Ghost Dog von Jim Jarmusch, 1999. Noch bis 28.2.2023 in der Arte Mediathek.
Klamauk. Kann man wahrscheinlich genießen, wenn man in der Stimmung dazu ist. Ich habe jedoch nach einer Viertelstunde die Geduld verloren. Jarmusch kannte schon mal bessere Zeiten.
Zitat von Anorak Twin im Beitrag #5251Ghost Dog von Jim Jarmusch, 1999. Noch bis 28.2.2023 in der Arte Mediathek.
Klamauk. Kann man wahrscheinlich genießen, wenn man in der Stimmung dazu ist. Ich habe jedoch nach einer Viertelstunde die Geduld verloren. Jarmusch kannte schon mal bessere Zeiten.
*kopfschüttel*
redacted (brian de palma, 2007)
der wahre fall eines trupps soldaten im irak-krieg, die ein 15jähriges mädchen vergewaltigten und sie und ihre familie ermordeten, als pseudo-dokumentation dargestellt bzw. einer kombination daraus, found footage, cctv-aufnahmen, vlog posts, etc. pp. - alles erstaunlich überzeugend gemacht und gespielt und wiederum ein niederschmetterndes beispiel dafür, was krieg aus menschen machen kann, bzw. wie er die niedersten instinkte zum vorschein bringen kann.
man with a movie camera (dziga vertov, 1929)
wow, ein absolutes meisterwerk an dokumentarischem storytelling (ohne dass der film eine echte story hat), kameraarbeit, schnitt und filmischen manipulationen. dargestellt wird ein tag in einer sowjetischen großstadt (gedreht wurde in moskau, kiew und odessa), mit allen facetten: stillstand & bewegung, arbeit & freizeit, freud & leid, schmerz & glückseligkeit in allen bereichen des lebens: im privaten, auf den straßen, arbeitsstätten, ämtern, krankenhäuser, geschäfte, cafés und restaurants, am strand und auf dem sportplatz. dabei wird aber auch das filmemachen selbst thematisiert: immer wieder sieht man den kameramann seine kamera positionieren, in teilweise abenteuerlichen einstellungen und beim drehen selbst, dann wieder die editorin beim filmschnitt und schließlich auch wie der film im kino vorgeführt wird. das ist alles so unfassbar gut gemacht und liegt bei mubi in einer fantastisch restaurierten fassung vor. den kann ich nur jedem ans herz legen.
ohne ende (krysztof kieslowski, 1985)
*ächz* schwere kost, bei der es um eine frau geht, deren mann, ein rechtsanwalt, gerade gestorben ist und der ihr danach immer wieder erscheint. in ihrer trauer, hilft sie dabei, den fall, den er zuletzt bearbeitet hat, zu einem guten ende zu bringen, kümmert sich so gut wie möglich um ihren sohn und versucht es mit arbeit, sex und hypnose, doch der schmerz bleibt ... . es ist mir mal wieder nicht auf anhieb gelungen, das zu durchschauen, die beiden handlungsschwerpunkte, also die versuche der trauerbewältigung einerseits und der gerichtsprozess, der ein sehr politischer ist, andererseits, in eine schlüssige beziehung zueinander zu setzen, sollte es die überhaupt geben. nun ja, kieslowski macht's einem ja nie einfach und das ist u.a., was ich so sehr an ihm schätze.
Spider-Man: A New Universe (Persichetti / Ramsey / Rothman, 2018)
Dieser Film sieht nicht nur fantastisch aus, sondern fühlt sich in Sachen Animation auch ziemlich zukunftsweisend an. Der Film überzeugt durch kreative Ideen und interessante Charaktere. Man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.
8,5/10
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
The Bear - Staffel 1 (USA 2022, Showrunner: Christopher Storer, mit: Jeremy Allen White, Ebon Moss-Bachrach, Ayo Edebiri, Lionel Boyce, Liza Colón-Zayas, Edwin Lee Gibson) Folge 1 vor einem Monat gesehen, Folge 2 am Samstagabend, den Rest der Staffel durchgesuchtet am Sonntag. Die Serie ist der Wahnsinn. Ein junger Starkoch, der für das beste Restaurant der Welt verantwortlich war, erbt von seinem Bruder eine bessere Imbissbude in Chicago und versucht, diese ans Laufen zu bekommen. Sein Partner ist der beste Freund des Bruders, ein Arschloch vor dem Herren. Und er übernimmt das Team des Sandwichladens. Doch sein Bruder hat ihm nicht nur den Laden hinterlassen, sondern auch eine Menge Schulden. Wäre die Serie in dem Wahnsinnstempo geblieben, das die ersten beiden Folgen haben, hätte man beim Zusehen einen Herzinfarkt bekommen. Aber ab Folge drei wird es ruhiger, weil auch Carmy, die Hauptfigur, ruhiger wird. Die Serie spiegelt recht gut dessen Stresslevel wider. Nur einmal noch wird sie wirklich hektisch, in Folge sieben, einer der besten Folge, die das Fernsehen in diesem Jahrzehnt zu bieten hatte. Einer durchchoreografierten One-Take-Aufnahme, von der man gar nicht wissen will, wie oft hier geprobt werden musste, bis jeder Handgriff sitzt. Ein Wahnsinn. Die Serie an sich ist auf jeden Fall eine klare Empfehlung. Staffel 2 hat dann auch direkt zwei Folgen mehr. Ich bin gespannt. 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Sehr stylish, selbstbewusst und modern setzt Luhrmann dem "King" ein filmisches Denkmal. Teilweise entsteht dabei ein überfrachteter Filmschnipselsalat, quasi der typische Luhrmann'sche Overkill, der den Erzählfluss hin und wieder zu ersticken droht. Austin Butler und die mitreißende Musik machen wiederum vieles richtig, so dass unterm Strich ein unterhaltsames Biopic über Elvis Presley entsteht.
7,5/10
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
William Shakespeares Romeo & Julia (Baz Luhrmann, 1996)
Baz Luhrmanns innovative Version von Romeo & Julia hat sich trotz des 90er Looks erstaunlich gut gehalten, auch wenn manche Szenen heutzutage eher unfreiwillig komisch anmuten. Der Cast ist hochgradig: Harold Perrineau, John Leguizamo und Claire Danes überzeugen besonders. Ich fühlte mich gut unterhalten, allerdings nicht mehr so gut wie damals im Kino.
7/10
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
rays letzter film, aber erst mein zweiter, deshalb kann ich ihn natürlich nicht einordnen, aber die züge eines spätwerks merkt man ihm auch als nicht-kenner an. es geht um eine wohlhabende kalkuttaer kleinfamilie, bei der ein onkel der frau seinen besuch ankündigt, der die letzten 35 jahre durch die welt gereist ist und den sie nicht wirklich kennt. als er ankommt, lässt er offen, ob er wirklich jener onkel ist oder jemand, der sich als ihn ausgibt. das sorgt v.a. beim mann des hauses für verwirrung und verärgerung, aber nach und nach nähern sie sich in gesprächen, durch seine erzählungen, seinen charme und seinen humor an und v.a. stellt er eine philosophische herausforderung für das banale familiendasein dar. das klingt vielleicht ein wenig langweilig, ist es aber überhaupt nicht, denn es bleibt immer spannend darüber, was denn nun los ist, mit dem mysteriösen onkel und was dass mit der familie macht. das ist gut geschrieben und gespielt und obwohl ich diese marotte der inder, dass mindestens eine musikalische darbietung in voller länge im film drin sein muss (hier sind es zwei), überhaupt nicht mag, ist er doch äußerst sehenswert!
eine seite des wahnsinns (teinusuke kinugasa, 1926)
japanischer stummfilm über einen alten mann, der als hausmeister in einer psychiatrischen anstalt anheuert, um seine frau dort rauszuholen ... die will aber gar nicht befreit werden, was seiner eigenen psychischen gesundheit auch nicht sehr zuträglich ist. man informiere sich am besten vorher über den filminhalt, denn im japanischen stummfilm gab es keine zwischentitel (sondern ein live voice over) und bei der expressionistisch-surrealistischen natur des films ist es extrem schwierig der handlung - soweit vorhanden - zu folgen, realität, traum und eventuelle geistererscheinungen, die z.t. nahtlos ineinander übergehen, auseinander zu halten. da ich das nicht wusste, konnte ich trotz der faszinierenden bildsprache nicht besonders viel damit anfangen, nach einiger recherche wurde mir aber so einges klar, was mich dann doch noch mit ihm versöhnt hat. trotzdem: schwieriges werk.
paris nous appartient (jacques rivette, 1961)
1958 gedreht, wäre das eigentlich der ausgangspunkt für die nouvelle vague gewesen, aber rivette hatte probleme mit der finanzierung und so kam der film erst mit 3 jahren verspätung raus, als "les quatre cent coups" und "a bout de souffle" bereits für furore gesorgt hatten und so ging dieser ein wenig unter. dabei geht es um anne, die ein literaturstudium in paris begonnen hat, aber über ihren älteren bruder in den bann einer truppe von bohemiens gerät, in der sich mehrere (vermeintliche) selbstmorde ereignet haben. das gerücht einer verschwörung geht um und anstatt zu studieren, sucht anne nach den hintergründen der todesfälle. dabei entsteht ein geflecht aus gegenseitigem misstrauen und verdächtigungen, das anne immer weiter in die parnoia treibt, obwohl auch immer wieder im raum steht, dass auch absolut nichts dahinter stecken könnte. bei all den thriller- und film noir-momenten, die der film hat, handelt es sich doch eher um ein psychologisches drama, das wohl auch die nachkriegsstimmung frankreichs in den 50ern widerspiegeln soll ... und für meine belange auch kann. kommt tatsächlich nicht ganz an die o.g. meisterwerke ran, aber verstecken muss er sich ganz und gar nicht.
babylon (damien chazelle, 2022)
der wurde ja durchaus mit gemischten reviews bedacht, aber ich muss zugeben, das spektakel hat mich dann doch gereizt ... und das habe ich bekommen. die eröffnende party-sequenz ist eine achterbahnfahrt sondergleichen, dass einem die kinnlade bis auf den boden runterklappt. und hier nehmen mehrere dramen ihren ausgang, die sich parallel abspielen und immer wieder über den weg laufen - um den stummfilm-star jack conrad (brad pitt), das möchtegern-starlet nellie laroy (margot robbie), den mexikanischen expat manny torres (diego calva), der ebenfalls versucht, einen fuß in die tür des filmgeschäfts zu bekommen und den jazz-trompeter sidney palmer (jovan adepo) - thema: glanz und elend des frühen hollywood anno übergang stummfilm-/tonfilm-ära. dabei ist der film vor allem eines: vollgestopft bis zum anschlag - mit genres, zwischen denen er hin- und herhüpft, charakteren, nebenschauplätzen, musik und v.a. großen, großen bildern - was aber leider keinen großen film ausmacht. ja, das war alles so gewollt von chazelle und man muss ihn für seine chuzpe bewundern, aber gerade mit den stories hatte er letztendlich nicht viel neues und wirklich mitreißendes zu erzählen und damit war es dann doch der übliche müllbeutel "mittlere popcorn" und dazu eine regentonne "mittlere cola".
auch wieder eine lücke gefüllt. mit dem verhalten des hauptprotagonisten max fischer (großartig: jason schwartzman) setzte anderson damals den standard für sein filmschaffen: dreist! kein mensch kann diese geschichte und deren charaktere ernst bzw. für voll nehmen, aber es lassen sich mit all dem fiktiven quark ganz großartige geschichten erzählen. das ist es was kino ausmacht: größer und wahrhaftiger als das leben zu sein.
the iron lady (phyllida lloyd, 2011)
*ächz* ja, meryl streep ist hier margaret thatcher und der oscar dafür sei ihr gegönnt. nichtsdestotrotz, einen film über eine dermaßen kontroverse gestalt so unpolitisch anzulegen ... schwierig. hauptsächlich geht es um ihre angehende demenz, in der sie sich ständig mit ihrem imaginären, längst verstorbenen mann dennis und ihrer tochter carol kabbelt (auch super: jim broadbent und olivia colman). in rückblenden hechelt die story durch ihre politische schaffensperiode - komplett oberflächlich, ihre z.t. zerstörerische politik kaum in frage stellend, das private bleibt immer im vordergrund. sehr schwacher film, der lediglich durch streeps spiel gewinnt.
die frau im nebel (park chan-wook, 2022)
in etwa so stelle ich mir einen modernen hitchcock-thriller vor. "vertigo"- vibes galore, aber auf sehr kreative und eigene weise. die story ist hochkomplex und lässt einen zusammen mit dem protagonisten rätselraten. nur gegen dem ende gewinnt man einen gewissen vorsprung, aber es führt nur zu dem verheerenden ende, das leider unvermeidlich scheint.
Wicked Witches (2022) Mark wird offenbar von seiner Frau vor die Tür gesetzt und zieht bei einem alten Kumpel ein. Der wiederum wird von irgendwelchen halb-sexy, halb-creepy Hexen heimgesucht, die aus Gründen, die sich dem Publikum nicht erschließen, Männer fressen. Oder so. Das könnte richtig, richtig unterhaltsamer Trash sein - zumal die Hexen in ihrer "creepy" Version auch ziemlich cool aussehen - ist aber leider unfassbar langweilig, mies gespielt, in sich null logisch und - na ja: langweilig halt. (Das kann man nicht oft genug schreiben, fürchte ich.) Sollte man sich lieber sparen.
The Bride (2017) Ein russischer Horrorfilm um eine Familie mit ausgesprochen seltsamen Traditionen - man versucht sich gerne mal darin, die Seele der verstorbenen Urgroßmutter in andere Körper zu verpflanzen - die die junge Nastya fast das Leben kosten. Der Film fängt extrem stark an, entwickelt dann ein paar Längen und verliert sich leider in einer (internen!) Unlogik, die allzu frappierend & unfassend ist, als dass man ihn noch genießen könnte. Dabei sieht das Ganze immerhin ziemlich hochwertig aus, ist überzeugend gespielt und die Effekte hauen auch hin. Insgesamt lohnt sich der Trailer mehr als der Film selbst.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
türkischer film, in dem eine schmugglerbande zögerlich den fortschritt in form einer schule und ackerbau in ihrem dorf zulässt. die profiteure des schmuggels aus der stadt sehen das aber gar nicht gerne, sabotieren die maßnahmen und schwören einen bandenkrieg herauf, bei dem die örtliche polizei auch noch ein wörtchen mitzureden hat. der film hat anleihen vom western und vom neo-realismus, ist anfangs schwer zu verstehen, weil man die örtlichen und politischen verhältnisse nicht kennt, entwickelt aber nach und nach doch einen plot, der einen (also mich zumindest) bei der stange hält und zum schluss ordentlich mitfiebern lässt. solche obskuren rohdiamanten gibt's echt nur bei mubi.
p.s.: der drehbuchautor und hauptdarsteller yilmaz güney gewann 1982 mit "yol - der weg" die goldene palme in cannes, nachdem er gerade mal aus seinem türkischen knast fliehen konnte. leider ist er dann wenige jahre später mit nur 47 jahren an krebs gestorben.
chess of the wind (mohammad reza aslani, 1976)
ein film der seit der iranische revolution 1979 verboten war und von dem vor ein paar jahren eine vhs-cassette in einem trödelladen auftauchte. von dieser stammt die restaurierte fassung, die 2020 erstmals gezeigt werden konnte und das ist wirklich ein glücksfall. die mitglieder einer reichen teheraner familie in den 1920ern belauern sich gegenseitig im streit um das erbe der soeben verstorbenen matriarchin. es entspinnt sich ein komplexes geflecht aus habgier, intrigen und gewalt, das von anfang an eine konstant unangenehme atmosphäre verbreitet und in einem aberwitzigen showdown kulminiert, der fast schon horror-qualitäten hat. großartig gespielt, ausgestattet und gefilmt ist der film obendrein und der z.t. dissonante, avantgardistisch-traditionalistische soundtrack ist eine absolute wucht.
pixote (hector babenco, 1980)
wer "city of god" kennt, der dürfte hier so einiges wiedererkennen, was fernando meirelles evtl. zur inspiration gereicht hat. es handelt sich zwar nicht um solch ein favela-epos, aber beim thema streetkids und deren kontinuierliche verrohung, die ihnen mehr oder weniger von den umständen aufgezwungen wird, sind sich beide filme weitgehend einig ... und es hatte sich leider innerhalb der 20+ jahre, die zwischen den beiden filmen liegen, wenig geändert. der film beginnt in einem erziehungsheim für straffällig gewordene kinder und jugendliche, die dort nach strich und faden schikaniert und misshandelt werden. der öffentlickeit wird aber das bild einer funktionierenden institution vorgegaukelt, bis es zu mehreren morden, einer meuterei und schließlich zu einem ausbruch kommt. der 10jährige held pixote schließt sich einer kleinen gruppe dieser ausbrecher an, die sich fortan mit diebstählen, prostitiution und drogenhandel durchzuschlagen versucht. und da dabei so einiges schief läuft, nehmen die spannungen unter den kids immer mehr zu ... . in dieser phase ist die stärke des films, dass es auch immer wieder zu ruhigen, fast zärtlichen momenten zwischen den protagonisten kommt und das wird von den jugendlichen laiendarstellern (hauptsächlich echte streetkids) erstaunlich gut gespielt. eine besondere tragik stellt die tatsache dar, dass der hauptdarsteller, einige jahre später von der polizei erschossen wurde - unbewaffnet und auf dem boden liegend.
Atlanta S4, 11.22.63, Palm Springs, Erlösung und Im Westen nichts Neues...
Ich schreib später was dazu
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Atlanta Season 4 (USA 2022, Idee: Donald Glover, mit: Donald Glover, Brian Tyree Henry, LaKeith Stanfield, Zazie Beetz) Das war es also. Eine der cleversten Serien der letzten Jahre ist zu Ende. Das schöne ist: Donald Glover hat den Absprung geschafft, ohne zu langweilien. Das Traurige ist: "Atlanta" wird fehlen. Wie er auch in der vierten Staffel wieder Geschichten spinnt, wie er in Rollen schlüpft, wie er dem Rassismus mit Wahnsinn begegnet. Das ist schon sehr toll! Die Verfolgung einer gemeinen Frau im Rollstuhl, eine Rachestory, eine Meinung zum Autotune-Trap, der große Isaiah Whitlock Jr., der doch nur ein wenig Zeit für sich im Einkaufszentrum will, dann eine total übergeschnappte Version von Tyler Perry mit einem wieder einmal bis zur Unkenntlichkeit verkleideten Glover und dann noch die erfundene Geschichte über den ersten schwarzen CEO bei Disney. Hach... 8/10
11.22.63 - Der Anschlag (USA 2016, Idee: Bridget Carpenter, mit James Franco, Sarah Gadon, George McKay, Chris Cooper, Cherry Jones, Daniel Webber) Ich habe tatsächlich Jahrzehnte alles, was Stephen King geschrieben hat, ignoriert, weil mich Anfang der 90er "Stark - The Dark Half" und "In einer kleinen Stadt" so gelangweilt haben. Als dann vor rund zehn Jahren "Der Anschlag" hoch gelobt wurde, habe ich King noch mal eine Chance gegeben und wurde nicht enttäuscht. Mit einigen Jahren Verspätung habe ich mir nun die Serie dazu angeschaut - und auch da wurde ich nicht enttäuscht. Ja, es gibt ein paar Änderungen gegenüber dem Buch, die aber tatsächlich größtenteils nachvollziehbar sind. Es geht darum, dass ein Lehrer durch ein Zeitloch ins Jahr 1960 zurückreist mit dem Ziel, Lee Harvey Oswald am Kennedy-Attentat zu hindern. Doch die Vergangenheit hat etwas dagegen. Das ist spannend, der Zeitkolorit ist gut eingefangen und James Franco geht mir gar nicht so sehr auf den Keks wie sonst. Nicht so toll wie "Atlanta", dennoch die gleiche Wertung. 8/10
Palm Springs (USA/HK 2020, R: Max Barbakow, D: Andy Samberg, Cristin Milioti, J.K. Simmons, Peter Gallagher, Meredith Hagner, Camila Mendes) Spannend, dass der Film überall abgefeiert wird: 7,4 bei IMDB, 94% bei Rotten Tomatoes, Metascore von 83. Aber warum? Im Grunde grüßt hier täglich das Murmeltier, nur eben mit dem Langweiler Andy Samberg (ja, ich finde Brooklyn Nine-Nine doof) und der "Mutter" Cristin Milioti. Es ist natürlich spaßig, wie sich die Figuren öfter mal in den Tod stürzen. Und ja, es muss schon irgendwie auch auf eine Lovestory hinauslaufen. Aber die Lösung hat dann weniger mit Selbsterkenntnis oder den großen menschlichen Veränderungen zu tun, sondern mit Physik. Teilweise war es aber unterhaltsam. 6/10
Erlösung: Flaschenpost von P (DK/D/S/N 2016, R: Hans Petter Moland, D: Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pål Sverre Hagen, Jakob Ulrik Lohmann, Amanda Collin, Johanne Louise Schmidt) Teil 3 der Adler-Olsen-Reihe um das Dezernat Q, das längst vergessene Vermisstenfälle aufklären will. Diesmal wird eine Flaschenpost angespült, geschrieben von einem Kind, das offenbar gefangen genommen wurde. Und passt das vielleicht zu der Entführung eines Geschwisterpaars? Und was hat der seltsame Gläubige damit zu tun? Mørck und Assad nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf eine Christengemeinde, die ihr Schicksal als von Gott gegeben ansieht. Nach dem etwas schwächeren "Schändung" ist "Erlösung" ein Klassethriller, brutal, spannend, teils auch widerlich. Und der Bösewicht ist wirklich irre. Jetzt muss ich mir nur noch "Verachtung" anschauen, aber das kommt auch bald. 8/10
Im Westen nichts Neues (D/USA/GB 2022, R: Edward Berger, D: Felix Kammerer, Albrecht Schuch, Aaron Hilmer, Moritz Klaus, Adrian Grünewald, Edin Hasanovic, Daniel Brühl, Thibault de Montalembert, Devid Striesow) Das ist sie also, unsere große Oscar-Hoffnung, die jüngst bei den BAFTAs Rekorde eingeheimst hat. So ganz bin ich aber nicht damit einverstanden. Ja, Berger zeigt das, was Remarque vermutlich auch zeigen wollte: Die Sinnlosigkeit des Krieges, den Menschen als Kanonenfutter, der nichts wert ist, austauschbar, ersetzbar. Das wird schon am Anfang deutlich, weil Namen von Gefallenen in den Uniformen der neuen Rekruten stehen. Bis heute kann ich nicht verstehen, wie sich Menschen freuen, dass sie in den Krieg ziehen (gab es damals auch bei "Vom Winde verweht"). Auf dem Schlachtfeld werden sie eines Besseren belehrt. Dass der Film einige Sachen weglässt, ist okay. Dass er aber auch Figuren hinzuerfindet, die dann auch Auswirkungen auf das Ende haben, ist ärgerlich. Die Schlachtszenen sind ein wahnsinniges Gemetzel, schwierig anzuschauen, weshalb ich auch mit einer 18er-Einstufung einverstanden gewesen wäre und FSK 16 manchmal für zu geringt halte. Der Film hat aber bei aller Dramatik auch Längen. Deshalb "nur" eine 7/10.
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Verachtung (DK/D 2018, R: Cristoffer Boe, D: Fares Fares, Nikolaj Lie Kaas) Auch wenn Jussi Adler-Olsen insgesamt zehn Bücher über das Dezernat Q schreiben wird (es fehlen nur noch ein oder zwei) ist die Filmreihe mit Fares Fares und Nikolaj Lie Kaas leider Schluss. Gerade jetzt, wo man die Chemie der beiden spürt. "Verachtung" ist ein würdiger Abschluss. Wieder werden eine längst vergangene Geschichte und aktuelle Geschehnisse geschickt miteinander verwoben. Wieder gibt es ein paar Bilder, die im Gedächtnis bleiben. Und wieder wird es gefährlich für den ewig mürrischen Carl Mørck und seinen Sidekick Assad, der genug hat vom Dezernat Q. Dass sich der Fall eines Themas annimmt, das in Dänemark tatsächlich bis in die 60er-Jahre hinein noch aktuell war, gibt dem Krimi-Thriller sogar noch ein wenig Tiefe. 8/10
Homecoming - Ein Film von Beyoncé (USA 2019, R: Beyoncé, D: Beyoncé, Jay-Z, Kelly Rowland, Michelle Williams, Solange) Es ist nicht immer gut, wenn man seine Liste einfach von oben abarbeitet. Sagen wir mal so: Ich bin kein großer Fan von Konzertfilmen und hier gibt es einen kompletten Zusammenschnitt der beiden Coachella-Headline-Auftritte von Beyoncé. Gleichzeitig bin ich auch kein großer Fan der Künstlerin. Keine guten Voraussetzungen. Aber Kritiker sehen hier einen der besten Konzertfilme aller Zeiten. Ich sehe hier eben eine Konzertcollage, die mit rund 15 Minuten eingestreuten Hintergrundinfos, meist von den Proben, angereichert wird. Ja, ich erkenne an, dass hinter einem durchchoreografierten Auftritt eine Menge Arbeit steckt. Dass Beyoncé kurz nach ihrer Zwillingsgeburt aber mit ihren rund 200 Mitmusikern und Tänzern erst vier Monate die Gesangsparts, dann vier Monate die Tanzeinlagen probt, ist schon beeindruckend. Dann sie als erste schwarze Sängerin Headliner bei Coachella ist, ist ebenfalls großartig. Deshalb ist Homecoming für sie ein Fest der schwarzen Kultur. Ich finde das ein wenig dick aufgetragen. Aber ich bin ja auch kein Fan von Konzertfilmen und von Beyoncé. 5/10
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tja, dem namen nach war mir wajda durchaus bekannt, nur: ich hatte bisher noch nie einen seiner filme gesehen. das wollte ich jetzt mal ändern. bei mubi ist immerhin sein letztes werk verfügbar - ein biopic über den polnischen maler und kunsthistoriker wladyslaw strzeminsiki - bzw. über seine letzten lebensjahren anfang der 50er in lodz, wo er an der akademie lehrte und malte. als verteter des konstruktivismus, der zeitweise mit malewitsch, kandinsky und chagall zusammengearbeitet hatte, weigerte er sich, den von staats wegen angeordneten neorealsimus anzuerkennen bzw. ihn als stil zu übernehmen. trotz seines hohen stellenwerts in der kunstwelt wurde er zusehends repressalien ausgeliefert, seine lehrbefungnis wurde ihm entzogen, seine schüler, die er im privaten weiter unterrichtete wurden ebenso verfolgt und schließlich wurden ihm auch noch die letzten lebensgrundlagen entzogen, sodass er völlig verarmt an tbc starb. wajda hat das sehr nüchtern, ohne auf die tränendrüse zu drücken inszeniert und doch rührt einen das schicksal dieses standhaften charakters, obwohl man sich mehr als einmal wünscht, dass er seine stur... äh standhaftigkeit wenigstens zum wohle seiner tochter, die eh schon halbwaise ist, ablegt. ein stilles, aber doch sehr beeindruckendes werk. werde mich auf jeden fall nach wajdas anderen filmen umsehen.
beginners (mike mills, 2011)
auch ein film, den ich schon lange auf der watchlist hatte. "20th century women" und zuletzt "c'mon c'mon" waren ja beide ganz fabelhaft und "beginners" reiht sich da nahtlos ein - in diese unaufgeregt-lakonisch erzählten geschichten, die sich genauso alltäglich wie außergewöhnlich anfühlen. hier sind es zwei, die in einer parallelen montage angeordnet sind. der hauptcharakter oliver - gespielt von ewan mcgregor - erlebt einerseits eine unerwartete und auf sehr wackeligen füßen stehende romanze mit der französichen schauspielerin anna (melanie laurent) und erinnert sich zurück an die letzten jahre seines vaters (christopher plummer), der - nachdem seine frau starb - sein coming out hat und fortan das schwule leben auskostet, für das ihm kaum noch zeit bleibt, da er den tod vor augen hat. was soll ich dazu sagen? da ist so viel liebe für die figuren, so viel tragikkomik und v.a. auch so viel schauspielerische brillianz drin ... es ist zum heulen schön. mike mills ist ein ganz großer!
celle que vous croyez (safy nebbou, 2019)
die geschiedene literaturdozentin claire (juliette binoche) möchte endlich wieder eine beziehung und hat die tolle idee, sich auf facebook als 25jährige schönheit auszugeben, um sich an alex (francois civil), den mitbewohner ihres verflossenen lovers, ranzumachen. der beißt an, doch wohin soll das führen? das bespricht sie mit ihrer psychotherapeutin (nicole garcia) und wir folgen diesem hoffnungslosen unterfangen mit einigem unbehagen, obwohl claire doch scheinbar so glücklich ist, mit ihrem täuschungsmanöver. irrungen, wirrungen folgen und das resultiert in einem drama mit einigen plot-twists, die man in dieser zunächst fast behäbigen erzählung nicht erwartet hätte. kein meisterwerk, aber gerade auch dank der beiden großartigen schauspielerinnen, sehr sehenswert.
drive (nicolas winding refn, 2011)
da musste mal wieder sein. *ächz* was für ein meisterwerk des styles, der hier nicht mal "over matter" geht, denn die story ist mindestens genauso interessant. es ist übel, dass ich kaum worte dafür finde, wie großartig dieser film ist, aber das muss jetzt dann reichen: ryan gosling, carey mulligan, oscar isaac, bryan cranston, albert brooks, ron perlman, christina hendricks
Mein Lehrer, der Krake (My Octopus Teacher, ZA 2020, R: Pippa Ehrlich, James Reed, D: Craig Foster, Tom Foster) Craig Foster ist ausgebrannt. Zuviel Arbeit. Weil der Dokumentarfilmer unausstehlich wird, wie er zugibt, zieht er die Reißleine. Er sucht sich etwas, das ihn beruhigt. Und weil er an der Küste Südafrikas wohnt, beginnt er zu schnorcheln. Bei einem seiner Tauchgänge entdeckt er ein Krakenweibchen. Er ist interessiert und nimmt den Oktopus täglich unter die Lupe - und entwickelt eine Beziehung zu dem Tier, die mehr als 300 Tage dauern wird. Die Bilder sind faszinierend. Der Academy war das einen Dokumentarfilm-Oscar wert. Dass es in dem Film weniger um den Kraken, als um Craig Fosters Gedanken dazu geht, ist geschenkt. Am Ende wirkt die Beziehung aber seltsam, wenn er Aussagen wie "Das war der letzte körperliche Kontakt, den wir hatten" tätigt. Dass die Macher von "The Boys" das wohl aufnehmen und veräppeln kann man ihnen nicht verdenken. 6/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed