Zitat von Lumich im Beitrag #5531Oppenheimer (2023)
Zuerst das Positive: O(p)pulente Bilder, großartige DarstellerInnen, ein paar originelle Bildideen, solide Erzählweise.
Was ich Filmschnösel mir anders gewünscht hätte ist der Umstand, dass dieser Film durch und durch ein Hollywood-Film ist. Das heißt nach realistischen Maßstäben glaubwürdig ist hier einfach nichts. Die Dialoge sind markig und somit künstlich mit Catch-Phrases, die an markanter Stelle wiederholt werden, die Charaktere überhaupt sehr manieriert. Dass die kurze Rolle von Werner Heisenberg mit Matthias Schweighöfer besetzt wurde, fand ich schon ein bisschen lustig. Wie fast immer bei Historienfilmen oder Biopics kann man auch diesmal sagen: Wie es auch immer war, so war es ganz sicher nicht.
Dennoch: Unterhaltsam ist es allemal, perfekt in seiner Machart allemal und Cilian Murphy liefert ein sehr ausdrucksstarkes Schauspiel ab — Emily Blunt ebenfalls, aber dafür muss man etwas genauer hinsehen. Robert Downey Jr. weiß ebenfalls zu überzeugen und Matt Damon hatte eine Rolle, die er bewältigen konnte. Für Florence Pugh hätte ich mir eine bessere Rolle gewünscht — diese hier fand ich leider wenig glaubwürdig.
Und nein, „Barbie“ schaue ich mir nicht an, auch wenn (oder gerade wenn) die Marketingmaschinerie das so will.
Hierzu empfehle ich mal ausdrücklich die Filmanalyse von Wolfgang M. Schmitt:
Allerdings warne ich zuvor ausdrücklich vor einem Spoiler, vor dem der Schmitt m.M.n. selbst hätte warnen sollen. Wie dem auch sei: Er ist deutlich begeisterterer als ich von dem Film, setzt aber auch ganz andere Schwerpunkte, und diese fand ich interessant.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Oppenheimer Schwierig, schwierig. Zunächst mal möchte ich Herrn Nolan zurück in den Schneideraum bitten, damit er aus seinem Filmmonster mindestens eine halbe Stunde rausschneidet. Die Längen im Mittelteil würden sich anbieten oder der ausgewalzte Verhandlungsmarathon am Schluss. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass ich den nicht komplett verstanden habe, weil OV und so. Vielleicht gewinnt der bei einer erneuten Sichtung mit Untertiteln. Dann nerven Nolans Regiemanierismen, die man inzwischen zur Genüge kennt. Wenn’s spannend werden soll, ballert er dir Musik und Soundeffekte um die Ohren. Anstatt Dinge im Vagen zu lassen wie ein Gespräch mit Albert Einstein, das immer mal wieder aufgegriffen wird, muss er dieses Gespräch natürlich irgendwann zeigen. Davon ab: Die Besetzung ist erstklassig und man kann sich ein schönes Spielchen daraus machen, wie viele Gesichter man in Nebenrollen erspäht. Die Atmosphäre stimmt auch, das kann er halt. Für Menschen, die über das Thema noch gar nichts wussten, sicherlich ein lehrreicher Film. Ich gebe vorerst 7/10.
Ich hab selten so eine gute Stimmung in einem bis auf fast den letzten Platz besetzen Kinosaal erlebt. So viel Euphorie. Wo gibt es das noch? Außerdem: Ryan Gosling sollte bitte nur noch Komödien drehen, wenn es geht. Der Mann ist so witzig, ich glaube es nicht. Man geht wahnsinnig beseelt aus diesem Film, die Frage ist dann, was nach zwei Tagen davon bleibt. Setzt man sich zu denen, die vom zweistündigen Rebranding erzählen, vom sehr losen Feminismus, der doch wieder nur die gleichen Pole kennt und den Rest ignoriert? Oder erfreut man sich an einer in diesen Blockbusterkreisen dennoch selten wahrgenommenen Progressivität, die in den Messages lauern, die über all dem liegen, den laufend funktionierenden Gags und natürlich Michael Cera. Your choice. Reingehen aber, das würde ich unbedingt empfehlen.
Oppenheimer (USA/GB 2023, R: Christopher Nolan, D: Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon, Robert Downey Jr., Florence Pugh) Ja, natürlich ist der Film mit 180 Minuten zu lang. Und ja, gerade die mittlere Stunde hätte man, wie Olsen schon schrieb, vielleicht straffen können. Sie nimmt ein wenig die Pace aus diesem Film. Da ich mich möglichst wenig im Vorfeld mit der Handlung beschäftigt hatte, wusste ich nicht, dass hier am Ende mehr geredet wird als in jedem handelsüblichen Tarantino. Der "Prozess", der nur eine Anhörung ist, nimmt erheblichen Raum ein. Und ich weiß noch nicht, ob der entscheidende Satz, den Oppenheimer zu Einstein gesagt hat (gesagt haben soll/von Nolan erfunden wurde), nicht dann zu sehr verzweifelt einen aktuellen Bezug sucht oder nicht. Die stoische Darstellung durch Murphy hat mir aber gefallen. Besonders in den ersten Szenen fand ich Emily Blunt furchtbar schwach besetzt, aber sie darf ihre Klasse dann im Finale ausspielen. Die Frage, die ich mir nur gestellt habe: Muss ich den im Kino sehen, denn es ist ja nur ein Biopic? Die Antwort ist ein klares Ja! Nicht nur wegen so mancher Soundeffekte, sondern auch, weil ich auf der Couch vermutlich permanent irgendwas gegooglet hätte und den Film nicht so konzentriert geschaut hätte, wie hier. Trotz der Längen gebe ich eine 8/10.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Da ich ja am Montag plane, in den siebten Teil zu gehen:
Mission: Impossible - Fallout (USA/CN/F/N/GB 2018, R: Christopher McQuarrie, D: Tom Cruise, Henry Cavill, Ving Rhames, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Sean Harris, Angela Bassett, Michelle Monaghan, Alec Baldwin) Der Film geht da weiter, wo "Rogue Nation" aufgehört hat. Ethan Hunt und die IMF sind auf der Suche nach Solomon Lane, den sie zwar im fünften Teil gefangen genommen haben, der seitdem aber von Land zu Land transferiert wird, um verhört zu werden. Eigentlich Aufgabe ist aber, drei Plutoniom-Kugeln sicherzustellen und zu verhindern, dass Lane Atombomben zündet. Dazu wird Hunt nicht nur von seinem Team Luther und Benji unterstützt und Ilsa Faust, sondern auch vom Agenten August Walker. "Mission: Impossible - Fallout" bietet das, was jeder MI-Film mit sich bringt: Wahnsinnige Stunts, tolle Verfolgungsjagden und eine vertrackte Story mit vielen "Wer ist jetzt eigentlich der Böse"-Twists. Und wie jeder MI-Film packt mich das nie komplett. Ist aber mit "Phantom Protokoll" der beste der vier Filme, die ich gesehen habe (zwei wollte ich nie, drei fehlt mir noch). 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Den ersten fand ich damals total furchtbar. Weiß aber nicht, ob das heute noch gilt.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
so, damit hab' ich sie nun alle gesehen und angesichts des kürzlich betrachteten "asteroid city" - der mir ja gut gefiel - muss ich schon sagen, das andersons filme mit erzählerischem schwerpunkt doch ein bisschen mehr substanz haben, auch wenn der hier noch weit von der klasse von "royal tenenbaums" und "moonrise kingdom" entfernt ist (bei denen sowohl story als auch style passten). mal sehen, ob er wieder die kurve zurück bekommt. vielleicht ja mal wieder mit einem stop-motion-ding. da stand ja bisher das geschichtenerzählen jedesmal im vordergrund.
la nuit du 12 (dominik moll, 2022)
die chronik eines ungelösten mordfalls in den französischen alpen, die den beteiligten polizisten psychisch alles abverlangt - und das ist das hauptthema des films, obwohl man trotzdem völlig vergeblich mitfiebert, ob der fall nicht doch noch gelöst wird. dass er das schafft ist eine große leistung, wie auch die der schauspieler:innen - allesamt (bei uns) unbekannt, aber durchweg großartig und dazu kommen noch die grandiosen landschaftsaufnahmen.
touch me not (adina pintilie, 2018)
wie bitte? das ist der gewinner des goldenen bären von 2018? da wollte die jury also mal wieder dem publikum zeigen, was richtige kunst ist: sex, diverser cast, kryptische dia- und monologe und lähmende langeweile. ja, der film hat durchaus ein hehres anliegen, den komplex begehren vs. sexuelle frustration - körperlichkeit vs. gefühlschaos - usw., usf. zu beleuchten und aufzudröseln - nur scheitert er krachend, weil nix von substanz rüberkommt, die doku/drama-dualität des films ist so durchschaubar wie plump und gerade die hauptdarstellerin hat wirklich nix aber auch gar nix drauf. zum schluss hab ich nur noch von szene zu szene geskippt ... und es ging noch zu lang.
caprice (joanna hogg, 1986)
ich schaue auf mubi recht viel kurzfilme, erspare mir aber meistens, rezensionen zu schreiben. hier mache ich mal eine ausnahme, denn die filmschulabschlussarbeit von ms hogg ist wirklich brillant. die junge tilda swinton wird durch einen zauber in ihre bevorzugtes magazin (à la cosmopolitan) hineingezogen und durchschreitet dort sämtlich rubriken, artikel und werbeanzeigen. für den unwahrscheinlichen fall, dass jemand diesen film zu gesicht bekommt, lasse ich die pointe mal lieber offen, denn das macht alles großen spaß, visuell, story-wise und in punkto musik.
blues brothers (john landis, 1986)
albern? ja klar. aber müssen nicht alle guten komödien (zumindest ein bisschen) so sein? für mich funktioniert der film auch nach dem 12. oder 17. mal noch - dank überkandidleter action und natürlich wegen der großartigen musik von cab calloway, james brown, aretha franklin, ray charles, john lee hooker und nicht zuletzt von den blues brothers themselves. ich werde den wohl auch nach dem 19. bis 34. mal feiern.
melancholia (lars von trier, 2011)
*ächz* in meinen augen von triers meisterwerk. allein wie er das thema depression hier verhandelt ist meiner meinung nach einzigartig, vielschichtig und mit einer sensibilität dargestellt, dass es einem - gerade als betroffenem - die schuhe auszieht. die bilder sind oft ähnlich atemberaubend und der cast - allen voran kirsten dunst und charlotte gainsbourg, aber auch kiefer sutherland, alexander und stellan skarsgard, charlotte rampling, john hurt, etc. - liefern hier performances ab, die zu den besten ihrer karrieren gehören. absoluter lieblingsfilm!
basic instinct (paul verhoeven, 1991)
verhoeven ist so ein trickster. oberflächlich verkauft er einem genre-ware, die halt gut ankommt, aber was er einem an sozialem/politischen kommentar unterjubelt blieb/bleibt leider vielen verborgen - hier noch ein wenig subtiler als bei solchen knallern wie "robocop" oder "starship troopers". ok, dass es sich nicht um ein simples whodunnit handelt, ist relativ bald klar, aber wie intelligent verhoeven hier geschlechterrollen darstellt und in frage stellt, ist schon toll - und das noch in einen derart spannenden plot zu packen, das hat schon was!
*ächz* in meinen augen von triers meisterwerk. allein wie er das thema depression hier verhandelt ist meiner meinung nach einzigartig, vielschichtig und mit einer sensibilität dargestellt, dass es einem - gerade als betroffenem - die schuhe auszieht. die bilder sind oft ähnlich atemberaubend und der cast - allen voran kirsten dunst und charlotte gainsbourg, aber auch kiefer sutherland, alexander und stellan skarsgard, charlotte rampling, john hurt, etc. - liefern hier performances ab, die zu den besten ihrer karrieren gehören. absoluter lieblingsfilm!
the man with the answers (stelios kammitsis, 2021)
road movie über zwei männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten: ein zypriote (victoras), ehemaliger turmsprung-champion, sich aber nach seiner abgebrochenen karriere mehr schlecht als recht durchschlagend und der ob des dahinscheidens seiner großmutter beschließt, seine mutter zu besuchen, die die familie verlassen hat, nach bayern eingeheiratet und sich dort niedergelassen hat und ein privilegierter deutscher (mathias), der in griechenland urlaub gemacht hat. sie lernen sich auf der fähre nach bari kennen und widerwillig lässt sich victoras auf mathias ein ... und sie verlieben sich ... auch ein bisschen widerwillig, aber es führt dann doch kein weg daran vorbei: sehr berührend, sehr wahrhaftig, ohne dämliche sentimentalität. guter film!
1985 (yen tan, 2018)
adrian (corey michael smith) besucht seit jahren wieder seine familie in texas (virginia madsen, michael chiklis) zu weihnachten. sich als homosexueller, der er ist, zu outen bringt er nicht fertig, tut aber alles um seine fassade als erfolgreicher werbemensch in new york aufrecht zu erhalten, obwohl die geschäfte gar nicht mal so gut laufen. er schafft es nicht mal, sich gegenüber seiner ehemals besten freundin zu offenbaren. wie sich das alles entwirrt, ist einerseits frustrierend wie auch erleuchtend und in wunderbaren schwarz-weiß-bildern gefilmt.
oppenheimer (christopher nolan, 2023)
das ist der film, den wir gerade brauchen - oder zumindest den ich gerade brauche. das gespür dafür kann ich nolan nicht hoch genug anrechnen. ich bin immer noch dermaßen geflasht, objektiv was dazu zu sagen ist mir schier nicht möglich. die filmanalyse von wolfgang m. schmitt gibt in etwa das wider, was ich dabei gefühlt und erfahren habe: einer der besten filme aller zeiten!