almodovar ist und bleibt mein regisseur. diese liebe für seine figuren, v.a. frauen, all ihren fehlern und dummheiten zum trotz, hier diese geschichte, die zwei ganz unterschiedliche, schwerwiegende themen behandelt, die er aber mit einer leichtfüßigkeit verbindet, die ihresgleichen sucht, sein unvergleichlicher stil in der inszenierung, atmosphäre, ausstattung, musik und natürlich penelope cruz, penelope cruz, rossy de palma, die anderen tollen darsteller*innen und - nicht zu vergessen - penelope cruz. hach ...
nope (jordan peele, 2022)
... und neben ari aster war peele schon einer der anwärter auf den titel mein demnächst liebster horror-regisseur - und er bleibt es, denn "nope" ist ein toller film, den ich - gerade das kino verlassen habend - noch nicht ganz greifen kann, aber allein was peele hier wieder an motiven, gesellschaftlichem kommentar, genre-crossover, ideen und anspielungen reinverwurstet hat, ist für sich schon aller möglichen jubelarien wert. dazu sind die bilder absolut umwerfend, der cast mehr als solide und dazu gibt's noch tolle musik und immer wieder subitlen humor. ich muss mich wiederholen: hach ....
keine ahnung gehabt, wer thomas brasch war, aber der film hat es mir zumindest näher gebracht: ein literat in der ddr, der zwischen linientreue und rebellion hin und her schwankte und letztendlich zusammen mit seiner freundin katharina thalbach in den westen ausgewiesen wurde und dort einerseits dem ruhm, andererseits der entwurzelung zum opfer fiel - so suggeriert es zumindest der film. gespielt ist es auf jeden fall brillant durch albrecht schuch und jella haase. es fühlt sich auch alles sehr authentisch an ... ich hatte nur nie das gefühl, dass der film irgendwie über das erzählte hinaus weist.
Dass man Peele-Filme nicht mehr ohne angeschlossenen Detektiv-Auftrag sehen kann bemängeln viele und ich verstehe, wenn die drohende Shyamalan-isierung über seine zukünftige Filmografie zu schweben scheint, wie das merkwürdige Ding oder Gerät im Himmel über der von OJ und seiner Schwester bewohnten Farm in Nope. Ich aber hatte viel Freude daran, mich auf die Suche nach Antworten auf Fragen zu machen, die Peele vielleicht gar nicht stellt. Und wenn doch, bin ich mit meinen eigenen Interpretationen* ganz zufrieden. Geht sicher alles besser, aber Peele hat bei mir trotzdem noch genügend Vorschuss.
*
Du kannst nicht für immer und ewig die Kamera auf etwas richten, das Du exotisierst und für fremd und anders erklärst und dich dann wundern, dass es dem Objekt nicht gefällt, es wütend wird und zurückschlägt, aber deshalb als umso fremder abgestempelt wird. Die Spirale dreht sich und dreht sich. Und Leute, die es besser wissen müssen, weil sie ähnliche Erfahrungen machen, werden in die gleiche Ecke gedrängt.
The Blob
Wie rund, wie gut, wie schön, wie überraschend spannend, wie smart. Wer hätte gedacht, dass ein langweiliger B-Film-"Klassiker" der 50er in einen so guten Late 80s-Body-Horror-Spaß entwickelt werden kann. Ich bin begeistert. Da passt ja alles.
Zola
Ich trage viele gemischt Gefühle diesem Film gegenüber in mir. Call me spießig, aber auch wenn mir die splashy Inszenierung prinzipiell zusagt und ich den verfilmten Tweet (!) über eine zerfallene Freundschaft und Zwangsprostitution in allen Belangen faszinierend und aufregend fand, frage ich mich trotzdem, wie egal uns das alles sein soll, wie lustig manche dieser Schicksale sein dürfen, wie wenig ein Menschenleben wert ist. Alles für den schnellen Lacher eben. Ich bin überfragt. Meine Tagesform wollte, dass ich etwas mehr darüber nachdenke. Naja, A24 hat den kompletten Thread übrigens als Coffee Table Book verkauft.
Wie rund, wie gut, wie schön, wie überraschend spannend, wie smart. Wer hätte gedacht, dass ein langweiliger B-Film-"Klassiker" der 50er in einen so guten Late 80s-Body-Horror-Spaß entwickelt werden kann. Ich bin begeistert. Da passt ja alles.
Und lehrreich! Niemals mit den Fingern im Ausfluss der Küchenspüle rumfummeln, Kinder.
geschichtsstunde(n) über watergate. damals, als das thema noch einigermaßen heiß war, ein großes ding, allemal. in der rückschau betrachtet fand ich ihn lediglich solide. das ist doof, weil „spotlight“ oder „the post“ damals halt noch nicht existierten, aber ich kann da nicht so recht aus meiner haut. es wollte irgendwie keine rechte spannung aufkommen, das pacing war da an einigen stellen nicht optimal und das machten die nachfolger teilweise um einiges besser. auch der abrupte schluss mit dem anschließenden herunterrattern der konsequenzen für die beschuldigten hat mir nicht besonders gefallen. nun ja, gesehen haben sollte man ihn trotzdem, allein schon wegen robert redford und dustin hoffman.
the birds (alfred hitchcock, 1963)
mit jedem rewatch kann ich diesem film mehr abgewinnen. als jugendlicher fand ich ihn extrem verstörend. was ist mit diesen vögeln los? warum rotten sie sich zusammen? warum greifen sie an? was soll der scheiß? dann fand ich ihn lächerlich. das ist doch alles total unrealistisch und eigentlich gar nicht beängstigend. aber so langsam wurde klar: tippi hedren als melanie stellt die bedrohung für dieses kaff – bodega bay – dar: eine selbstbewusste, junge frau, die evtl. das gefüge der familie von mitch (rod taylor) auf den kopf stellt und damit an vielerlei gewissheiten dieses ortes rüttelt. die vögel zeigen ihr zunächst ihre grenzen auf (annie musste ja direkt dran glauben) … oder wollen sie sich einfach nur für die in den käfig eingesperrten papageien rächen? ein kampf natur gegen den menschen? es steckt viel drin in diesem film.
ein subjektiver, spotlight-artiger einblick in die pariser rave/house/disco/garage-szene aus der sicht eines djs, der an die person von hansen-loves bruder sven angelehnt ist, der auch am drehbuch mitgearbeitet hat. anfangs war ich ein wenig irritiert, weil da station um station abgehakt wird, ohne dass sich da eine wirkliche story entwickeln will, aber frau hansen-love hat das sehr subtil gemacht, dass sich die persönliche geschichte dieses alter ego immer klarer abzeichnet und man dann doch hineingezogen wird in dieses chaos aus euphorischer liebe zur musik, die sich trotz dieses siegeszuges letztendlich doch nicht finanziell auszahlt, drogensumpf, beziehungs-hin-und-her, cliquen-dynamiken, depressionen und schlachmichtot. sehr schön: daft punk schaffen es immer nur mit hängen und würgen in die clubs zu kommen, wo ihre musik gespielt wird, der echte frankie knuckles und einige andere größen der house-szene sind dabei und auch greta gerwig - und der soundtrack ist selbstverständlich grandios, wenn man diese art von musik schätzt.
light sleeper (paul schrader, 1992)
und wieder eine geschichte so eines typischen einsamen wolfs in schmierigen milieus, der irgendwie auszubrechen versucht und nach höherem strebt, wie de niro in "taxi driver", richard gere in "american gigolo" oder zuletzt oscar isaac in "the card counter". schrader erzählt sie immer wieder ... und selten wird sie langweilig. hier ist es willem dafoe als dealer in der high society, dessen chefin (super duper: susan sarandon) auch schon an ihrem ausstieg arbeitet - allerdings um einiges zielstrebiger als er, der so gar keine perspektive hat ... bis seine große flamme wieder in sein leben tritt und für ihn alles total auf den kopf stellt. kulminiert natürlich im desaster, sweet desaster (so viel sei verraten). klasse mal wieder, mr. schrader!
have a nice day (jian liu, 2017)
für solche preziosen habe ich mubi - bei allen widrigkeiten - doch immer wieder lieb, weil sowas kriegst du sonst nicht zu sehen. ein chinesisches "pulp fiction", mehr abgefilmte graphic novel, als animationsfilm, um eine tasche voller geld, hinter der verschiedene mafiosi und kleinkriminelle her sind. am anfang ist das noch sehr undurchsichtig und man fragt sich, wo das hinführen soll, aber zusehends werden die vielen einzelnen erzählstränge zusammengeführt und kulminieren dann in einem fast banalen, aber doch grandiosen finale.
hideous (yann gonzales, 2022)
auch auf mubi. ein kurzfilm, in dem oliver sim den gast einer talk show spielt und in surrealistischen bildern die verschiedenen facetten seiner persönlichkeit und seines musikalischen schaffens darstellt - erst sachlich, dann romantisch und schließlich in form von fiesem horror - mit einigen highlights von seinem album und jimmy somerville ist auch dabei.
the vigil (keith thomas, 2019)
ein psychisch angeschlagener junger mann wird engagiert, um eine jüdische totenwache für einen jüngst verblichenen holocaust-überlebenden und ebenfalls höchst derangierten charakters abzuhalten. eine verdammt schlechte idee, denn da spielen sich im laufe der nacht einige sehr verstörende dinge ab - und das ist atmosphärisch sehr schön inszeniert, hat einige fiese und - überhaupt nicht blöde - jump scares und mit dave davis einen äußerst überzeugenden hauptdarsteller. allerdings driftet er dann doch irgendwann in ein wenig zu vorhersehbare horrorklischees ab, hat dann aber immerhin noch ein befriedigendes finale.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4940the birds (alfred hitchcock, 1963)mit jedem rewatch kann ich diesem film mehr abgewinnen. als jugendlicher fand ich ihn extrem verstörend. was ist mit diesen vögeln los? warum rotten sie sich zusammen? warum greifen sie an? was soll der scheiß? dann fand ich ihn lächerlich. das ist doch alles total unrealistisch und eigentlich gar nicht beängstigend. aber so langsam wurde klar: tippi hedren als melanie stellt die bedrohung für dieses kaff – bodega bay – dar: eine selbstbewusste, junge frau, die evtl. das gefüge der familie von mitch (rod taylor) auf den kopf stellt und damit an vielerlei gewissheiten dieses ortes rüttelt. die vögel zeigen ihr zunächst ihre grenzen auf (annie musste ja direkt dran glauben) … oder wollen sie sich einfach nur für die in den käfig eingesperrten papageien rächen? ein kampf natur gegen den menschen? es steckt viel drin in diesem film.
Ich habe schon als Jugendlicher mit der zweiten Phase ("lächerlich") angefangen, bin dafür aber auch bei einer der TV-Wiederholungen vor ein paar Jahren dabei geblieben. Mir fällt kein Regisseur ein, der so wechselhafte Qualität abgeliefert hat wie Hitchcock: Auf der einen Seite das zurecht hochgelobte Meisterwerk "Vertigo", sehr gutes wie "Psycho", aber auch manches zwiespältige und puren, künstlerisch und handwerklich stümperhaften, Trash, für den ihn Ed Wood ausgelacht hätte. Zu letzterer Kategorie zähle ich auch "Die Vögel". Natürlich kann man viel in alles hineinlesen. Ich kann nur erkennen, dass da jemand Vögel nicht mag. Dafür hätte auch auch ein fünfminütiger Kurzfilm gereicht.
ich bin jetzt mal ganz faul und poste nur meine wertungen der letzten wochen mit minimalem kommentar (sonst komme ich überhaupt nicht mehr hinterher):
ein nasser hund (damir lukacevic, 2021) berliner migranten-drama - leider allzu klischee-beladen. aber gute laiendarsteller! 6/10
lamb (valdimar jóhannsson, 2021) einer der langsamsten filme, die ich kenne. der pay off und naomi rapace rechtfertigen aber alles. 7/10
ich seh, ich seh (veronika franz, severin fiala, 2014) creepy as hell. ich liebe diesen film! 8/10
die blumen von gestern (chris kraus, 2016) marion cotillard und lars eidinger beackern sich. muss ich mehr dazu sagen? 7/10
the bourne legacy (tony gilroy, 2012) action-meterware - kann man machen, muss man aber nicht. 5/10
le vieux fusil (robert enrico, 1975) philippe noiret rächt romy schneiders tod und exterminiert nazis. action und romanze perfekt in einen film gepackt: 8/10
keep the lights on (ira sachs, 2012) eine schwule beziehungsgeschichte, die so tragisch ist, wie sie mir allzu bekannt vorkommt: 8/10
Einige von denen hattest du schon ausführlicher in deinem vorherigen Post rezensiert, Gnatho.
The Village Hat mir um einiges besser gefallen als damals im Kino. Was vermutlich damit zusammenhängt, dass der Schluss nun bekannt war und die falsche Erwartungshaltung einer realistischen gewichen ist. Es lohnt sich ja schon alleine für die Masse an talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern. Besonders Bryce Dallas Howard in ihrer ersten größeren Rolle begeistert. Der Film wäre noch etwas besser, hätte er nicht diese schwankenden Tempoprobleme. (7/10)
ein brett ;-) von einer bowie-doku - sprühend vor kreativität, tollen einfällen, fantastischen bildern, selbstverständlich grandioser musik (wenn man bowie mag) und meilenweit von der biederkeit des großteils der biopics entfernt, die brav eine station nach der anderen runterrattern, wichtige zeitgenossen zu wort kommen lassen, ... ihr kennt sie ja alle. nein, hier kommt nur bowie zu wort (nebst interviewern) und es geht wirklich nur um bowie. maximal erzählt er ein bisschen von seiner familie, eno und iman, aber kein mick ronson, kein iggy, kein carlos alomar, tony visconti oder sonstige weggefährten. die info kommt fast ausschließlich über interviewschnipsel und das bildmaterial selbst und davon scheint es wirklich tonnen zu geben, was für mr. morgen sowohl fluch als auch segen gewesen sein muss. er hat sich daraus hauptsächlich philosophische betrachtungen des meisters über sich, die kunst und die welt herausgepickt und da ist viel kluges dabei, manchmal auch arges geschwurbel, aber hey, er war ja auch nur ein mensch. und diese betrachtungen werden illustriert mit konzertausschnitten, video-exzerpten, filme von seinen stationen (london, l.a., berlin, ...) und reisen in alle welt, backstage-footage, tanz- und kunstperformances (inkl. seiner selbstgemalten bilder), aber auch filmausschnitten, nicht nur seiner werke, sondern alles mögliche von metropolis, nosferatu, 2001, etc. pp. plus animationen - seien sie nun zitiert oder extra für den film erstellt. das ist alles komplett irre, setzt der tollen cobain-doku "montage of heck" nochmal gewaltig einen obendrauf, ... aaaaber: es ist halt leider auch ein bisschen zu viel des guten: ständig prasseln schnittgewitter auf den zuschauer ein, die mindestens eine triggerwarnung für epileptiker rechtfertigen, dazu gibt es von der tonspur zeitweise irrsinnigen krach und mit 2 1/4 stunden ist das ding zudem deutlich zu lang, angesichts dieser stressfaktoren, denen man ständig ausgesetzt ist. ich war völlig fertig, als es vorbei war, ... aber auch glücklich, dieses wunderwerk auf der großen leinwand erlebt zu haben.
Vor Einbruch der Nacht (I/F 1971, R: Claude Chabrol, D: Michel Bouquet, Stéphane Audran, Francois Perier) Ein Mann erwürgt beim Liebesspiel eine Frau. Dummerweise sind beide verheiratet und die Tote war die Frau des besten Freundes des Mannes. So weit, so interessant. Doch irgendwie passiert hier 104 Minuten lang fast nichts. Es wird viel geredet. Die Ehefrau des "Mörders" nimmt das Geständnis über die Affäre eher teilnahmslos hin wie auch später das Geständnis. Und selbst der beste Freund ist dem Mann nicht wirklich böse. Shit happens. Dazu fand ich das Spiel von Bouquet und Audran hier oft theaterhaft übertrieben. Nö, damit komme ich nicht klar. 4/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed