At the End of Eight (2019) Die Prämisse klang spannend: Es gibt ein illegales Spiel, bei dem jeweils drei Fremde zu einer zufälligen Zeit in ein zufällig ausgewähltes Haus einbrechen und sich acht Stunden lang darin verstecken müssen. Der oder die Gewinner kriegt am Ende einen Haufen Geld. Da es dabei auch schon zu Gewalttaten und sogar Mord kam, leben die Menschen der Stadt in Angst. Nun folgt der Film den drei Leuten, die sich heute Nacht verstecken sollen - und die in einem Haus landen, in dem es eindeutig nicht mit rechten Dingen zugeht. Leider verzettelt sich der Film rasch in langweiligen Klischees und nervt ab ungefähr der Hälfte nur noch. Eher keine Empfehlung.
The Boogeyman (2023) Beim Kinotrailer dachte ich noch, dass ich den Film eher nicht sehen will - "The Boogeyman" ist eine meiner liebsten Stephen-King-Kurzgeschichten, die mir zuverlässig auch heute noch richtig, richtig Angst einjagt. Der Film basiert aber nur sehr lose auf der Erzählung, also warum ansehen? Tja, weil es trotzdem ein handwerklich gut gemachter, sehr unheimlicher, klassischer Horrorfilm ist. Ein paar Jumpscares hätte es nicht gebraucht und gegen Ende sieht man den Boogeyman leider zu deutlich, als dass er nachhaltig Angst machen könnte, aber insgesamt ist dieser Film genau das, was man erwarten würde. Prima für einen dunklen Oktoberabend allein daheim!
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Einige Male hab' ichs "drüben" ins Kino geschafft. Highlight war ganz klar:
Stop Making Sense (2023 Version)
Am Starttag im Kino in der Brooklyn Academy of Music gesehen und mich gefühlt, als wäre ich mittendrin. Mich interessieren Restaurierungen und 4K und whatnot nicht, aber diese Party in dieser Form erleben zu dürfen, war ein Genuss, wie es ihn kein zweites Mal gibt.
Wie sich immer mehr Band und immer mehr Sound im Laufe dieser 80 Minuten aufbauen und die Geschichte der Talking Heads aufs Genaueste und Kunstvollste nacherzählen (Byrne, der alleine "Psycho Killer" performt als den Song, den er praktisch als erstes für die Band geschrieben hat, bis hin zur gigantischen Band neben der Band, welche die funky wavy Genres der frühen 80er-Heads aufgegriffen hat).
Zur Geschichte, die Demme hier so toll aufzieht, gehört auch, dass der Film zeigt, wie sich der Performance-Anspruch der Band gewandelt hat. Wollten sie am Anfang ihrer Karriere nichts, aber auch gar nichts anderes als die Musik sprechen lassen, ging es später darum, die Performance zum fünften Bandmitglied werden zu lassen und sich den Moves, der Ästhetik und der Attitüde hinzugeben, die Byrne und Co zum Gesamtkunstwerk werden ließen. Vom Big Suit über die Moves bis zur Bühnenausstattung. Wie toll auch einfach, dass der Tom Tom Club dazwischengepackt wurde.
Den Film gerade dort zu sehen (das erste Mal war in mittelmäßiger Qualität auf einem Laptop als Teenager), fühlte sich an, wie knapp 40 Jahre danach auf eben jenen Konzerten gewesen zu sein. Um uns herum blieben zwar die meisten sitzen, aber inklusive mir gab es genug Leute, die ihre Sitz-Moves ausgepackt haben.
Der Film kam aus vielerlei Gründen zur perfekten Zeit, gerade in Bezug auf die Bandgeschichte selbst, die 1984 auf dem absoluten Höhepunkt gewesen ist. Nicht zu Unrecht auf dem Olymp der Konzertfilme. Gerade auch deshalb, weil nichts anderes passiert als das, was man sehen will - ein Konzert.
The House That Jack Built Ein typischer Film des späteren Lars von Trier, stimmungsmäßig schwer einzuordnen. Soll das irgendwie lustig sein zwischendurch? Oder ist es einfach nur Zynismus vom Chef-Arschloch des Arthaus-Betriebs? Erfüllen die ekelhafteren Szenen irgendeinen Sinn oder handelt es sich lediglich um Filmemacher-Narzissmus? Provokation um der Provokation willen? Musste diese Länge sein? Und mussten diese Längen sein? Fragen über Fragen. Die mögliche Aussage: In einer kalten Gesellschaft hilft dir niemand, also ist eh alles wurscht. Immerhin befindet sich das Endergebnis einige Stufen über dem unerträglichen „Antichrist“. Für den Dante-Schlussteil könnte man vielleicht einen Punkt mehr geben. Aber ich bin nicht gewillt, die Langeweile zu vergeben. (5/10)
Ich verstehe nicht mehr, wer hier welche Meinung hat! Aber so 2010 rum mochte ich den, da war ich aber noch eher in der edgy Phase. Wie das heute wäre, das müsste ich überprüfen, will aber nicht.
Als „Antichrist“ damals in die Kinos kam, wurde dem Film mehrfach Misogynie vorgeworfen. Ich kann es niemandem übel nehmen, keinen Zugang zu diesem Film zu finden. Lars von Trier macht es seinem Publikum auch nicht unbedingt leicht. Nun ist in der Kunst jede Sichtweise erstmal legitim. Wie ich das sehe war das aber ein stark affektgesteuerte Urteil, durch das eine tiefere Auseinandersetzung, die sich m.E. wirklich gelohnt hätte, verhindert wurde.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Epidemic Damals, als ich auf Lars von Trier aufmerksam wurde, wollte ich den unbedingt sehen. Es war aber nicht möglich, denn in den Retrospektiven der Fernsehsender wurde er immer ausgelassen und das Internet gab es in der heutigen Form noch nicht. Diese Lücke im filmischen Lebenslauf des Olaf S. ist hiermit geschlossen. Hat es sich gelohnt? Schwer zu sagen. Es ist Avant-Garde bis zum Anschlag, mehr ein Fragment als ein Film. Das Großteil besteht aus einer Pseudokumentation über zwei Dullis, die ein Drehbuch schreiben, unterbrochen von einigen Spielszenen aus dem entstehenden Film. Über die komplette Laufzeit ist der Titel als Wasserzeichen ins grobkörnige Schwarzweiß-Bild eingebrannt, woran man sich eine Weile gewöhnen muss. In einer Szene machen sich von Trier und Niels Vørsel (die ihre echten Namen tragen oder auch einfach sie selbst sind, ist verhandelbar) über Teenagerinnern lustig, die Niels geschrieben haben, als dieser ihnen vorgetäuscht hat, er sei in ihrem Alter. Da wabert sofort die komplette Arschlochigkeit durch den Raum, die ich Lars von Trier inzwischen immer unterstelle. Und dieser Schluss, mir fehlen die Worte. Hat mir dieses ganze aufgeblasene Konzept-Nichts trotzdem gefallen? Ja. Ich kann nichts dagegen machen, sein Zeug kriegt mich halt fast oft. Einen Punkt Abzug für die erwähnte Szene. (7/10)
Europa Der Abschluss von Lars von Triers gleichnamiger Trilogie und auch der zugänglichste Film der Reihe. „The Element Of Crime“ finde ich aufgrund seiner Andersartigkeit wahrscheinlich noch eine Ecke stärker, aber dieser ist auch eigenwillig genug, obwohl er erstmals eine stringente Handlung erzählt. Ernst-Hugo Järegård spielt einen ähnlich knurrigen Typen wie in „Geister“ und darf auch ein paar deutsche Sätze sagen. Von Trier spielt dazu mit stilistischen Mitteln herum, die Schwarzweiß-Fotografie sieht traumhaft aus. (8/10)
rahim, der wegen privater schulden im gefängnis sitzt, versucht während eines freigangs mithilfe von goldmünzen, die seine freundin gefunden hat, sich aus seiner verschuldung freizukaufen. doch dann bekommt er skrupel und er will den besitzer ausfindig machen. aber seine ehrlichkeit wird ihm zum verhängnis. man möchte die wände hochgehen, ob der gesellschaftlichen konventionen und rituale, in denen die iranische bevölkerung gefangen ist, doch auch ohne diese stellen sich noch genügend moralische fragen, um sie auch auf unsere gesellschaft zu übertragen und - klug wie farhadi ist - keiner der akteure ist hier der moralisch überlegene; alle haben berechtigte anliegen, alle machen sich auf eine gewisse art schuldig. lehrreiches kino, ohne einem mit dem zeigefinger vor der nase herumzufuchteln.
superbad (greg mottola, 2007)
ok, a bissel besser als die herkömmliche vulgärkomödie um irgendwelche jungmänner, die um jeden preis ihre jungfräulickeit verlieren wollen (michael cera, jonah hill, christopher mintz-plasse) ... bis seth rogen und bill hader als versoffene cops auftreten und dümmlicher klamauk wieder die üblichen "fröhlichen" urständ feiert. also: wieder nix.
es wurde mal wieder zeit, dieses twin monster of style and atmosphere zu genießen. dabei sollte man nicht allzu sehr wert auf stringente plotentwicklung legen. hier geht es viel mehr um stimmungen, befindlichkeiten, dreck und glamour im hongkong in den letzten jahren der freiheit. es lässt einen wirklich schwer schlucken, wenn man darüber nachdenkt, was inzwischen aus diesem moloch von stadt geworden ist.
12 angry men (sidney lumet, 1957)
auch der war nach langer zeit mal wieder fällig ... und ist und bleibt ein meisterwerk ... und ein statement gegen den barbarismus im gewand des braven bürgertums, vorgetragen von einem schüchternen bedenkenträger (henry fonda) - mit betonung auf denken. denn zunächst tut er das als einziger, steckt dann aber nach und nach die anderen 11 damit an. ach ließe sich das doch auf die schafsblödigkeit anwenden, mit der viele unserer zeitgenossen auf fake news und verschwörungsblödsinn hereinfallen, aber ich fürchte, da sind bei einem großteil schon sämtliche züge abgefahren.
127 hours (danny boyle, 2011)
die wahre geschichte des extremsportlers aron ralston, dem bei einem felssturz in einem canyon der arm eingeklemmt wird, und die tortur bis er es schafft, sich - in besagter zeitspanne - zu befreien. man mag von james franco halten, was man will, aber da hat er echt eine großartige darstellung hingekriegt: verzweiflung, schmerz, hoffnung, delirium - das kommt alles sehr glaubhaft rüber und letzteres hat boyle in den flashback- und traum-sequenzen sehr gekonnt und fantasievoll bebildert. sehr schmerzhaft, dem allen zuzugucken, aber - obwohl man ja weiß wie es ausgeht - spannend ist der film allemal und hat für so ein relatives mainstream-produkt auch künstlerisch einiges zu bieten.
The Sisters Brothers (F/E/ROM/B/USA 2018, R: Jacques Audiard, D: John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal, Riz Ahmed) Eigentlich ist es unfair, den Film zu bewerten. Ich wurde beim Schauen mehrfahc abgelenkt, hatte bei Amazon als erstes "Komödie" gelesen (die es ja nicht wirklich ist) und war auch noch müde. Vielleicht aus diesem Grund hat er mich überhaupt nicht gepackt. Deshalb steht da zuerst mal eine 6/10. Aber ich denke nicht, dass ich ihn mir noch mal anschauen werde.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #5654The Sisters Brothers (F/E/ROM/B/USA 2018, R: Jacques Audiard, D: John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal, Riz Ahmed) Eigentlich ist es unfair, den Film zu bewerten. Ich wurde beim Schauen mehrfahc abgelenkt, hatte bei Amazon als erstes "Komödie" gelesen (die es ja nicht wirklich ist) und war auch noch müde. Vielleicht aus diesem Grund hat er mich überhaupt nicht gepackt. Deshalb steht da zuerst mal eine 6/10. Aber ich denke nicht, dass ich ihn mir noch mal anschauen werde.
Un-be-dingt! Hab den letztes Jahr im Kino gesehen und war begeistert. John C. Reilly beweist einmal mehr, dass er weitaus mehr ist als der debil wirkende Film-Buddy von Will Ferrell.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5653 127 hours (danny boyle, 2011)
man mag von james franco halten, was man will, aber da hat er echt eine großartige darstellung hingekriegt: verzweiflung, schmerz, hoffnung, delirium - das kommt alles sehr glaubhaft rüber und letzteres hat boyle in den flashback- und traum-sequenzen sehr gekonnt und fantasievoll bebildert. sehr schmerzhaft, dem allen zuzugucken, aber - obwohl man ja weiß wie es ausgeht - spannend ist der film allemal und hat für so ein relatives mainstream-produkt auch künstlerisch einiges zu bieten.
Ich war auch überrascht, wie spannend ein Film sein kann, dessen Ende bereits vorher bekannt ist. Und James Franco ist tatsächlich ein überzeugender Darsteller, man muss ihn nur von Seth Rogen fernhalten.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.