anderson wird immer extremer, was seine kunst betrifft. was für eine entwicklung! diesmal wurde es also meta, denn es wird ein filmgewordenes theaterstück gezeigt mit einer rahmenhandlung über den autor des stückes, den regisseur, den produzenten, einige der schauspieler - schwarz-weiß im 4:3-format. das stück selbst in gesättigten farben, breitwand, extrem künstliches set-design. zum inhalt brauche ich mal wieder nix zu sagen, er ist nicht maßgeblich, es ist das "wie" und - mannomann - es hat mich mal wieder umgehauen. nebenbei kommentiert anderson subtil sein eigenes filmschaffen, indem er die schauspieler fragen lässt: "warum macht/sagt xy in dieser szene dies und jenes?" und der autor antwortet "keine ahnung, das kam einfach so" und genau das ist es was anderson macht und was ich an ihm so schätze: er macht einfach. weiterer pluspunkt: wie nonchalant er diese starpower, die er für jeden film einsetzt, verwendet. 3 sätze von willem dafoe? kein problem, macht er. und so sehen wir außerdem: bryan cranston, edward norton, jason schwartzman, scarlett johannson, tom hanks, tilda swinton, jeffrey wright, liev schreiber, sophia lillis, steve carrell, matt dillon, adrien brody, hong chao, jeff goldblum, margot robbie. und dann noch die verbeugung vor tim burtons "mars attacks"... hach, es steckt so viel in diesem film. ein wahres fest!
Belfast (GB 2021, R: Kenneth Branagh, D: Caitríona Balfe, Judi Dench, Jamie Dornan, Ciarán Hinds, Jude Hill) Kenneth Branagh blickt zurück auf seine Kindheit in Belfast, die alles andere als unbeschwert, aber nicht unglücklich scheint. In den ersten zwei Minuten scheint auch alles noch in Ordnung: Kinder, egal aus welchem Haus in der Straße, spielen miteinander. Doch in der Straße wohnen Protestanten und Katholiken gemeinsam. Und nach eben rund zwei Minuten kommt der protestantische Mob, schmeißt Scheiben bei den Katholiken ein und zündet Autos an. Fortan ist schwelt im Hintergrund der Konflikt. Und das ist nicht der einzige. Buddys Eltern (Balfe und Dornan) haben kaum Geld, während er in England arbeitet und versucht, seine Steuerrückzahlungen erstattet zu bekommen, wirft Ma (meist in Stöckelschuhen) den Haushalt. Geerdet wird Buddy von seinen Großeltern. Mehr passiert eigentlich nicht in diesem Film, der wundervoll gedreht wurde, sich aber inhaltlich nicht entscheiden kann, was er will. Und so ist er von allem ein bisschen und von nichts das Ganze. Schade. Da wäre mehr drin gewesen. 7/10
Edit: Haha, ich schaue hinterher immer, ob jemand anderes den Film schon besprochen hat und sage nur: High Five @Quork .
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Flammendes Inferno (USA 1974, R: John Guillermin, D: Steve McQueen, Paul Newman, William Holden, Faye Dunaway, Fred Astaire, Susan Blakely, Richard Chamberlain, Jennifer Jones, O.J. Simpson, Robert Vaughn, Robert Wagner) Was für eine Katastrophe! Und damit ist nicht das Genre gemeint. Ja, technisch ist das alles toll. Die Stunts großartig. Aber alles andere ist absolut hanebüchen. Die Schauspieler? Ja, ein Haufen Stars, die absolut gelangweilt spielen. Und auch hinter den Kulissen muss es gekracht haben: Dunaway kam divenlike immer zu spät, McQueen und Newman konnten sich nicht ausstehen. Am schönsten an diesem Starvehikel ist ja, zu sehen, wann welcher Star das Zeitliche segnet. Die Story? Immerhin die Ausgangslage ist interessant: Ein 135-Stockwerk-Glasturm-Wolkenkratzer wird eröffnet. Doch Pfusch am Bau sorgt für ein Desaster. Am schlimmsten finde ich aber die Logikfehler die Feuerwehr betreffend. Es brennt im 81. (!) Stock? Dann richten wir unsere Kommandozentrale doch einfach im 79. (!!!) ein. Eine umgekippte Schubkarre mit Beton im 135. Stock, die das Öffnen eine Holztür verhindert? Anstatt die Tür mit dem Beil zu zerstören, greift der Feuerwehrmann zu C4, das er offenbar immer am Gürtel hängen hat, wenn er im Brandeinsatz ist. Und der Wasserstrahl? Wird in die Flammen gehalten, anstatt auf den Boden, von wo die Flammen kommen. Ah ja. Was für ein Schwachsinn - immerhin einer, der immer noch ganz gut aussieht. 4/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
70er - und Früh - 80er - Jahre - Katastrophenfilme sind ein Genre für sich. Ich mag's. Keine Ahnung, wieviele ich davon gesehen habe, aber in meiner Kindheit liefen die ständig im Fernsehen. "Erdbeben" habe ich auf DVD, "Airport 77 - Verschollen im Bermudadreieck" , "Airport 80 - Die Concorde" und "Starflight One" habe ich als Kind auf Video bestimmt zehnmal angeschaut. Alles ganz großer Quatsch, und man weiß meist schon nach zehn Minuten, wer den Film nicht überleben wird. "Die Höllenfahrt der Poseidon" gab es auch noch.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
ich find's auch bizarr, maßstäbe an 70er jahre katastrophenfilme anzulegen, die dann gegenüber "independence day" oder "armageddon" komplett über den haufen geworfen werden.
Brennende Hochhäuser sind dann doch etwas realistischer als Alien-Invasion und Bauarbeiter-auf-Meteoriten-schicken. Da weiß man schon im Vorfeld, dass das Quatsch ist.
"Flammendes Inferno" hat noch eine zweite Komponente, für den der Film nichts kann: Als ein paar der Stars brennenden den Tower runterflogen (einmal ja sogar freiwillig sprangen), hatte ich die Bilder von 9/11 im Kopf.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #5482Brennende Hochhäuser sind dann doch etwas realistischer als Alien-Invasion und Bauarbeiter-auf-Meteoriten-schicken. Da weiß man schon im Vorfeld, dass das Quatsch ist.
und das macht die filme besser?
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #5482"Flammendes Inferno" hat noch eine zweite Komponente, für den der Film nichts kann: Als ein paar der Stars brennenden den Tower runterflogen (einmal ja sogar freiwillig sprangen), hatte ich die Bilder von 9/11 im Kopf.
was ihn ja wieder um einiges realistischer macht, oder?
Ich werde meine Meinung radikal ändern, wenn Feuerwehrleute standardmäßig mit Sprengstoff ausgerüstet werden, um Feuer im Innenangriff zu bekämpfen. Dann wirds eine 12 von 10. Solange bleibe ich bei meiner Meinung, dass "Flammendes Inferno" Schrott ist.
Und wie ich "Independence Day" und "Armageddon" heute bewerten würde, weiß ich nicht. Damals habe ich mich sehr unterhalten gefühlt. Selbst das hat bei "Flammendes Inferno" nicht funktioniert.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Lucy und Desi (USA 2022, R: Amy Poehler, D: Lucie Arnaz, Bette Midler, Carol Burnett) Amy Poehler widmet sich in ihre Emmy-nominierten Dokumentation dem Paar Lucille Ball und Desi Arnaz. Die Komikerin aus New York und der Entertainer aus Kuba waren 20 Jahre verheiratet und hatten mit der Fernsehserie "I Love Lucy" einen Riesen-Erfolg. Gemeinsam gründeten sie die Produktionsfirma Desilu, die unter anderem für "Raumschiff Enterprise", "Kobra, übernehmen Sie" oder "Ein Käfig voller Helden" verantwortlich war. Für Nicht-Amerikaner ist das alles aber nur mäßig interessant. Dennoch eine gute Doku. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
alternde transfrau schlägt sich mit ihrem drogensüchtigen lover, ihrer auf dem absteigenden ast befindlichen dragshow-karriere und ihrem rebellischen sohn herum. rodrigues überrascht mit jedem film, keiner ist wie der andere. hier wird munter zitiert bei fassbinder, godard und almodovar, aber eigenständig genug, um eine spannende geschichte mit interessanten charakteren zu erzählen.
was bleibt (hans-christian schmid, 2012)
was als entspannte familienzusammenkunft geplant war, entwickelt sich zum wendepunkt im leben jedes einzelnen familienmitglieds, angesichts der entscheidung der psychisch kranken mutter, ihre medikamente abzusetzen. unspektakulär, aber subtil und mit großartigen schauspielern (corinna harfouch, lars eidinger, sebastian zimmler, ernst stötzner) und dem soundtrack von the notwist veredelt.
rosa luxemburg (margarethe von trotta, 1986)
großartiges portrait dieser unglaublich wichtigen politikerin - wunderbar verkörpert von barbara sukowa (zurecht als beste schauspielerin in cannes ausgezeichnet). ich erstarre in ehrfurcht.
la signora senza camelie (michelangelo antonioni, 1953)
eines von antonionis frühwerken über den kampf einer frau, um sich im film-business und gegen ihre männer zu behaupten. vielleicht noch nicht komplett eigenständig, zeichnet sich aber auch schon die meisterschaft seiner zukünftigen hauptwerke ab. sollte zunächst mit sophia loren oder gina lollobrigida in der hauptrolle besetzt werden, aber man kann sich kaum eine bessere performance vorstellen, als die von lucia bosé. ein absoluter glücksfall!
falling down (joel schumacher, 1993)
so. dann hab ich mir jetzt auch mal ein bild davon gemacht. nicht unproblematisch, aber absolut kein dummer film, mit dem schumacher bei mir weiter an ansehen gewonnen hat. und michael douglas' tour de force ist absolut sehenswert.
blithe spirit (david lean, 1945)
eine leichtherzige geisterkomödie mit großartigen performances von u.a. rex harrison und ... hach ... margaret rutherford. amüsant, kurzweilig, mit großartigen einfällen und tollen jokes. warum geht sowas heutzutage nicht mehr?
the blob (chuck russell, 1988)
tja, und hier haben wir einen der wenigen fälle, bei denen das remake dem original überlegen ist. mache aus einem trashigen b-movie einen noch trashigeren, addiere ein bisschen subversivität, mehr gore und ... nun ja ... die besseren special effects sind natürlich dem zeitlichen fortschritt geschuldet. alles in allem ein ganz großer spaß.
madalena (madiano marcheti, 2021)
tote transfrau liegt im soja-feld. dann wird um drei personen herumerzählt, die ein bisschen was mit ihr zu tun hatten. hintereinander weg, ohne ein verbindung aufzubauen. joa, die intention ist mir schon irgendwie klar, aber eindruck vermittelt das kaum. mehr als lob für stilistik und handwerk hab ich dafür nicht übrig.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5486tja, und hier haben wir einen der wenigen fälle, bei denen das remake dem original überlegen ist.
Das schon, aber das Original ist sehr charmant. Einfach ein Photo eines Saals, aus dem man die Fenster ausgeschnitten hat, auf Wackelpudding zu legen, ist dermaßen dreist, daß ich das gutfinde. Und Steve McQueen, natürlich.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5486tja, und hier haben wir einen der wenigen fälle, bei denen das remake dem original überlegen ist.
Das schon, aber das Original ist sehr charmant. Einfach ein Photo eines Saals, aus dem man die Fenster ausgeschnitten hat, auf Wackelpudding zu legen, ist dermaßen dreist, daß ich das gutfinde. Und Steve McQueen, natürlich.
nicht falsch verstehen. ich mag das original auch, aber eben das remake noch ein bisschen lieber.
spider-man: across the spiderverse (joaquim do santos, kemp powers, justin k. thompson, 2023)
wow, ich und 2 marvel-filme innerhalb weniger wochen, die ich auch noch beide gut finde: es geschehen noch zeichen und wunder. aber sind wir mal ehrlich, sowohl "guardians of the galaxy" als auch der erste animierte spider-man-film waren von vorn herein ausreißer nach oben. aaalso: visuell ist das der blanke irrsinn. einen solchen ausbund an kreativität und vielfalt an graphischen stilen, die auch noch dermaßen unprätentiös und nonchalant eingesetzt werden ... haste nicht gesehen. und das in einer künstlerischen qualität und sorgfalt, davor kann man nur den hut ziehen. womit wir bei der story wären und einem typischen problem dieser filme, dass die anfänglich durchaus gute, interessante und plausible erzählweise zusehends chaotisch, überfrachtet und vom pacing her dermaßen halsbrecherisch wird, dass man schier nicht mehr folgen kann. ständig hat man den impuls, kurz mal den pausenknopf drücken zu wollen, um all die ideen, anspielungen, zitate verarbeiten zu können, die da enthalten sind. das ist sehr schade, denn mit ein bisschen reduktion wäre das wirklich ein großartiger film. mit all den erwähnten einschränkungen ist er in meinen augen "nur" ein sehr guter. aber um noch was positives hinzuzufügen: neben "everything everywhere all at once" ist er der einzige bisher, der das konzept "multiverse" sinnvoll verhandelt. auf jeden fall bin ich sehr, sehr gespannt auf den nächsten teil "beyond the spiderverse" (muss man ja fat sein - bei dem ende).
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5489...aber sind wir mal ehrlich, sowohl "guardians of the galaxy" als auch der erste animierte spider-man-film waren von vorn herein ausreißer nach oben. ...
Beziehst du dich jetzt auf "Across the Spiderverse"? Falls ja: "Spider-Man: A New Universe" (bzw. im Original: "Spider-Man: Into the Spider-Verse") von 2018 war der erste animierte Spider-Man-Film. Falls nein, habe ich dich falsch verstanden.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed