Ich muss mal die letzten Tage/Wochen zusammenfassen.
Bis das Blut gefriert (GB 1963, R: Robert Wise, D: Julie Harris, Claire Bloom, Richard Johnson, Russ Tamblyn) Gruselfilmklassiker, dessen Synchronisation mich das Fürchten lehrte und nicht der Film. Ich fand leider gar nichts wirklich gut und schon mal gar nicht spannend. 4/10
Tatort: Anne und der Tod (D 2019, R: Jens Wischnewski, D: Richy Müller, Felix Klare, Katharina M. Schubert, Carolina Vera) Zum wiederholten Male stirbt ein Kunde eine Altenpflegerin. Die Kommissare Lannert und Bootz bitten sie zum Verhör. Geschickt erzählter Krimi mit ernstem Hintergrund. 8/10
Tatort: Preis des Lebens (D 2015, R: Roland Suso Richter, D: Richy Müller, Felix Klare, Robert Hunger-Bühler, Michaela Caspar) Eine Ehepaar ist auf dem Rachefeldzug und will die Menschen umbringen, die ihre Tochter missbraucht und getötet haben. Dazu schrecken sie auch vor perfiden Mitteln nicht zurück. Gutes Thema, das aber leider in der zweiten Hälfte vor Logiklöchern so strotzt. 6/10
Und den vierten Film gibt's im Doku-Thread.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ghostbusters Afterlife - Komplette Harmlosigkeit in zwei Stunden, keine einzige neue Idee weit und breit. Ein Remix der ersten beiden Teile. Krasses Product Placement in der zweiten Hälfte des Films. Carrie Coon und Paul Rudd ohne Chemie. Schmerzhafte und überflüssige Cameos. Kinderbesetzung ziemlich gut. Kann man nebenbei mal durchlaufen lassen, aber die 80er-Nostalgie muss jetzt sterben, es reicht. (5/10)
na gut, dann arbeite ich mal das fantasy filmfest ab:
dogman (luc besson, 2023)
gut, dass hier die neugier über die skepsis gesiegt hat. die kritiker finden's natürlich scheiße, aber hey, es ist luc besson und der film hat sogar den einen oder anderen léon-vibe, wie ich finde. denn der protagnist ist ein loner und hat's ziemlich drauf. als kind wurde er von seinem gewalttätigen vater zuerst in den hundezwinger gesperrt und dann querschnittsgelähmt geschossen. aber die hunde wurden seine freunde und die tun alles für ihn (weil er alles für sie tut). was sonst noch alles passiert bis er in einer polizeistation landet, wo ihn eine polizei-psychologin befragt, will ich nicht verraten und ist angemessen irre und ja, ziemlich fantastisch, aber das begreift das feuilleton nicht und schüttelt ungläubig den kopf. ... und caleb landry jones ist der knaller. allein wegen seiner darstellung lohnt sich schon der kinobesuch. davor gab's noch den kurzfilm "eisspin, der sehr schreckliche" von adrian doll - die verfilmung des ersten kapitels von walter moers' "schrecksenmeister" mit christoph maria herbst und der ist wirklich gut gemacht, erzählt aber nicht wirklich viel. falls das zu einer kompletten verfilmung des romans führen sollte, bin ich interessiert, falls nicht, würde ich den als maximal ganz nett einordnen.
lost in the stars (rui cui, xiang li, 2022)
ein mann, der gerade auf einer ferieninsel das einjährige mit seiner ehefrau gefeiert hat, meldet sie als vermisst, aber die polizei kümmert sich nicht darum. dann trifft er eine toughe anwältin, die ihm hilft, sie aufzuspüren und dabei scheinbar eine verschwörung aufdeckt, aber natürlich kommt alles ganz anders. das war also der sommer-blockbuster in china, der "mission impossible" und "barbie" ausgestochen hat. okay, der ist spannend und sehr hochwertig gefilmt, aber so wirklich will mir der riesenerfolg nicht einleuchten, denn so genau sollte man über den plot nicht nachdenken. "fantasy" schreit er jedenfalls nicht, plausibel will er aber so gar nicht sein. prädikat: unterhaltsam, aber doch eine milde enttäuschung.
mars express (jérémie périn, 2023)
französischer sci-fi-animationsfilm in schön altmodischer, aber doch sehr ästhetischer und vor allem klarer optik, actionreich, aber doch nicht so überladen wie "spiderman" zuletzt. es geht um eine privatdetektivin, die aufzuklären versucht, was es mit all den fehlfunktionierenden robotern auf sich hat. ein aufstand, eine verschwörung oder doch nur ein technisches problem. das ganze spielt in einer mars-kolonie, deren world-building mich mächtig beeindruckt hat, die story hat einen schönen film noir-touch, ist etwas verwirrend, was aber auch an meinen verständnisproblemen lag. würde ich gerne nochmal in einer synchronisierten fassung sehen. mein bisheriger favorit.
Men In Black - Immer noch ein großer Spaß, lange nicht mehr gesehen. Und nur 97 Minuten lang, aus heutiger Sicht eine Sensation! Die Tricktechnik ist natürlich veraltet, aber die Gags zünden noch immer und speziell Vincent D’Onofrios Rolle bereitet viel Vergnügen. Mein Bauch sagt, ich sollte jetzt aufhören, aber ich befürchte, ich ziehe mir auch noch die anderen drei Filme rein. (8/10)
die namensähnlichkeit ist nicht unbeabsichtigt, denn es geht um barbarentum und wie es sich durch die zeitalter entwickelt hat - erzählt anhand der titelgebenden heldin, die durch die umstände gezwungen wird, diesen weg zu gehen, andererseits aber auch ohne große zweifel gewalttätig wird. mehr davon zu verraten würde viel von der faszination nehmen, die es ohne zweifel gibt - praktische effekte, set pieces und world building sind allesamt große klasse. das drama hingegen hat seine momente, ganz zu überzeugen mag es aber nicht.
the moon (yong-hwa kim, 2023)
koreanisches weltraumabeteuer: süd-korea hat es versaut. seine erste mond-mission endete in einem disaster. die internationale gemeinschaft schließt sie von zukünftigen unternehmungen aus, aber man ist von seinem programm überzeugt und so wird die unternehmung voran getrieben, auf dem mond rohstoffe zu finden. es sieht dann auch erstmal gut aus, doch dann tobt ein sonnensturm, beschädigt das raumschiff und dezimiert die besatzung bis auf den jungen und unerfahrenen hwang seon-woo. was der dann erlebt, ist der gegenstand des films und das ist so actionreich wie fantstisch inszeniert. allerdings: die ostasiatische überemotionalisierung, wie -kandideltheit ist für mich immer wieder ein problem. eine sachlichere auflösung des dramas - und ich hätte nix zu nörgeln, aber dieses drücken auf die tränendrüse ... nicht mit mir.
durch seltsame mutationen verwandeln sich immer mehr menschen in tiere bzw. tierähnliche wesen mit ähnlichkeiten quer durch die gesamte fauna (es gibt vogel-, reptilien-, säugetierwesen, etc.) und die stoßen bei den meisten menschen auf furcht und ablehnung, auch weil einige der kreaturen tatsächlich aggressiv sind. francois (romain duris), dessen frau ebenfalls zu den mutanten gehört und sein sohn émile (fantastisch: paul kircher), siedeln nach südfrankreich um, wo es eine spezialklinik gibt, in denen diese behandelt werden sollen, doch dann verunglückt das fahrzeug in dem die mutanten dort hin gebracht werden sollten und sie flüchten in den wald. vater und sohn (der nebenbei versucht, in seiner neuen schule fuß zu fassen) begeben sich nun - zum teil mit der hilfe der polizistin julia (adèle exarchopoulos) - auf die suche. und dann bemerkt émile veränderungen an seinem körper ... . wow! großartiger film. natürlich verstecken sich hinter der thematik eine menge gesellschaftlicher parabeln, die nicht allzu subtil ausfallen, aber die ausführung, sprich: inszenierung, schauspiel, special effects (mit ein paar abstrichen), etc. sind hier der schlüssel zum erfolg. für mich zusammen mit "mars express" der gewinner des festivals.
vincent doit mourir (stéphane castang, 2023)
tja und der wurde als einer der ganz großen favoriten gehandelt. mich hat er nicht ganz überzeugt, obwohl er grandios beginnt. vincent wird nämlich scheinbar grundlos - zuerst von kollegen, dann von irgendwelchen leuten, denen er meist zufällig begegenet - angegriffen, die ihm nach dem leben trachten und das ist so bedrohlich wie amüsant. er verschanzt sich dann im landhaus seines vaters, muss sich aber doch immer wieder gegen attacken wehren. dann lernt er die kellnerin margaux kennen, die scheinbar harmlos ist, aber doch einige macken hat, mit denen vincent auch erstmal zurecht kommen muss. ... und dann nimmt der film leider eine abbiegung in richtung konventionellen horror, den es meiner meinung nach nicht gebraucht hätte. schade, denn das ende ist dann wieder sehr schön ambivalent. durchaus sehenswert - in der tat - aber dem hype wurde er nicht ganz gerecht.
Freestyle - Hübscher kleiner Crime-Thriller aus dem Drogenmilieu mit ordentlich Schmackes und viel Rapmusik. Sehr atemlos inszeniert, hier gibt es keine einzige ruhige Minute. Hat mich durchgehend gefesselt. Denke aber auch, dass der ohne den Exoten-Bonus (polnischer Film, polnische Sprache) bei mir weniger gut angekommen wäre. (7/10)
Der neue Film von Aki Kaurismäki erinnert stark an alte Filme von ihm. Im Mittelpunkt stehen ein Mann und eine Frau, beide weit unten auf der sozialen Leiter, die sich ineinander verlieben, aber nur über Irrwege zueinander finden. Trostlosigkeit, wenn auch in einer amüsant skurrilen Form, kennt man bereits gut von Kaurismäki. Hier wird der Kontrast zwischen Hoffnung und eben dieser Trostlosigkeit besonders herausgestellt. Es lauert überall Boshaftigkeit und Unglück. Die Musik kommentiert das Geschehen mit besonders trostlosen Texten, und gleichzeitig berichtet das Radio wiederholt vom Krieg in der Ukraine.
Man könnte sagen, der Film ist ein typischer Kaurismäki, nicht mehr und nicht weniger. Alle Elemente sind vorhanden, vom altmodischen Design bis zu den äußerst knappen Dialogen und natürlich dem lakonischen Humor. Es gibt aber auch keinen Grund, diesen Film auszulassen, da dieser Charme absolut verfängt. Die Geschichte ist so simpel wie sie nur sein kann, aber diese einfache Botschaft der Hoffnung kommt auf diese Weise besonders gut zur Geltung.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich hab bis auf ein, zwei Filme aus seinem Frühwerk alles gesehen und Kaurismäki war nur einmal enttäuschend (Leningrad Cowboys 2). Freue mich schon auf den neuen, wenn ich dann mal sehen kann.
britischer agenten-thriller mit michael caine in der rolle eines unangepassten spions, der für eine spezialaufgabe in eine andere abteilung versetzt wird, überall aneckt und natürlich als einziger des teams in dem fall vorankommt. als eine lösung in aussicht scheint ... und scheitert, entpuppt er sich als etwas völlig anderes. ganz klassisch, sehr solide inszeniert und dank caines schauspiel gibt es auch einige glanzlichter. kein meisterwerk, aber kann man nix mit falsch machen.
limbo (soi cheang, 2021)
hauptdarsteller dieses films ist der müll von hongkong. dazu kommen dauerregen, übelste gewalt und jede menge kaputter gestalten - darunter der cop cham lau, der eine mordserie an frauen aufklären soll, bei der der killer jeweils die linke hand des opfers abtrennt. er bekommt den jüngeren will ren an die seite, mit dem er gerade mal leidlich zurecht kommt. zudem läuft ihm auch noch die frau über den weg, die im drogenrausch seine frau angefahren hat, die seitdem als pflegefall vor sich hin vegetiert. das alles heiterem schwarz-weiß gedreht, entspinnt sich eine quälende jagd durch anfangs erwähnte tonnen um tonnen von müll - schier nicht auszuhalten ... aber großartig, denn es wird kaum mal gesprochen, aber visuell erzählt der film alles, ohne dass man irgendwas weiß (wenn ihr versteht, was ich meine).
chocolat (claire denis, 1988)
so, nun also auch endlich mal denis' langfilm-debut zu gemüte geführt, für den sie - völlig verdient - sofort hochgejubelt wurde. es ist ein flashback einer frau, die in kamerun herumreist, wo sie in den 50ern während der französischen kolonialherrschaft aufgewachsen ist. ihr vater (francois cluzet) war damals ein provinzverwalter, der ständig unterwegs war, und sie daher die meiste zeit mit ihrer frustrierten mutter und dem house boy protée (isaach de bankolé), ihrem einzigen freund, verbrachte. was da erzählt wird, ist weder spektakulär, noch besonders überraschend, aber doch so vielsagend über kolonialismus, rassismus, aber auch freundschaft und begehren. mit "white material" zum gleichen thema hat denis zwar einen noch besseren film gemacht, aber der kommt auch schon sehr nah ran. sollte man mal gesehen haben!
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5606the ipcress files (sidney furie, 1965)
britischer agenten-thriller mit michael caine in der rolle eines unangepassten spions, der für eine spezialaufgabe in eine andere abteilung versetzt wird, überall aneckt und natürlich als einziger des teams in dem fall vorankommt. als eine lösung in aussicht scheint ... und scheitert, entpuppt er sich als etwas völlig anderes. ganz klassisch, sehr solide inszeniert und dank caines schauspiel gibt es auch einige glanzlichter. kein meisterwerk, aber kann man nix mit falsch machen.
Das wurde vor kurzem sehenswert neu verfilmt als Mini-Serie.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #5604Kuolleet lehdet (Fallende Blätter, FIN 2023)
Der neue Film von Aki Kaurismäki erinnert stark an alte Filme von ihm. Im Mittelpunkt stehen ein Mann und eine Frau, beide weit unten auf der sozialen Leiter, die sich ineinander verlieben, aber nur über Irrwege zueinander finden. Trostlosigkeit, wenn auch in einer amüsant skurrilen Form, kennt man bereits gut von Kaurismäki. Hier wird der Kontrast zwischen Hoffnung und eben dieser Trostlosigkeit besonders herausgestellt. Es lauert überall Boshaftigkeit und Unglück. Die Musik kommentiert das Geschehen mit besonders trostlosen Texten, und gleichzeitig berichtet das Radio wiederholt vom Krieg in der Ukraine.
Man könnte sagen, der Film ist ein typischer Kaurismäki, nicht mehr und nicht weniger. Alle Elemente sind vorhanden, vom altmodischen Design bis zu den äußerst knappen Dialogen und natürlich dem lakonischen Humor. Es gibt aber auch keinen Grund, diesen Film auszulassen, da dieser Charme absolut verfängt. Die Geschichte ist so simpel wie sie nur sein kann, aber diese einfache Botschaft der Hoffnung kommt auf diese Weise besonders gut zur Geltung.
Den muss ich auf alle Fälle sehen. Hoffentlich schaffe ich es, bevor er wieder aus den Kinos verschwindet. Merkzettel für mich: THEATINER Sa. 16.09. 20:30, So. 17.09. 18:15, Mo. 18.09. 20:30, Di. 19.09. 18:15, Mi. 20.09. 20:30 RIO Mo. 18.09. 18:40
Missing - Ich finde dieses Genre unheimlich faszinierend. Screenlife nennt es sich, und damit sind Filme gemeint, die vollständig auf einem Computermonitor spielen. Mal wird das stoisch durchgezogen wie bei „Unfriended“, mal gibt es etwas Variation mit Kamerabewegungen wie hier. Was diese Filme gemein haben: Sie zeigen zum einen, in welchem permanenten Medien-Overkill junge Menschen leben und wie technisch versiert sie mit dem ganzen Internetkram umgehen und zum anderen, was Konzerne wie Google alles über uns wissen. „Missing“ erzählt eine sehr spannende Geschichte, die bis auf den unterwältigenden Schlussteil hervorragend geschrieben ist, mit immer neuen Haken und Wendungen. Man weiß nie, was als nächstes passieren wird. (7/10)