a propos origineller horror: hab zuletzt men und the black phone geschaut. ersterer ist eine surreale wucht. minimalistisch inszenierte traumabewältigung, die echt an die nieren geht. ich bleibe fan von a24. letzterer ist in seinen mitteln deutlich konventioneller. mir gefällt aber die verbindung von übernatürlichem und weltlicher erdung sehr gut. mich würde überhaupt nicht wundern, wenn die beiden geschwister eine große karriere hinlegen.
Milionari (2014) Marcello "Alendelòn" Cavani steigt bis an die Spitze eines Camorra-Clans auf. Der Film folgt seinem Leben von den 70ern bis in die 2000er - 30 Jahre Gewalt, Verbrechen, Familienleben, Partys, alles eben, was dazugehört, wenn man es in der Mafia zum Millionär bringt. Spannend ist der Film, gut erzählt in tollen Bildern. Und Neapel ist natürlich eine Wucht. Wer Mafia-Filme mag, sollte diesen sehen!
Buba (2022) Eine Art How to sell drugs online (fast)-Prequel um Jakob "Buba" Otto, den Kleinkriminellen, mit dem sich die Jungs in der Serie anlegen. Aber hier geht es eben um sein Leben, das er sich aus einem weirden Aberglauben heraus maximal unangenehm gestaltet, um seinen Bruder vor Schaden zu bewahren. Bjarne Mädel und Georg Friedrich überzeugen auf ganzer Linie. Manchmal nimmt der Slapstick vielleicht ein bisschen überhand, aber insgesamt ist der "Krieg" zwischen den "echten" und den "unechten" Albanern, denen sich die Brüder angeschlossen haben, sehr viel Spaß. Ich habe viel gelacht! Empfehlung, wenn man schnelle, witzig gefilmte deutsche Komödien mag.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Was gewesen wäre Hab ich mir nur wegen Christiane Paul und Ronald Zehrfeld angesehen. Mehr Gründe gibt's auch nicht. Na gut, Budapest sieht stellenweise schick aus, aber das wussten wir auch vorher schon. (6/10)
erfolgreicher italienischer geschäftsmann erbt von seiner - ihm kaum bekannten - tante ein heruntergekommenes haus in istanbul, das neben der ersatzfamilie der tante auch ein längst geschlossenes, verfallenes türkisches bad beherbergt. also reist er an, um die immobilie so schnell wie möglich zu verhökern, doch fühlt er sich mit der zeit in der familie zusehends wohler, verliebt sich heimlich in den sohn und beschließt den hamam zu renovieren, anstatt zu verkaufen. dann reist ihm seine frau hinterher ... . der film sei prüde, weil die romanze zwischen den beiden männern nur andeutungsweise gezeigt werde, aber - hey, kritiker - das ist überhaupt nicht das thema des films, sondern es geht darum, lebensentwürfe in frage zu stellen, dass das schicksal hie und da mal herausgefordert werden muss und vor allem um eine liebeserklärung an die stadt istanbul (die ich leider selbst immer noch nicht kenne. aber der film hat mir gezeigt, dass ich da unbedingt was nachzuholen habe.)
el angel exterminador (luis bunuel, 1962)
auf deutsch: der würgeengel. eine großbürgerliche gesellschaft trifft sich nach genuss einer opernaufführung auf ein soupé in einer herrschaftlichen villa. das personal macht sich - bis auf den treuen butler - davon und durch eine nicht näher bestimmbare macht sind die damen und herren nach der soirée nicht in der lage den salon des hauses zu verlassen (sowie auch von außen niemand das gebäude betreten kann). was sich dann abspielt, ist so grotesk wie naheliegend, absolut großartig inszeniert und gespielt - und das, obwohl der film total unterfinanziert war. das merkt man ihm wirklich in keiner minute an und unterstreicht bunuels meisterschaft auf beeindruckende weise.
phenomena (dario argento, 1985)
1985 war ich auf schüleraustausch in italien. bei meiner gastfamilie lief ständig der fernseher und in den - sehr häufigen - werbepausen wurde der film ziemlich heftig beworben. die bilder des trailers fand ich sehr, sehr beunruhigend und waren ein grund, warum ich um horrorfilme sehr lang einen großen bogen machte. eine nebelkerze, wie ich jetzt feststellen konnte, denn da wurde wirklich alles hineingepackt, was an diesem film ein bisschen gruselig ist. ansonsten ist er nämlich sehr bedächtig inszeniert und hat relativ wenige schock- und gore-momente. suspiria light - wenn man so will und daher auch leider eine ziemliche enttäuschung, auch wenn es sehr gute performances von jennifer connelly und donald pleasance zu sehen gibt und der stil gewohnt beeindruckt. muss man aber nicht gesehen haben.
Le sommet des dieux (Gipfel der Götter) Bergsteiger sind besessene Egoisten, aber trotzdem fasziniert mich diese fremde Welt immer wieder. Funktioniert so ein Thema als Zeichentrickfilm? Ja, tut es. Die Einsamkeit im Berg kommt gezeichnet zwar nicht so gut rüber wie bei den besten Realfilmen, aber die Geschichte ist gut und im letzten Drittel auch sehr spannend. Hervorragender Film, sehr zu empfehlen. (9/10)
jetzt muss ich doch noch was darüber schreiben, nachdem ich ihn nun zum zweiten mal gesehen habe (das erste mal versehentlich in der synchronisierten fassung). zum zeitpunkt des ersten schauens war er mein absoluter lieblingsfilm des jahres, weil: überbordend an eigenen ideen, während aber referenzen und ostereier noch und nöcher enthalten sind (und die allein rechtfertigen das zweite mal schauen) und zwar auf sowohl humorvolle wie respektvolle art und weise; inszenierung, pacing, schnitt, ausstattung, schauspiel: alles ausnahmslos supergut und in allererster linie: die idee der multiversen nicht als gimmick à la marvel verschwendet, sondern - selbst bei aller slapstick-haftigkeit - intellektuell unterfüttert und in der auflösung geerdet in echten menschlichen konflikten und dilemmata. dann kam "licorice pizza", der mich trotz seines sehr viel bescheideneren konzeptes noch ein bisschen mehr überzeugt hat ... und jetzt - eben nach dem zweiten mal - kann ich mich nicht wirklich entscheiden. aber vielleicht gibt es dieses jahr ganz einfach zwei lieblingsfilme ... oder mal schauen, falls ich dem anderen auch noch mal einen re-watch gönne.
beyond the infinite two minutes (junta yamaguchi, 2020)
ja, endlich und ich stimme gerne in alle lobeshymnen ein, die diesem kleinen wunder bereits zuteil wurden. so viel liebe, so viel hirnschmalz, die da eingeflossen sind, bei minimalem budget und null erfahrung mit dem medium - dafür maximalen respekt.
toy story 2 (john lasseter, ash brannon, lee unkrich, 1999)
wenn ein sequel nochmal genauso viel spaß macht, nochmal genauso viele tolle - und v.a. andere - ideen und action enthält wie der vorgänger und an diesen anknüpft, ohne irgendwie verräterisch oder widersprüchlich rüberzukommen, dann ist das - ja - schlicht und einfach: kunst
men (alex garland, 2022)
ich kam gerade ziemlich gerädert aus dem kino. garland hat sich diesmal dafür entschieden, sich maximal explizit für eine aussage auszusprechen - keine ambivalenz, kein interpretationsspielraum, aber ist das in diesen zeiten nicht auch eine option? ich kann ihn da sehr gut verstehen, wenn er jessie buckleys charakter in diese tour de force schickt, nachdem sich ihr mann umgebracht hat und sie sich aufs land zurückzieht, um wieder zu sich zu kommen. aber alles, was sie bekommt ist wieder männliche toxizität. und wie sich die äußert, ist mit das gruseligste, was ich in letzter zeit im kino erlebt habe. ich will nicht zu viel verraten, aber cronenbergs body horror, von triers "antichrist" und polanskis "ekel" sind hier nicht weit entfernt, wobei garland originell genug bleibt, um den film als eigenständiges werk anzuerkennen.
toy story 2 (john lasseter, ash brannon, lee unkrich, 1999)
wenn ein sequel nochmal genauso viel spaß macht, nochmal genauso viele tolle - und v.a. andere - ideen und action enthält wie der vorgänger und an diesen anknüpft, ohne irgendwie verräterisch oder widersprüchlich rüberzukommen, dann ist das - ja - schlicht und einfach: kunst
Ich finde den zweiten sogar besser als den ersten - und den dritten noch mal besser als den zweiten.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
ein deutscher Film über "Ausländer", Schwule/Lesben, Polizei, Abschiebung, Liebe/Freundschaft, Kriminalität, das hätte auch echt in die Hose gehen können, ist es aber nicht. Humorvoll, tragisch, Sehenswert.
Zitat von G. Freeman im Beitrag #49163, 2, 1, 4 wäre es für mich. Alle super.
4 habe ich noch nicht gesehen...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
"back to the future" ohne zeitreise in düster, irgendwie. aufgrund einer athmosphärischen anomalie nimmt ein komplett unglücklicher polizist (jim caviezel) per funk kontakt mit seinem vater (dennis quaid) auf, kurz bevor dieser vor 30 jahren verstorben war. klar, dass sohnemann den vater vor künftigem unbill warnen will, und damit setzt er eine kette von manipulationen der zeitabläufe in gang. klar auch, dass man es hier mit der logik nicht allzu strikt hält, aber so ist es mit dem "original" ja auch und wenn man das akzeptiert, bekommt man einen durchaus spannenden und äußerst wendungsreichen thriller geboten. zum ende sage ich jetzt lieber nichts, aber immerhin ruiniert es den film nicht vollends. fazit: echt okay für zwischendurch
la double vie de véronique (krzysztof kieslowski, 1991)
an diesem film ist so vieles so unfassbar toll; vor allem dass er so schlecht greifbar ist (ja, wirklich, genau das): was ist mit diesen beiden veronikas? was verbindet sie (wenn überhaupt)? warum sind sie doch so unterschiedlich - trotz der vielen gemeinsamkeiten? die themenpalette, die kieslowski hier ausbreitet ist uferlos - es geht um sehnsucht, trauer, liebe, sex, familie, zufall oder schicksal, tod, ... . dabei geht es aber keineswegs beliebig zu. es werden zwei durchaus stringente geschichten erzählt, aber in weiten teilen nur in spotlights und skizzenhaft, so dass dem zuschauer sehr viel raum zum ausmalen der weißen stellen und für interpretation bleibt. kieslowskis inszenierung ist perfekt und irène jacob spielt atemberaubend gut ... und doch ... so ganz hat er mich nicht gekriegt. obwohl ich ihr sehr zugewandt bin, der poesie im film, es grenzt für mich schon an overkill und das ausmaß an vergeistigung und kunstfertigkeit drückt sich einem fast zu stark aufs auge. das ist kein finales urteil - den film kann man bestimmt nicht nach einem mal sehen beurteilen, aber für den moment haben für mich "blau" und "rot" aus der farben-trilogie und "ein kurzer film über das töten" die nase vorn.
pacific rim (guillermo del torro, 2013)
hatte ich irgendwann schon mal mit einem halben augen geschaut und fand ihn damals wirklich brunzdoof, aber heute - in der entsprechenden stimmung - doch ganz unterhaltsam und durchaus kreativ in all seiner überkandidelten cgi-action und kunterbuntheit und hebt sich damit immerhin ein wenig von vergleichbaren spektakeln à la aktuelle "godzilla"/"king kong"-verfilmungen oder "jurassic world" ab.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4919 la double vie de véronique (krzysztof kieslowski, 1991)
an diesem film ist so vieles so unfassbar toll; vor allem dass er so schlecht greifbar ist (ja, wirklich, genau das): was ist mit diesen beiden veronikas? was verbindet sie (wenn überhaupt)? warum sind sie doch so unterschiedlich - trotz der vielen gemeinsamkeiten? die themenpalette, die kieslowski hier ausbreitet ist uferlos - es geht um sehnsucht, trauer, liebe, sex, familie, zufall oder schicksal, tod, ... . dabei geht es aber keineswegs beliebig zu. es werden zwei durchaus stringente geschichten erzählt, aber in weiten teilen nur in spotlights und skizzenhaft, so dass dem zuschauer sehr viel raum zum ausmalen der weißen stellen und für interpretation bleibt. kieslowskis inszenierung ist perfekt und irène jacob spielt atemberaubend gut ... und doch ... so ganz hat er mich nicht gekriegt. obwohl ich ihr sehr zugewandt bin, der poesie im film, es grenzt für ich schon an overkill und das ausmaß an vergeistigung und kunstfertigkeit drückt sich einem fast zu stark aufs auge. das ist bestimmt kein finales urteil - den film kann man bestimmt nicht nach einem mal sehen beurteilen, aber für den moment haben für mich "blau" und "rot" aus der farben-trilogie und "ein kurzer film über das töten" die nase vorn.
Ich finde den Film sehr schön von dir beschrieben. Würde es Blade Runner nicht geben, hätte ich den lange Zeit als meinen Lieblingsfilm bezeichnet. Ich habe ihn damals im Kino gesehen und war dem melancholischen Zauber des Films sofort erlegen. Ein Stück weit war ich vermutlich auch Irène Jacob erlegen ;-). Dazu kommt dann auch noch der Soundtrack mit dieser wunderschönen Melodie. In der Folge habe ich mir den Film damals häufiger angesehen, dann aber sehr, sehr lange gar nicht mehr. Erst vergangenes Jahr mal wieder und leider hat sich so ein leicht distanziertes Gefühl eingeschlichen. Er ging mir früher sehr nah, aber nun habe ich ihn plötzlich auch so auf analytische Weise gesehen. Ein großartiger Film noch immer, aber meine eigene Distanz hat mich ein klein wenig traurig gemacht.