Zitat von tenno im Beitrag #5309bin ich immer dann, wenn die grundlegende aussage bzw haltung des buches verwässert oder sogar verdreht wird.
Eben das liegt bei diesem Film meiner Meinung nach vor. Das lakonische Ende, das den ganzen Zynismus und die Sinnlosigkeit dieses Krieges auf den Punkt bringt, wird einem lächerlichen, aufgeblasenen und konstruierten Showdown geopfert.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Rio Grande (USA 1950, R: John Ford, D: John Wayne, Maureen O'Hara, Victor McLaglen, Chill Wills, Grant Withers) Klassiker-Alarm! Aber trotz der hohen Reputation einer, der nicht gut gealtert ist. Die Mischung Western und Romanze ist eben auch schwierig. Nördlich des Rio Grande ist das Militärcamp von Lt. Col. Yorke (Wayne). Den Fluss überqueren dürfen sie nicht, was die Apachen ausnutzen. Seit 15 Jahren ist Yorke mit der Kavallerie von daheim weg. 15 Jahre hat er seinen Sohn nicht gesehen - der ihm dann als Rekrut zugeteilt wird. Und als wäre eine Vater-Sohn-Geschichte, die sehr seltsam erzählt wird, nicht genug, kommt auch noch seine Frau, die er ebenso lange nicht mehr gesehen hat, ins Camp, und versucht, ihm und der Kavallerie den Sohn abspenstig zu machen. Genauso bescheuert, wie das klingt, ist es dann auch. Ein paar tolle Reitszenen sind auf der Habenseite. Aber ansonsten herrscht hier große Langeweile. 4/10
Shazam! (USA/CDN 2019, R: David F. Sandberg, D: Zachary Levi, Mark Strong, Asher Angel, Jack Dylan Grazier, Djimon Hounsou) Steht schon länger auf der Watchlist, und da ich keinen Bock auf einen weiteren mittelmäßigen Animationsfilm, habe ich diesmal die Kinder von meiner Watchlist entscheiden lassen, was wir gucken. Und was soll ich sagen? DC kann auch lustig (gut, der Harley-Quinn-Film hatte ja auch Humor). Beschränkt man den Film auf die Story, ist das natürlich hanebüchener Quatsch. Aber wie er dann umgesetzt wird, ist absolut großartig. Da wird eine Bodyswitch-Komödie mit Superhelden-Kino und ein wenig Drama und Komödie vermischt. Das kann schief gehen, ist aber einfach nur unterhaltsam, witzig und gelungen. 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Sonne und Beton (D 2023, R: David Wnendt, D: Levy Rico Arcos, Vincent Wiemer, Rafael Luis Klein-Heßling, Aaron Maldonado-Morales, Luvre47, Jörg Hartmann, Lucio101, Wael Alkhatib) Eines weiß man nach Ansicht dieses Films: In Gropiusstadt will man nicht wohnen. Zumindest nicht 2003, zu der Zeit, in der dieser Film spielt. Er erzählt die Lebensgeschichte von Felix Lobrecht. Oder eben nicht. Was wahr ist und was nicht, das hat Lobrecht auch schon in seinem gleichnamigen Buch nicht zugegeben. Rückblickend muss man sich fragen, was Politiker damals in den 60ern und 70ern gedacht haben, als sie so riesige Hochhaussiedlungen erdacht haben. Der Kölnberg in Köln ist ja auch ein Ghetto, das mal als Wohngegend für die besser Gestellten gedacht war. In Gropiusstadt lebt Lukas, der in die neunte Klasse geht. Eine Problemklasse in einer Problemschule in einem Problemstadtteil in Neukölln. Lehrer haben gegen diese Teenager keine Chance. Und Chancen haben diese Teenager auch nicht - schon aufgrund ihrer familiären Situation. Lukas' Mutter ist tot, der Vater arbeitslos, der große Bruder ein Kleinkrimineller mit Namen in der Szene. Lukas' bester Freund Gino und dessen Mutter leiden unter dem prügelnden Alkoholikervater. Julius hingegen hat gar keine Eltern und lebt bei seinem älteren Bruder, der mit seinen Freunden (einer davon Buchautor Lobrecht) den ganzen Tag Techno-Musik hört und sich Drogen reinwirft. Und dann ist da noch der Neue, Sanchez, ein Halbkubaner, der mit seiner Mutter nach Gropiusstadt zieht. Die vier planen, auch weil Lukas arabischen Drogendealern 500 Euro schuldet, einen Coup. Doch wirklich zu Ende gedacht haben sie den nicht. David Wnendt gelingt hier ein packendes Sittenbild eines Schmelztiegels. Ein Coming-of-Age-Film noch dazu. Einer über Freundschaft, über Teenageraufplustereien, über Kriminalität, über Gruppenzwang. Einer, der beim Zusehen und vor allen Dingen wegen dieser falschen Ghettosprache auch beim Zuhören weh tut. Einer, der aber auch richtig gut ist. 8/10
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Falsche Ghettosprache weil sie grammatikalisch falsch ist oder weil so im "Ghetto" eigentlich niemand spricht? Letzteres wäre für mich ein Dealbreaker, das kann ich immer nicht so gut ertragen, wenn solche Soziolekte aufgesetzt klingen oder durch viel zu "geschrieben" klingende Dialogstücke unterbrochen werden.
viele, die diesen film kritisieren, fragen, was will mir der überhaupt erzählen? hab ich mich auch gefragt, bis ich dahinter gekommen bin: das ist gar nicht sein anliegen. es handelt sich hier um eine charakterstudie - gewiss, mit erzählerischen elementen, aber es geht hauptsächlich darum, diese kontroverse figur, die star-dirigentin lydia tár in all ihren facetten darzustellen. wie überzeugend das gelungen ist, sieht man schon allein daran, dass wohl massenweise leute auf amazon nach der, im film thematisierten autobiographie "tár on tár" suchten. die stilistik, all die details, kamera, ausstattung, musik, sound, editing - sind nahezu makellos, es gibt nicht zu knapp szenen für die ewigkeit und na ja, cate blanchett ist schlicht und einfach eine naturgewalt (dass michelle yeoh den oscar bekommen hat werte ich dahingehend: sie hat den schon lange verdient und blanchett hat schon zwei). nina hoss ist ebenfalls großartig ... und dennoch: völlig gekriegt hat er mich dann doch nicht. vielleicht ein bisschen zu verkopft ... gewollt ... was auch immer - aber auf jeden fall ein ereignis.
a bridge too far (aka "die brücke von arnheim", richard attenborough, 1977)
wohl ein recht akkurates retelling einer der übelsten schlachten gegen ende des zweiten weltkrieges, als die alliierten kurz vor dem einmarsch in deutschland standen - sehr eindrucksvoll inszeniert mit einem wahnsinns-cast (sean connery, michael caine, ryan o'neal, gene hackman, robert redford, james caan, anthony hopkins, laurence olivier, dirk bogarde, maximilian schell, liv ullmann, hardy krüger, elliott gould), aber da beginnen bereits die probleme: zu viele schauplätze, zu viele charaktere, von denen kaum einer ausgearbeitet ist, ständig hüpft die handlung von hier nach da, man verliert völlig den überblick und so verlieren die teilweise sehr beeindruckenden szenen an impact und man steht am ende mit einem sammelsurium an eindrücken da, ohne dass sich daraus ein stimmiges bild ergibt. schade um den ganzen aufwand.
the fabelmans (steven spielberg, 2022)
ha! spielberg hat's ja doch noch drauf. die eindrücke sind noch recht frisch, daher nur so viel: was er zum thema filmemachen zu sagen hat, ist wirklich substanziell, wahr und gut und er hat das inszenatorisch wirklich toll umgesetzt und seine herzensangelegenheit familie hat er auch endlich mal differenziert und ziemlich kitschfrei dargestellt. ein kritikpunkt ist leider der cast. sowohl paul dano, als auch michelle williams sind herzlich wenig überzeugend. ersterem nimmt man diese vaterrolle kaum ab und williams nervt teilweise sogar durch permanentes overacting - wie da eine oscar-nominierung rausspringen konnte, bleibt das geheimnis der academy. der eigentliche hauptdarsteller gabriel labelle als spielbergs junger alter ego ist allerdings eine wucht und so bleibt am ende doch ein großes plus als bewertung für diesen film.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5315wohl ein recht akkurates retelling einer der übelsten schlachten gegen ende des zweiten weltkrieges
Hab den in meiner Jugend glaube ich dreimal gesehen. Fand den immer recht beeindruckend. Aber als Antikriegsfilm funktioniert der für mich überhaupt nicht, dazu ist alles zu opulent und mit mächtig viel Geballer. Der Cast ist echt der komplette Wahnsinn.
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jepp, da ist mir auch ein bisschen zu viel heroismus drin. das haben zum beispiel die "im westen nichts neues"-verfilmungen (beide) nicht drin, aber eigentlich will ich dich damit jetzt auch in ruhe lassen.
Zitat von Quork im Beitrag #5314Falsche Ghettosprache weil sie grammatikalisch falsch ist oder weil so im "Ghetto" eigentlich niemand spricht? Letzteres wäre für mich ein Dealbreaker, das kann ich immer nicht so gut ertragen, wenn solche Soziolekte aufgesetzt klingen oder durch viel zu "geschrieben" klingende Dialogstücke unterbrochen werden.
Die Ghetto-Sprache ist schon richtig. Aber sie klingt dann auch so falsch. Selbst Lukas passt sich ja an und redet so. Sein Vater redet normal. Und Lobrecht redet heute ja auch hochdeutsch mit Berlinerisch...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
"A Bridge Too Far" ist für mich ebenfalls mehr Abenteuer- als Kriegsfilm. So waren in der Zeit leider viele Filme und die meisten davon funktionieren heute nur noch nostalgisch. Habe den als Kind zig Mal gesehen, weil er ständig im Fernsehen lief, heute finde ich ihn immer noch ganz gut, aber der große Glanz ist lange abgeblättert.
Invasion Of The Body Snatchers (1956) - Immer noch geil. (8/10) Star Trek III: The Search For Spock - Kann man machen. (7/10) Gone Baby Gone - Immer noch wurstig. (5/10) The Mauretanian - Hätte besser sein müssen. (7/10)
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5317aber eigentlich will ich dich damit jetzt auch in ruhe lassen.
Wieso "in Ruhe lassen"? Ich finde die aktuelle Verfilmung scheiße, du nicht. Dann ist das halt so. Heroismus gibt es aber tatsächlich nirgends, wo dieser Name draufsteht, das muß man auch der Neuverfilmung zugutehalten. Was sie nicht besser macht.
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