wir waren insgesamt vier Leute, naja.
Tipp: Keinen Trailer schauen. Habe ich auch nicht. Der verrät unglaublich viel.
Ich werde irgendwann mal in Ruhe rekapitulieren, muss aber sagen: Entgegen meiner Erwartungen habe ich mich gestern in Catweazle amüsiert.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Die Geschichte könnte älter nicht sein, der Spin aber ist neu, zumindest für mich. Visuell beeindruckend, weil dreckig, schön geschossen, kreatives Design. Gutes Ding. Nach ca. 20 der 130 Minuten wurde die Hälfte des Dialog-Pensums aufgebraucht, aber wer "A Ghost Story" gesehen hat, wird sich eh darauf eingestellt haben. Für mich geht's in erster Linie um Erwartungen und um Dinge, die wir einfach nicht ändern können; um die Angst vor uns selbst und falsche Motivation. Kino ey <3
fand ich sogar noch besser als "oh boy". nix gegen tom schilling (der hier auch wieder mitspielt), aber corinna harfouch ist halt ne nummer, an die er noch nicht ganz heranreicht. thematisch und vom setting her ähneln sich die beiden filme sogar (ein paar tage aus dem leben von versager*innen in berlin), sind aber dann auch wieder grundverschieden. mich hat er ein bisschen an hanekes "klavierspielerin" erinnert und harfouch ist eine der wenigen deutschen schauspielerinnen, die in etwa der liga der dort agierenden isabelle huppert anzusiedeln sind.
harold & kumar (danny leiner, 2004)
harmlose, aber doch recht amüsante kifferkomödie. war auf prime leider nur auf deutsch erhältlich. na ja, ich hab's immerhin nicht bereuen müssen.
just friends ("gewoon vrienden", annemarie van de mond, 2018)
08/15 gay interest rom com. ich vergebe die prädikate "ganz nett", "das gegenteil von gut ist gut gemeint" und "zwei sahneschnitten von hauptdarstellern" mehr aber leider nicht.
a prayer before dawn (jean-stéphane sauvaire, 2017)
minimalismus, du bist mein freund. an den echten fall des billy moore angelehnt, einem boxer, der in thailand wegen drogen im knast landet und dann mithilfe seines sports versucht, dieser hölle zu entkommen. es wird geschrien und gekämpft - verstehen kann man nix, da fast alles auf thailändisch, aber das macht gar nix - im gegenteil - es verdeutlicht einem billys situation um so besser. die boxkämpfe sind fantastisch inszeniert - die kamera klebt an den kontrahenten und vermittelt einem das gefühl, mit im ring zu stehen. das hat selbst mich, dem boxkampf völlig befremdet gegenüberstehenden, überzeugt. und joe cole spielt das riesig, neben all den thailändischen ex-cons, die sauvaire für den film rekrutiert hat. sehr empfehlenswert!
doku über die gescheiterten dreharbeiten für clouzots "l'enfer" und der filmtitel entpuppte sich als adäquate beschreibung dafür. clouzot hatte hunderttausend ideen aber null plan. der film sollte die krankhafte eifersucht von marcel (serge reggiani) gegenüber seiner frau odette (romy schneider) mit teilweise drastischen filmischen experimenten - viele davon in richtung op-art und psychedelik - darstelllen. ich fürchte, da ist uns echt ein meisterwerk entgangen, aber nachdem reggiani das handtuch geworfen hat und kein ersatz gefunden wurde, erlitt clouzot einen herzinfarkt und damit war das projekt erledigt. leider ein allzu gutes beispiel dafür, wie genie am größenwahn scheitern kann.
lux aeterna (gaspard noé, 2019)
an noé werde ich mich wohl bis an mein lebensende abarbeiten, obwohl ich ihn nur selten richtig gut finde, aber er ist halt einer der interessantesten, der viel wagt und manchmal gewinnt, aber auch schon veritable rohrkrepierer ("love" zum beispiel) hingelegt hat. das hier ist ein filmischer essay über das filmemachen selbst, starkult, beatrice dalle und charlotte gainsbourg. wegen split screen und stimmendurcheinander ist es extrem schwer, zu folgen, aber letztendlich ist es egal: alles scheiße, deine elli
first cow (kelly reichardt, 2019)
dazu schreib ich morgen noch was. toller film, aber jetzt kann ich nicht mehr.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #3996first cow (kelly reichardt, 2019)
dazu schreib ich morgen noch was. toller film, aber jetzt kann ich nicht mehr.
so, jetzt:
und wieder: minimalismus. trotz sparsamster dialoge, unendlicher langsamkeit, ausführlichem abfilmen alltäglicher verrichtungen kommt keine langeweile auf und es entwickelt sich eine spannende geschichte, die mich total in ihren bann gezogen hat. zwei loner, ein introvertierter koch und ein chinesischer trapper begegnen sich zur zeit der besiedelung unter widrigsten umständen in den wäldern oregons. mit nicht ganz lauteren mitteln ziehen sie zusammen ein business auf, um den absprung ins gesegnete kalifornien zu schaffen ... . ein film über freundschaft, abenteuer und den amerikanischen traum - melancholisch, hypnotisch, toll gefilmt und gespielt. auf mubi gab's als bonus noch ein interview mit kelly reichardt. supersympathische frau. nachdem mir "night moves" schon recht gut gefallen hat, werde ich bestimmt auch bald "old joy" und "wendy & lucy" ansehen, die auch gerade bei mubi angeboten werden.
Auf den Film bin ich über YouTube aufmerksam gemacht worden. Es gibt z.Zt. leider kein Streaming-Angebot dafür. Ebenso gibt es keine deutsche DVD- oder BluRay-Ausgabe davon, obwohl es eine deutsche Synchronfassung durchaus gibt (Grauen um Jessica), aber immerhin gibt es eine amerikanische BluRay. Es ist der erste abendfüllende Film des Regisseurs John D. Hancock, den man am ehesten für seine Regiearbeit für zahlreiche Twilight Zone-Episoden in den 80ern kennen dürfte.
Zur Handlung: Jessica hat gerade 6 Monate in einer Nervenheilanstalt verbracht und ist nun unterwegs mit ihrem Partner und einem Freund, um in einem abgelegenen, alten Haus in der Provinz einen neuen Anfang zu wagen. Bald sieht sie schon rätselhafte Dinge, die Bewohner des Ortes verhalten sich recht merkwürdig, und Jessica befindet sich im ständigen Zweifel, ob sie von ihrer Wahrnehmung getäuscht wird, oder ob diese merkwürdigen, teils bedrohlichen Dinge tatsächlich geschehen.
Mir kamen Filme wie Carnival Of Souls in den Sinn, sowie Rosemary‘s Baby. Auch wenn ich den Film nicht in eine Reihe mit diesen Filmen stellen würde, ist es m.M.n. ein gut gemachter, unheimlicher Film, der mehr Bekanntheit verdient hätte.
The Handmaid‘s Tale (USA 1991)
Tja, wie ist man jetzt fair zu diesem ersten Verfilmungsversuch des Romans von Margaret Atwood? In etwas weniger als zwei Stunden konnte Volker Schlöndorff natürlich nicht erzählen, was die erste Staffel der Serie, die 2017 erstmalig ausgestrahlt wurde, in knapp 10 Stunden erzählen konnte. Man muss dazu sagen, dass man 1991 nie auf die Idee gekommen wäre, das Serienformat zu wählen, für eine Romanverfilmung wie diese. Einen komplexen Roman in 1,5 bis 2 Stunden zu erzählen, war somit eine übliche Herausforderung des Autorenfilms.
Natürlich kann ich heute nicht vollends beurteilen, wie dieser Film auf mich gewirkt hätte, wenn ich die Serie, dessen erste Staffel mich außerordentlich beeindruckt hat, nicht bereits gekannt hätte. Aber bei allem Bemühen um Fairness kann ich dieser Verfilmung so gut wie nichts abgewinnen. Die Darstellungen sind hölzern bis zum Level einer Seifenoper. Die Charaktere haben so viel Tiefe wie eine Kontaktlinse, und das im besonderen tut wirklich weh. Die Schicksale der Frauen gingen mir nie richtig nah - das hätte ich vorher im Kontext dieser Geschichte kaum für möglich gehalten. Das einzig gute, was mir zu diesem Film einfällt, war wie manche Aspekte des Terrorstaats Gilead und des Krieges, in dem sich dieser befindet vage und unscharf im Hintergrund behandelt wurde. Die Bedrückende Stimmung wurde damit einigermaßen effizient eingefangen, gemessen daran, dass die Zeit für weitere Ausformulierungen nicht gegeben ist.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ein fantastischer Film. Also ein bisschen was muss man schon für Fantasy und Ritter übrig haben, aber dann schlägt dieser Film ziemlich ein. Und ist vor allem viel mehr als ein Fantasy-Film voller Schwertschwinger. Tolle Einstellungen, wenig Dialoge, dafür umso mehr stimmungsvolle Musik, ein guter Cast (zum Teil vom ebenfalls ziemlich guten „The King“ weggecastet) und vor allem ein sehr charismatischer Dev Patel, dem diese Ritterfrise verdammt gut steht. Eine gelungene Neuauflage des Jahrhunderte alten Stoffs, der mich schon als Kind irgendwie fasziniert hat.
Edit: Fragt mich übermorgen aber lieber nochmal, im Moment bin ich immer recht schnell begeistert, einfach weil man wieder Filme auf der großen Leinwand schauen kann.
the personal history of david copperfield (armando ianucci, 2019)
der literatursnob rümpft die nase, ich hab meinen spaß. ich kenne dickens' vorlage nicht, aber das genörgel über mangelnde werktreue (hier: feinsinnig komödiantisches wird als übergeschnappte farce interpretiert) kann ich echt nicht mehr hören, noch ernst nehmen. was im theater akzeptiert und bejubelt wird, geht angeblich im kino gar nicht. kritik darf gene geäußert werden, ist ja nicht allen ihre sache, aber diese einfältigen rezensenten, die einfordern, dass der tenor des originals doch unverfälscht bleiben muss, ... wer sagt das? na ja, egal, alles in allem ist er doch ganz gut weggekommen und das deckt sich mit meiner wahrnehmung.
thelma (joachim trier, 2017)
junge frau, die sehr behütet, religiös und ziemlich von der außenwelt abgeschottet aufgezogen wurde, zieht fürs studium in die große weite welt (oslo) und kommt zum ersten mal in kontakt mit so sachen, die leute in dem alter so machen (alkohol, sex, drogen) und damit entfesselt sie eine - seit der kindheit in ihr schlummernde - gabe, die sich für ihr umfeld nicht gerade zum vorteil auswirkt. herausgekommen ist eine spannende metapher aufs erwachsenwerden und das abnabeln vom elternhaus - keine intellektuelle herausforderung, aber auch nicht banal und v.a. toll inszeniert und gespielt.
the invisible man (leigh wannell, 2020)
soviel vorab: elizabeth moss ist eine wucht und das lässt einen die eine oder andere schwäche des films vergessen - die logik des drehbuchs allen voran. am besten nicht groß über die story nachdenken - dann funktioniert der film ganz gut, spannend ist er eh und gut gemacht auch.
Selten wurde die Unschuld junger (erster) Liebe so schön festgehalten wie hier. Selten zeigt ein Film Teenager, die sich auch tatsächlich wie Teenager verhalten. Ein Film wie eine lange warme Umarmung.
Spontaneous (2020)
Coming-of-Age Romcom mit leichtem Horror Twist. Der gute alte Spruch "lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter" wird hier auf die Spitze getrieben, als an einer High-School Schüler plötzlich anfangen buchstäblich zu explodieren. Genau in diesem Umfeld verlieben sich Mara und Dylan und versuchen das beste daraus zu machen, schließlich könnte jeder Moment ihr letzter sein. Schönes Debüt.
Dieser Film lief auf der vorletzten (?) Berlinale. Die Ausschnitte, die es anlässlich dessen zu sehen gab, erinnerten mich an den Film Relatos salvajes (Wild Tales) (2014). Beide Filme werden in Episoden erzählt, die von absurdem so wie rabenschwarzem Humor geprägt sind. Allerdings geht dieser Film dabei noch viel weiter. Daher eine Triggerwarnung: In diesem Film gibt es drastische Gewaltdarstellungen und thematisiert mehrfach sexuelle Gewalt. Für mein Empfinden geht der Film etwas zu weit, was das angeht.
Der Film ist in drei Kapitel aufgeteilt, aber innerhalb dieser Kapitel werden mehrere Geschichten erzählt, die zunächst unzusammenhängend erscheinen, sich aber im Laufe des Films ineinander verweben. Ein Mann und eine Frau sitzen sich in einem Fernzug gegenüber. Der Mann stellt sich als Psychiater vor, und beginnt, über besonders skurrile Fälle von paranoiden und schizophrenen Persönlichkeiten zu erzählen. Je weiter der Film fortschreitet, desto weniger eindeutig ist, welche Geschichten Teil einer Wahnvorstellung sind und welche nicht, sowie wer eigentlich wie verrückt ist und wer nicht. Es endet eigentlich in kompletter Verwirrung, aber mehr möchte ich nicht verraten.
Der deutsche Titel ist nicht korrekt übersetzt. Es müsste eigentlich „Die Vorzüge einer Zugreise“ heißen, aber ich schätze, das Wort „obskur“ im deutschen Titel, sollte Freundinnen und Freunde der Filme von Buñuel ansprechen. Ein nachvollziehbarer Gedanke, der aber möglicherweise manche in diesen Film lockt, die darauf nicht wirklich vorbereitet sind. Ich halte mich nicht für überempfindlich, was drastische Darstellungen und Themen angeht, aber dieser Film, auch wenn ich ihn insgesamt sehenswert fand, kratzte in Teilen schon an meiner Toleranzgrenze.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Das war letztes Jahr der einzige Film den ich zwischen den Lockdowns im Kino gesehen habe und vielleicht nicht die optimale Wahl. Eigentlich ein guter Film mit interessanter Geschichte, aber ich hatte das gleiche Problem wie Lumich: Ich halte mich auch nicht für extrem sensibel, aber die sexuelle Gewalt fand ich fast unerträglich und es hätte mich nicht gewundert, wenn ich Alpträume davon bekommen hätte. Und den auf ein Buñuel-Publikum schielenden deutschen Titel fand ich den doofsten seit Jahrzehnten.
Gibt es da verschiedene Versionen? Bei Amazon Prime gibt es eine FSK 16 Fassung und wenn ich euren Schilderungen folge, kann das fast nicht sein, oder?
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Der ist ab 16. Es gibt auch nur eine Splatter-Szene, die evtl. anderes vermuten ließe. Es sind weniger ausformulierte Darstellungen als inhaltlich drastische Gewalt, die mir und Anorak Twin aufs Gemüt geschlagen haben. Ich will da nichts spoilern. Insbesondere bei einer Sache finde ich, dass man so etwas nicht filmisch verbraten sollte, wenn eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema nicht das Ziel des Unterfangens ist. Es ist eigentlich schade, weil die Erzählweise an sich sehr gelungen ist.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.