the fire within: a requiem for katia and maurice krafft (werner herzog, 2022)
hommage an das, von vulkanen besessene französische ehepaar, das 1991 in einem pyroklastischen strom am fuß eines japanischen vulkans ums leben kam. herzog erzählt ihre geschichte in seiner ihm eigenen subjektiven art, lässt aber vor allem die bilder sprechen. das vorhandene bildmaterial macht das wohl nicht allzu schwer, denn die beiden hatten 1. verdammt viel mut und 2. ein händchen für umwerfende filmaufnahmen mit teilweise abstrakten qualitäten, aber auch einen blick (und ein herz) für die, von den katastrophen heimgesuchte bevölkerung, soziale und politische missstände. herzog wiederum hat das material wirklich perfekt zusammengeschnitten und mit jeder menge musik untermalt, die mich allerdings zeitweise auf eine harte probe stellte, da doch sehr viel ariengeschmetter dabei war. trotzdem: äußerst sehenswert.
the hangover (todd phillips, 2009)
für eine dude-bro-komödie gar nicht mal schlecht. der wahnwitz ist wirklich komplett over the top, die typen sind so geschrieben, dass sie einem immerhin nicht komplett wurscht sind und ed helms und zach galifianakis spielen sogar richtig toll. rauskam ein zwischending aus "bridesmaids" in männlich und "fear and loathing in las vegas" in nicht ganz so gut, aber das ist ein kompliment!
il gattopardo (luchino visconti, 1963)
woah, was für ein epos! burt lancaster als oberhaupt eines sizilianischen adelsgeschlechts, welcher sich während garibaldis rebellion mit seinem abstieg in die politische bedeutungslosigkeit konfrontiert sieht, sich aber nicht gegen jedwede veränderung stemmt, während sich sein neffe - gespielt von alain delon - geschickt an die neuen eliten ... und die göttliche claudia cardinale ranwanzt. ein film, bei dem man sich - vor dem tv sitzend - in jeder minute wünscht, ihn auf der großen leinwand sehen zu können, denn die bilder, set pieces, lichtsetzungen sind alle ein kunstwerk für sich. dazu kommt der fantastische soundtrack von nino rota und der eigentliche star des films: sizilien. meine fresse, ich muss da unbedingt mal hin!
the happiness of the katakuris (takashi miike, 2001)
"the sound of music" meets "dawn of the dead" wirbt das filmplakat. o.k., wenn man den film auf 2 szenen reduzieren möchte, die jeweils ein paar minuten dauern ..., dabei hat der film so viel mehr zu bieten, v.a. groteskes bis zum anschlag. eine ziemlich dysfunktionale familie von 4 generationen betreibt am arsch der welt eine pension, nur ohne gäste. als sich dann doch irgendwelche seltsamen typen einmieten, zeichnen sich diese hauptsächlich durch hohe sterblichkeit aus ... und die gastgeber versuchen sich irgendwie damit zu arrangieren - gerne auch singend und tanzend (und zwar schlecht) - oder in gestalt von stop-motion-knetfiguren - garniert mit allerlei schabernack sonderzahl. ich nehme mal an, der dilettantismus, der diesem werk innewohnt ist gewollt (miike ist ja doch zu sehr profi, um das dem zufall zu überlassen), manchmal nervt's dann doch. insgesamt hab ich mich aber ziemlich amüsiert.
Ich habe mir gestern auf Netflix Blond angeschaut. Und anschließend festgestellt, dass der Film offenbar kontrovers diskutiert wird. So schlecht, wie in manchen Kritiken dargestellt, ist der Film aus meiner Sicht nicht. Da sind eher auch die Kritiken inhaltlich schlecht, zum Beispiel die bei Spiegel Online.
Hat jemand von den Filmexperten hier im Forum vor, den Film anzuschauen? Falls oder falls nicht, kann ich ja noch zwei drei Worte über den Film verlieren, dann entweder mit oder ohne Spoilerwarnung.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
vor gut 20 jahren lief schon mal ein zweiteiler mit poppy montgomery irgendwo im TV, als verfilmung desselben buches von joyce carol oates. ich erinnere mich, dass er mich mit gemischten gefühlen, aber auch beeindruckt hinterließ. trotzdem ist es für mich immer schwierig, wenn derartige produktionen fakten und fiktion munter durcheinanderrühren; ich kenne einfach zuviele leute, die das dann immer noch für einen dokumentarfilm halten (siehe auch zahlreiche machwerke von oliver stone).
Ich hab' Blonde am Wochenende bereits gesehen. Visuell kann man dem Film wenig vorwerfen, das fiebertraumhafte ist sicherlich beeindruckend. ich finde aber solche produktionstechnischen Dinge immer zweitrangig, wenn der Film selbst das Problem wird.
Ich kritisiere vorrangig an dem Film, dass er dieses Leid zur Kunst erklärt und Baker zwar ein Denkmal setzen möchte, dieses aber selbst bespuckt und per Parade durch die Lande schleift und die "Warnung" vor unserem Umgang mit (berühmten) Frauen dadurch zur Farce wird.
Dazu kommt der für mich unerklärliche Aspekt der fiktiven Nacherzählung. Selbstredend ist jeder Film nie nahe genug an der Realität und auch Dokumentationen entstehen nicht im Kontext- oder Agenda-Vakuum. Aber diese Vorlage zu nutzen checke ich einfach nicht.
Ich habe den nach 45 Minuten abgebrochen, weil ich nicht weiter zuschauen wollte, wie man sich in exploitativer Weise im Elend dieser Frau suhlt. Warum man sowas auf teils fiktionale Art und Weise macht, kann ich schon absolut nicht nachvollziehen.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4966the fire within: a requiem for katia and maurice krafft (werner herzog, 2022)
Schon seltsam, dass im gleichen Jahr zwei Dokufilme mit dem gleichen Ausgangsmaterial rauskommen. Ich würde ja gerne Fire of Love im Kino sehen, nachdem der an vielen Stellen so behupt würde, z.B. hier.
Non-Stop (GB/F/USA/CDN 2014, R: Jaume Collet-Serra, D: Liam Neeson, Julianne Moore, Scoot McNairy, Michelle Dockery) Wieso ist ein einstiger Charakterdarsteller wie Liam Neeson eigentlich zur Action-Ikone geworden? Und warum spielt er gefühlt immer die gleiche Rolle? Hier ist er ein Air Marshall, dessen Flug von New York nach London bedroht wird. Ein unbekannter Täter unter den Passagieren verlangt 150 Millionen Dollar, ansonsten stirbt alle 20 Minuten ein Passagier. Soweit so gut. Die Ein-Mann-Armee Neeson trotzt allem: Faustschlägen, der Schwerkraft, sperrigen Servierwagen, die jeden normalen Menschen getötet hätten, nicht aber ihn, den Air Marshall, der irgendwie fast alle verdächtigt, bis auf Julianne Moore, denn die hält ja seine Hand beim Start. Jo. Wenn er wenigstens spannend gewesen wäre. So ist es einfach nur überflüssiges Mittelmaß. 5/10
Shooting Dogs (GB/D 2005, R: Michael Caton-Jones, D: John Hurt, Hugh Dancy, Dominique Horwitz) Ein schrecklicher Film. Aber auch ein sehr guter Film. Einer, der fassungslos macht und die Situation beim Ausbruch des Völkermords in Ruanda beleuchtet. Der zeigt, wie ein Mob, bewaffnet mit Macheten, andere Menschen abschlachtet, nur weil sie einen anderen Hintergrund haben. Tutsi töten Hutu. Der Bruch in diesem Film ist gelungen. Schauplatz ist eine Schule unter der Leitung eines Pastors. Ebenfalls auf dem Schulgelände befinden sich belgische UN-Soldaten. Caton-Jones zeigt zunächst das unbeschwerte Leben. Doch als der Präsident einem Attentat zum Opfer fällt, beginnt der Genozid, der fassungslos macht ob der Haltung der UN. Nichts für schwache Nerven. 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Crimen ferpecto (E/I 2004, R: Álex de la Iglesia, D: Guillermo Toledo, Mónica Cervera) Mir fällt immer wieder auf, dass der besonders aus Spanien, Italien und Frankreich Schauspieler oft zu theaterhaft übertrieben spielen. Das ist auch teilweise das, was mich hier stört. Und dann kann ich (als Mann allerdings, aber der Liebsten ging es auch so) nicht nachvollziehen, warum Guillermo Toledo hier so ein Womanizer sein soll. Aber das Schwarz in dieser Komödie kann auch groß geschrieben werden. Herrlich überzeichnet, herrlich schräg. Der Leiter der Damenabteilung in einem Kaufhaus in Madrid will unbedingt Abteilungsleiter werden. Nur wird ihm ein Kontrahent vorgezogen. Da kommt es zur Eskalation - und plötzlich ist nichts mehr so, wie es war. 6/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #4973 Mir fällt immer wieder auf, dass der besonders aus Spanien, Italien und Frankreich Schauspieler oft zu theaterhaft übertrieben spielen.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
coming out und - of age-drama um einen schwulen transmann prä op, der in die große stadt zieht, mit seiner identität und vorurteilen, sowohl von üblichen verdächtigen, als auch von vermeintlich aufgeklärter seite, zu kämpfen hat. das liest sich mal wieder wie ein typisch deutsches problem-fernsehspiel, kommt aber erstaunlich leichtfüßig daher und hat auch seine komödiantischen qualitäten. toll gespielt von rick okon und liv lisa fries al seine beste freundin.
the wolf of snow hollow (jim cummings, 2020)
und wieder (wie im tollen vorgängerfilm "thunder road") spielt cummings unter eigener regie einen cop mit erheblichen problemen: alkoholismus, scheidung, rebellische tochter, vater herzkrank, aber stur auf seinem sherrif-posten beharrend (robert forster in seiner letzten rolle) und dann treibt da noch eine bestie ihr unwesen. obwohl es anzeichen dafür gibt, dass die frauenmorde aufs konto eines (wer?)wolfs gehen - sträubt er sich gegen die vorstellung von etwas übernatürlichem. aber die kollegen sehen das so, spuren - bis auf die ausnahme der treuen seele julia (super: riki lindhome) - überhaupt nicht mehr und arbeiten so dilettantisch, wie er selbst zusehends auch. zuzusehen wie es mit ihm immer weiter bergab geht, ist einerseits tragisch, sorgt aber immer wieder für lacher - und diesen balanceakt bekommt cummings, wie eben schon in "thunder road" wunderbar hin. nur: der twist, die auflösung des eigentlichen falls, ist leider sehr enttäuschend. man muss schon über einige inkonsistenzen hinwegsehen, um das für glaubhaft zu halten. schade, denn das hat mir den an sich tollen film doch ein bisschen vergällt.
mutter (carolin schmitz, 2022)
anke engelke ist die größte! während sie situationen aus dem alltag einer schauspielerin und hausfrau (und vermutlich auch mutter) spielt (von wäscheaufhängen über kostümprobe bis theaterauftritt), werden ihr aussagen aus interviews, die die regisseurin mit verschiedenen frauen über das muttersein geführt hat, in den mund gelegt und sie macht das einfach absolut perfekt. lippenbewegungen, gestik, mal ein schnalzen oder ein schmatzen zwischendurch - es stimmt einfach alles. und wie diese monologe in engelkes alltagstrott eingebaut wurden, strotzt nur so vor witz und ideenreichtum und fügt diesen unterschiedlichen erzählungen, zwischen denen manchmal fast unmerklich hin und her gesprungen wird, noch zahlreiche facetten hinzu. ganz große kunst ist das und ein absolutes meisterwerk.
Buch und Regie Christian Petzold. Mit Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Rainer Bock, Jasna Fritzi Bauer, Mark Waschke, Susanne Bormann...
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn schon mal gesehen habe, bei all den Filmen von Christian Petzold oder mit Nina Hoss kann man schon mal durcheinander kommen. Aber aus unerfindlichen Gründen bisher nein. Filme aus den 2010ern, die vor der Wende spielen, sind ja zu 99 % doofe Kostümfilme. Dieser nicht. Sollte man gesehen haben. Noch bis 30.10.2022 bei arte.tv
Rififi (F 1955, R: Jules Dassin, D: Jean Servais, Carl Möhner, Robert Manuel, Janine Darcey) Vier Gauner planen den großen Coup: einen Einbruch in ein Juweliergeschäft. Der Raubzug gelingt - und nicht nur die Polizei ist dem Quartett auf den Fersen. Viel mehr darf man nicht schreiben, um bei diesem Klassiker nicht zu spoilern. Auch heute lohnt er sich noch von der ersten bis zur letzten Minute. Höhepunkt ist natürlich der 32 Minuten lange Raubzug, bei dem die Darsteller kein Wort wechseln und auch auf Musik verzichtet wurde. Aber auch sonst war der Film für damalige Verhältnisse fortschrittlich. Von den Bildkompositionen braucht sich Rififi nicht vor amerikanischen Film noirs zu verstecken. Dabei geht der Film in Sachen Freizügigkeit eine Spur weiter als die US-Pendants. Toller Film! 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
(...)ich freu mich schon auf den zweiten (und letzten) teil.
zu recht:
bahubali 2: the conclusion (s.s. rajamouli, 2017)
denn er setzt dem ersten teil an action, kitsch und größenwahn noch einen drauf. jetzt muss ich natürlich dringend "rrr" sehen.
dogtooth (yorgos lanthimos, 2009)
endlich mal nachgeholt. wirklich völlig krank, dieser film, aber selbst wenn man ihn nicht versteht, es gibt reichlich stoff zum nachdenken und diskutieren ... und obendrein tolle bilder. sollte man mal gesehen haben, wenn man "the lobster", "the killing of a sacred deer" und "the favourite" was abgewinnen kann.
invasion of the body snatchers (philip kaufman, 1978)
auch bei diesem klassiker muss ich zugeben, ihn bis jetzt noch nie gesehen zu haben (genauso wenig wie das original). schande! denn allein schon der cast ist es wert (donald sutherland, brooke adams, veronica cartwright, jeff goldblum, leonard nimoy - allesamt großartig), er ist saumäßig spannend (obwohl man die schlussszene natürlich schon 1000fach gesehen hat), atmosphärisch äußerst beklemmend, hat eine tolle cinematographie und der subtext der story ist nicht zu verachten und immer noch hochaktuell.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4979invasion of the body snatchers (philip kaufman, 1978)
Einer meiner Lieblingsfilme. Das Original ("Die Dämonischen") von 1956 ist auch nicht zu verachten, auch weil der Hauptdarsteller (Kevin McCarthy, der auch den bösen Fernsehboss in Weird Al Yankovics "UHF" spielt) einen Cameoauftritt in der Neuverfilmung hat.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.