Regisseurin Shainee Gabel bietet ihren Figuren (John Travolta, Scarlett Johansson, Gabriel Macht) eine superbe Plattform, um sich zu entwickeln ... sie konzentriert sich dabei weniger auf die Handlung (die eher wie ein schwüler Nachmittag in Louisiana vor sich hin plätschert), sondern voll und ganz auf die Charaktere und deren Lebensstile. Die Kameraarbeit fängt Louisiana wunderbar ein und verleiht dem Film die nötige Authentizität.
Das Drehbuch basiert auf dem Roman "Off Magazine Street" von Ronald Everett Capps. Capps' Sohn, Grayson Capps, hatte maßgeblichen Anteil an der Filmumsetzung ... so steuerte er einige Titel des Soundtracks zum Film bei und hat auch mehrere Gastauftritte im Film.
"Happiness makes up in height for what it lacks in length." (Robert Lee Frost)
The Killer (2023) Ein Profikiller mit nervigem "So hat's zu laufen"-Mantra muss feststellen, dass durchaus auch mal was schiefgehen kann. Wobei man sich beim Zuschauen des Eindrucks nicht erwehren kann, dass dieser Killer von Anfang an nicht wahnsinnig talentiert war - keine Ahnung, wie er es zu seinem vermeintlichen Status geschafft hat. Offenbar ist allerdings auch ein nicht so geiler Fincher immer noch ein guter Film. Leider ist "The Killer" echt nicht besonders toll, aber prima gefilmt, hervorragend gespielt, mit einem großartigen Soundtrack und -design und dem einen oder anderen coolen Dialog - wo man sich nicht in pseudo-coolem Statistikgelaber verliert oder allzu sehr auf "Leon, der Profi" macht. Tilda Swinton rockt. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht.
Der Schwan, Der Rattenfänger, Gift (2023) Nachdem ich "Ich sehe was, was du nicht siehst" schon sehr genossen habe, gab es gestern die übrigen drei Kürzestverfilmungen von Wes Anderson zu diversen Roald-Dahl-Geschichten, alle im selben das Publikum direkt ansprechenden Theaterstil. Ich habe den Eindruck, dass hier behutsam modernisiert und auch die Debatte um Dahls immer mal wieder vorkommende teils sexistische, teils rassistische Wortwahl beachtet wurde. Schadet das den Geschichten? Ich glaube nicht. Sie berühren immer noch, machen Spaß und sind besonders in Andersons Darstellung äußerst unterhaltsam anzuschauen. Unbedingte Empfehlung!
You all want the whole world to be changed so you will be different.
ja, da hat frau triet im direkten vergleich zum neulich besprochenen "victoria" einen riesen sprung gemacht, "sibyl" noch nicht gesehen habend, bei dem sie sich offensichtlich in sandra hüller verliebt hat, denn diesen film hat sie ihr auf den leib geschrieben - und das merkt man. sie trägt ihn unter triets regie beinahe allein, aber nur beinahe, denn auch die nebenrollen sind brillant besetzt und gespielt, allen voran milo machado graner, der ihren sohn in einer wirklich herzzerreißenden performance spielt und auch swann arlaud, als ihr rechtsanwalt und die toughe darbietung von antoine reinartz als ankläger sind absolut überzeugend. nebenbei besteht die leistung des films natürlich nicht nur aus den schauspielerischen leistungen, sondern v.a. auch aus dem überaus spannenden und realistischen drehbuch (was für dialoge!) und der zwar nüchternen, aber der story absolut angemessenen regie. landet unter garantie in der liste meiner filme des jahres.
the stranger (orson welles, 1946)
und mitten hinein ins künstlerische martyrium von orson welles, denn künstlerische freiheit iss nicht, sagte das studio und kürzte den film um fast 30 min, sodass nur 95 min übrig blieben ... und das merkt man dem film leider an, denn der kontext um den hochrangigen nazi franz kindler (welles darselbst), der sich als unauffälliger kleinbürger in einem kaff in conneticut versteckt hat, sowie die taktik, die der nazijäger wilson (edward g. robinson) anwendet, um ihn aufzspüren, muss man sich als zuschauer notdürftig zusammenreimen und auch im hauptplot - die überführung - holpert es manchmal gewaltig. schwierig also, die story selbst zu bewerten (außer ein dickes, fettes "f*** you" in richtung der verantwortlichen zu schleudern), aber was welles hier bezüglich der cinematographie veranstaltet hat, ist über jeden zweifel erhaben und ein film noir par excellence - mit all seinen schattenspielen, den schrägen, caligarischen kameraeinstellungen und der teils fiesen klaustrophobischen atmosphäre. hätte also durchaus ein meisterwerk werden können, so ist es leider nur ein richtig guter film noir.
the purple rose of cairo (woody allen, 1985)
so langsam nähere ich mich dem ziel, das 80er jahre-opus von woody allen zu komplettieren (fehlen nur noch "september" und "another woman") und es ist immer noch kein ausfall zu bemäkeln. dass ich den noch nicht gesehen hatte, liegt u.a. an meinem damals noch nicht sehr ausgereiften filmgeschmack, denn meine schwester hatte mich damals gefragt, ob ich mitgehe, aber ich befürchtete romantik-kitsch und bin zuhause geblieben. shame on me! ja, es ist gewissermaßen eine romcom, aber allein die idee ist schon ziemlich abgefahren (mia farrow hat eine romanze mit der von ihr angehimmelten und von jeff daniels gespielten filmfigur, die von der leinwand herab in die reale welt steigt), aber all die themen, die dabei angerissen und beleuchtet werden (starkult, dualität darsteller/rolle sowie filmplot/realität, usw. usf.) erheben den film über den durchschnittlichen vertreter des genres und dann ist das alles auch noch so liebevoll und lustig inszeniert - es ist eine wahre freude.
Eine nihilistische und kompromisslose Mischung aus derbem Humor, stylischem Thriller und Kapitalismuskritik, die für rund 100 kurzweilige Minuten sorgt. Die Schauspieler (u.a. Brad Pitt, Ray Liotta, James Gandolfini, Richard Jenkins) überzeugen, das Tempo stimmt, die Bilder sind gelungen.
Wie Andrew Dominiks "The Assassination Of Jesse James By The Coward Robert Ford" frönt auch "Killing Them Softly" einem Ansatz, der sein Milieu sowohl entmythologisiert als auch romantisiert.
"America is not a country. It's just a business. Now fucking pay me." (Jackie Cogan)
Kurt Russell machte die Hauptfigur unsterblich. "Escape from New York" ist ein ikonischer Action-Thriller der 80er Jahre und hat sich seinen Status als Kultklassiker mehr als verdient (obwohl der Zahn der Zeit kräftig genagt hat ...).
Für Kurt Russell stellte die Hauptrolle einen Wendepunkt in seiner Karriere dar und war für ihn der Aufstieg in Hollywood.
Fun-Fact: Während Plissken mit dem Segelflugzeug über Manhattan einschwebt, sieht er auf seinem Monitor eine computergenerierte Sicht auf die Stadt in Drahtgitterdarstellung. Weil Computer, die derartiges darstellen konnten, damals noch sehr teuer waren, drehte man die Szene, indem man ein Modell von Manhattan errichtete und dann alle Häuser schwarz anmalte und mit weißen Kanten versah. Dies wurde dann bei entsprechender Beleuchtung gefilmt und sah dadurch täuschend echt aus.
Für mich trifft das zu. Ich weiß nur nicht, wo ich momentan die Motivation zu dieser Art von Kino hernehmen soll. "Die Reise nach Tokio" habe ich mal gesehen und war jetzt nicht ganz so begeistert wie andere Menschen.
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12.11.2023 21:54 (zuletzt bearbeitet: 12.11.2023 22:11)
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