The Wonder Extrem ungewöhnlicher Ein- und Ausstieg eines Filmes, habe ich so noch nie gesehen. Oft sind es die Kleinigkeiten, die im Gedächtnis bleiben. Sebastián Lelio („Una mujer fantástica“) hat sich auch eine sehr schicke Überblendung einfallen lassen. Aber auch der Rest ist gut. Es wird sehr beklemmend teilweise, Florence Pugh spielt super. (8/10)
Everything Everywhere All at One (USA 2022, R: Daniel Kwan, Daniel Scheinert, D: Michelle Yeoh, Stephanie Hsu, Ke Huy Quan, Jenny Slate, Harry Shum Jr., James Hong, Jamie Lee Curtis) Zwei Tage vor dem Oscar-Triumph gesehen. Eigentlich genau mein Film: Durchgeknallt, vor Ideenreichtum explodierend. Aber vielleicht hat er auf dem Fernseher einfach nicht so gut gewirkt. Ich denke, im Kino wäre ich weggeblasen gewesen. Vielleicht fand ich ein paar der Gags aber auch einfach zu platt. Dafür waren ein paar einfach großartig. Vielleicht schaue ich ihn mir im Originalton noch mal an. Aber vorerst bleibe ich bei 7/10.
Tár (USA 2022, R: Todd Field, D: Cate Blanchett, Noémie Merland, Nina Hoss, Sophie Kauer, Julian Glover, Allan Corduner, Mark Strong) Was für eine Leistung von Cate Blanchett! Wenn ich mich nicht verguckt habe, dann hat sie in jeder Szene dieses mehr als zweieinhalbstündigen Fake-Biopics mitgewirkt. Und ich hätte fest mit einem Oscar gerechnet, weil das hier einfach eine Oscar-Leistung ist. Ich will gar nicht so viel verraten. Ja, der Film ist sehr lang. Aber Blanchett trägt ihn. Und er hat mir sehr gefallen, obwohl ich normalerweise gerne eine Hauptfigur mögen will. Das ist bei Lydia Tár nicht möglich. Wäre sie ein Mann, wäre sie ein Weinstein. So geht es einfach darum, dass man mit Macht erstmal umgehen muss, damit man sie nicht missbraucht. 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Hatte gar nicht mitbekommen bisher, dass "Tár" von Todd Field stammt. Hat er nach gefühlten tausend Jahre Pause also doch noch einen dritten Film realisiert. Das ja schön.
16 Jahre. "In the Bedroom" habe ich nicht gesehen, "Little Children" habe ich damals eine 9/10 gegeben.
(rüber in den Serienthread)
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #5282Everything Everywhere All at One [...] Vielleicht schaue ich ihn mir im Originalton noch mal an.
das möchte ich dir dringend empfehlen. diesen film wollte ich eigentlich mit meiner freundin auf deutsch sehen, da sie nicht gut englisch spricht; allerdings habe ich es mir zur gewohnheit gemacht, in solchen fällen vorher auf synchronkartei.de nachzusehen. ich disse ungern kollegen, aber es gibt namen, bei denen ich dann vom genuss der deutschen fassung abstand nehme. dies ist leider so ein fall.
Zitat von Quork im Beitrag #5272Für mich war das ein guter Anlass, mich endlich mal mit dem - beeindruckenden - Buch zu beschäftigen. Nach dem Buch war dann für mich aber auch klar: Den Film schau ich mir lieber erstmal nicht an.
Das ist auch meine Hoffnung: daß mehr Leute mal wieder das Buch lesen, die es vorher vielleicht nicht getan hätten. Meine Befürchtung: das Buch tritt hinter diesen Film zurück.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
campions nachfolger nach ihrem oscar-erfolg "the piano" - diesmal ein kostümdrama nach einer romanvorlage von henry james. ich habe immer wieder meine probleme mit diesen geschichten über die upper-class, die, in starren konventionen gefangenen figuren und ihre komplizierten liebschaften. wie in "dangerous liaisons" darf hier allerdings john malkovich wieder das intrigante arschloch geben, nicole kidman wehrt sich so gut es geht gegen ihn und was man von barbara hershey halten soll, bleibt lange im unklaren. dazu gibt es noch jede menge gute performances von martin donovan, shelley duvall, shelley winters, richard e. grant, viggo mortensen und einem schnuckelig-jugendlichen christian bale. was bleibt ist zwar der schwächste film von campion, den ich bisher gesehen habe, aber ey, was kann man bei dem cast (und einem soliden drehbuch) schon falsch machen?
inherent vice (paul thomas anderson, 2014)
so, damit wäre die letzte lücke bzgl. p.t.a. gestopft und auch der enttäuscht nicht die bohne. ein wirres konstrukt von einem film noir - aber was will man bei einer vorlage von thomas pynchon anderes erwarten. das abgefuckte 70er jahre drogen-flair wurde perfekt eingefangen und joaquin phoenix hat hier mal wieder eine seiner meisterleistungen als abgewrackter privatdetektiv abgeliefert, der von seiner ex (katherine waterson) auf die spur einer verschwörung (oder auch nicht) geführt wird. auch hier brilliert wieder eine herausragende besetzung mit josh brolin, owen wilson, joanna newsom (!), benicio del toro, martin short, reese witherspoon, hong chau, etc.
tabu: a story of the south seas (f.w. murnau, 1931)
murnaus letzter film vor seinem unfalltod - ein magisches portrait der lebensweise der polynesier - gedreht mit authentischen laiendarstellern vor ort (bora bora und tahiti) - halb dokumentarisch, halb dramatisch über die liebesgeschichte eines jungen paares, das jäh auseinandergerissen wird, da das mädchen von einem stammesälteren als jungfräuliches tabu auserkoren wird. das will ihr geliebter aber nicht akzeptieren und macht sich mit ihr aus dem staub ... trotzdem ja bereits die tonfilmära angebrochen war, hat murnau doch nochmal einen stummfilm, sogar ohne zwischentitel, gedreht, aber es gibt unglaublich beeindruckende bilder zu sehen, die mit ebenso schöner musik unterlegt sind ... und was will man mehr?
rebecca (alfred hitchcock, 1940)
tja, und auch bei hitchcock gibt es noch jede menge weißer flecken auszumalen und dieser war mal echt überfällig. ein grandioses mysterium mit laurence olivier und joan fontaine, denen aber die show von judith anderson als durchtriebene gouvernante gestohlen wurde. die hat leider trotz nominierung nicht den wohlverdienten oscar gewonnen. und hitchcock wurde hier auch zum ersten mal von der academy übergangen. dummes pack, dummes!
a perfect world (clint eastwood, 1993)
der nachfolgefilm zu eastwoods meisterwerk "the unforgiven" hat mich damals nicht die bohne interessiert, wohl auch, weil ich damals eine, mir inzwischen unerklärliche antipathie gegenüber kevin costner hatte, der hier einen gefängnisausbrecher gibt, der auf der flucht einen achtjährigen jungen als geisel nimmt und von sheriff eastwood und der unerwünschten fbi-streberin laura dern gejagt wird. daraus ergibt sich ein äußerst unterhaltsames katz-und-maus-spiel, das eine beachtliche balance zwischen komödie und tragödie, spannung und melancholie herstellt. zudem ist die chemie zwischen kostner und dem kinderdarsteller j.t. lowther eine ganz besondere, auch wenn es zunächst nicht sehr glaubhaft erscheint, dass der junge immer wieder freiwillig mit seinem entführer mitkommt. aber das ist eine schwäche, die man dem film gerne verzeiht.
angelehnt an den ersten fall in den usa, in dem sexuelle belästigung am arbeitsplatz tatsächlich gerichtlich belangt wurde und das unternehmen (eine kohlemine) dazu verdonnert wurde, maßnahmen dagegen zu treffen - und das war erschreckender weise erst 1984. sehr bedrückend inszeniert, aber ohne auf die tränendrüse zu drücken und hervorragend gespielt, v.a. von charlize theron und frances mcdormand, die verdientermaßen oscar-nominierungen dafür einheimsten. sehr solides gesellschaftkritisches kino - nicht mehr und nicht weniger.
petite nature (samuel theis, 2021)
die geschichte des 10jährigen johnny, der mit seiner überforderten mutter und den geschwistern in prekären verhältnissen im lothringischen forbach aufwächst. sein älterer bruder ist ein nichtsnutz und um seine kleine schwester kümmert er sich rührend, wie auch um den haushalt, den die promiskuitive und dem alkohol nicht abgeneigte mutter nicht auf die kette bekommt. sein neuer klassenlehrer, der sein potenzial erkennt und fördert, wird sein neuer fixpunkt, was sich allerdings auch bald zum problem entwickelt. sozialrealsimus, der nicht von ungefähr an die filme der dardenne-brüder, ken loach und mike leigh erinnert - trocken und unsentimental. sowas mag ich und der kleine aliocha reinert in der hauptrolle ist sensationell. sehr, sehr empfohlen!
lolita (stanley kubrick, 1962)
so, auch kubricks filme habe ich jetzt endlich mal komplett gesehen und unter den vielen guten ist das bestimmt einer seiner besten. dabei war es sicherlich kein fehler, dass vladimir nabokov, der autor der romanvorlage am drehbuch mitgearbeitet hat (und als einziger gecredited wird). die schau ist aber die chemie zwischen den hauptdarstellern james mason und sue lyon, die natürlich auch der genialen regie von kubrick geschuldet ist. dazu kommen großartige performances von shelley winters und peter sellers in den nebenrollen. 2 1/2 stunden amüsement und staunen - was will man mehr?
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5289lolita (stanley kubrick, 1962)
so, auch kubricks filme habe ich jetzt endlich mal komplett gesehen und unter den vielen guten ist das bestimmt einer seiner besten. dabei war es sicherlich kein fehler, dass vladimir nabokov, der autor der romanvorlage am drehbuch mitgearbeitet hat (und als einziger gecredited wird). die schau ist aber die chemie zwischen den hauptdarstellern james mason und sue lyon, die natürlich auch der genialen regie von kubrick geschuldet ist. dazu kommen großartige performances von shelley winters und peter sellers in den nebenrollen. 2 1/2 stunden amüsement und staunen - was will man mehr?
Ich mag auch die Verfilmung von Adrian Lyne (an sich kein Garant für gute Filme). Ich finde die beiden Verfilmungen ergänzen sich ganz gut.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Indecent Proposal und 9 1/2 Weeks sind dafür großer Schmu, besonders ersterer. Flashdance ist, sagen wir mal, außerhalb meines Interessenbereichs. „Kein Garant für gute Filme“ heißt ja nicht „alles schlecht“.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ist halt eine schwierige Kategorisierung. Mir fällt kein Regisseur ein, der nicht irgendeine Gurke gedreht hätte. Finde, dass die Schere da stärker auseinandergeht als bei Musiker:innen.
ich wäre da aber bei lumich. "flashdance" entzieht sich ebenso meiner beurteilung wie "fatal attraction", beide finde ich persönlich langweilig bis grauenhaft. letzteres würde ich "9 ½ wochen" sogar als absolutum zuschreiben. zumindest würde ich freiwillig in keinen lyne-film gehen, wenn er mir nicht von außergewöhnlichen umständen schmackhaft gemacht wird.