Zitat von tenno im Beitrag #5926dann traue ich mich das demnächst auch mal. bin ja großer waititi-fan, aber um den hab ich bislang immer einen bogen gemacht.
Traue dich ruhig, der Film ist wirklich gut. Zumindest in der englischen Originalversion ... ob die deutsche Synchro mithalten kann, weiß ich nicht.
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Was soll man dazu groß sagen. Es ist wohl der letzte Myazaki, den man im Kino wird sehen dürfen. Ich denke, es dürfte sehr schnell klar werden, worum es in dem Film geht, das will der Film nach 20 Minuten aus der Welt haben. Die Symbolik, die er aber wählt, erschließt sich vermutlich nicht immer direkt, ich habe das aber auch nicht lange hinterfragt. Wer mehr als drei Ghibli-Filme gesehen hat, die sich aus dem Realismus verabschieden und sich der Fantasy widmen, wird wissen, dass die Magie manchmal das Drehbuch übernimmt und das ist auch okay so. Rührend. Und wie schön das alles einfach aussieht. Aber ich hab' jetzt Angst vor Sittichen.
In Fabric
Irgendwo habe ich es schon einmal geschrieben, aber Peter Strickland entwickelt sich zu einem meiner Lieblingsregisseure. Der Mann kann diese Genre-Zwischenwelt soooo gut. Es geht, ganz grob, um ein Kleid, das immer dann, wenn es die Besitzer*innen wechselt, eben jenen das Leben zur Hölle macht. Das ist aber nicht wichtig. Hier geht's ganz klar um das WIE. Schon "Berberian Sound Studio" und der alles überstrahlende "Flux Gourmet" haben diese künstlerische Welt, die von britischen und italienischen Horrorfilmen inspiriert wurde, diesen abseitigen Humor und diese Figuren, bei denen man sich fragt, wie man sowas schreiben will. Dazu die malerischste Masturbationsszene der letzten Zeit. Ja, es mag sein, dass er Längen hat und man darf, wenn man denn wirklich muss, auch kritisieren, dass Strickland sich in der Rolle des Weirdos gefällt, aber ich jubele erst einmal jedem Film zu, der sich sowas traut. Ach, das ist ein Guter.
Bliss
Shudder-Originals sind so ein Thema für sich. Der Horror-Streamr gibt Talenten eine Plattform und die Möglichkeit, sich auszuprobieren und bringt ein Publikum für Genre mit. Das kann funktionieren, das kann aber auch gnadenlos schiefgehen. Als Erstlingswerk ist "Bliss" mit einer netten Idee ausgestattet und hat ein wundervolles Ende serviert bekommen, will aber auf dem Weg dahin jedes zweite Wort in ein "fucking" verwandeln", kredenzt musikalisch die schlimmste Metal-Suppe und bekommt außerhalb von Club-Toiletten kaum ein Set hin, das sich glaubwürdig anfühlt. Deezy ist eine versoffene Künstlerin mit Malblockade und bekommt ihre Aufträge nicht fertig. Bis ihr ein Freund eine Droge anbietet, die sie in vielerlei Hinsicht "befreien" kann. Mehrere Blackouts, Dreier und Typen, die in PEZ-Spender verwandelt werden später, hampelt sie Richtung Bild. Ich weiß nur nicht, was ich davon mitnehmen soll. Mittelmäßig. Aber mich würde interessieren, was die als nächstes machen.
Wer keine Lust auf flackerndes Licht hat, sollte sich das schenken, der 16mm-Look dagegen wertet den Film optisch dafür auf. Zu Oft haben diese Filme einen billigen Digital-Look.
UFO Sweden Aus der Reihe "Teenager sind scheiße". Wir haben es hier mit einem stimmungsvollen Film mit vielen 80er-Anleihen zu tun, auch wenn er in den 90ern spielt. Aber dieser Abenteuerfilm-Kern erinnert eher an ein Jahrzehnt davor. Hat mir ziemlich gut gefallen, aber die Göre da nervt mit ihrem Egoismus irgendwann enorm. 7/10
No Escape Bei uns: "Flucht aus Absolom". War ein Geheimfavorit meinerseits, als ich um die 20 war. Das entspricht dem heutigen 15 oder 16, nur um das in Relation zu setzen. Ein harter Männerfilm mit einem Ray Liotta in der Hauptrolle, der keinen Bock hat, sich von irgendwem irgendwas sagen zu lassen. Die "Mad Max"-Einflüsse sind offensichtlich, ein oder zwei andere Filme haben ebenfalls Pate gestanden. Aber ich mag das Ding einfach und es gefällt mir heute noch genauso gut wie damals. 8/10
John Ford hatte 1939 ein sehr produktives Jahr ... so brachte er neben "Drums Along The Mohawk" (der für drei Oscars nominiert wurde) auch "Stagecoach" und "Young Mr. Lincoln" in die Kinos.
"Drums Along The Mohawk" war der erste Technicolor-Film von Ford und eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Produzent Darryl Zanuck, Regisseur John Ford, Drehbuchautor Lamar Trotti und Henry Fonda. Der Film spielt in der amerikanischen Kolonialzeit, in der Gilbert und Lana Martin (Henry Fonda und Claudette Colbert) als junges Paar versuchen, sich im Mohawk-Tal im Bundesstaat New York eine Existenz aufzubauen.
In einer Biografie von Ford heißt es, dass die Dreharbeiten ohne ein fertiges Drehbuch begannen und dass Regen und unvorhersehbare Lichtverhältnisse in den Wasatch Mountains von Utah zu zahlreichen Verzögerungen bei der Produktion führten. Deshalb wurde u.a. auf eine große Schlachtszene verzichtet ... und stattdessen Material aus einer von Fonda gesprochenen Beschreibung der Schlacht ohne Drehbuch verwendet.
"Drums Along The Mohawk" zeigt sich teilweise etwas skizzenhaft, gehört damit sicherlich nicht zu den besten Filmen von John Ford ... ist aber aufgrund seiner prächtigen Cinematographie trotzdem mehr als einen Blick wert.
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Ein Film, der pragmatisch genug ist, um zuzugeben, dass fast jede Beziehung dem Untergang geweiht ist ... aber auch romantisch genug, um zu erkennen, dass es sich lohnt, trotz dieser Tatsache weiterzumachen. Amüsante RomCom nach bekannter Romanvorlage von Nick Hornby.
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Bereits am Freitag gesehen: Poor Things (UK, IRL, USA 2023)
Ich will gar nicht anfangen zu schwafeln über diesen Film, nur so viel: Der Film ist in jeder (in wirklich jeder) Hinsicht ein Hauptgewinn. Meine Empfehlung ist die Originalsprache. Die Synchro kenne ich zwar nur von den Ausschnitten, aber die Sprache ist schon speziell in dem Film, und ich hatte nicht den Eindruck, dass diese in der Übersetzung adäquat nachempfunden wurde, was zugegebenermassen auch enorm schwierig gewesen wäre.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Killers Of The Flower Moon (Martin Scorsese, 2023)
3 1/2 Stunden ... und ich habe mich keine Minute gelangweilt ...
Eine düstere Adaption von David Granns Bericht über die systematische Ermordung von Mitgliedern der Osage Nation durch eine Gruppe gieriger weißer Männer im Oklahoma der frühen 1920er Jahre. Eine makellose und sehr sehenswerte Produktion, die bis in die Nebenrollen gut besetzt ist.
DiCaprio, De Niro und Gladstone sind brillant. Lily Gladstone bildet dabei das gefühlvolle Gegengewicht zur Amoralität derer, die sie und ihresgleichen weniger als Menschen denn als Ressourcen sehen, die ausgebeutet und nach ihrem Verbrauch weggeworfen werden.
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
vor jahrzehnten hatte ich den schon mal gesehen, damals mit klavierbegleitung von willy sommerfeld. diesmal gabs dazu den original filmscore live mit dem babylon filmorchester. was für ein film! was für tolle musik! was für unglaubliche kulissen, effekte, massenszenen! innerhalb kurzer zeit bin ich in die ganze zeitgenössische stummfilmästhetik so nahtlos reingerutscht, dass mich die halbesoterische story, die paar momente unfreiwilliger komik und das ganze pathos nur noch ganz marginal belustigt haben. der film ist fast hundert jahre alt, und doch besser gealtert als manches gerade mal zwanzigjährige werk. ich bin noch ganz beseelt!
"Metropolis" im Babylon mit Orchesterbegleitung haben wir uns letztes Jahr auch gegönnt. Kannte den Film bislang nicht und war ebenfalls überrascht, wie modern er doch teilweise noch ist. Ein toller Abend war das. Habe selten eine so angenehm ausgelassene Stimmung im Kino erlebt.
Selbst gesehen:
Perfect Days (2023)
Lyrisches Entschleunigungskino, in dem Wim Wenders ungeheure Schönheit im stoischen Alltag eines Toilettenputzers (Koji Yakusho in der Rolle seines Lebens) in Tokio findet. Einen so frischen, stilsicheren und dabei so schlichten Film hätte ich ihm nicht (mehr) zugetraut. Wunderbare Überraschung. Dürfte bei aller Bodenständigkeit aufgrund der Musikrechte allerdings ein recht teurer Spaß gewesen sein. Wie auch immer, von mir aus könnte Wenders jetzt gerne alle paar Jahre einen neuen "Perfect Days" in einer anderen Metropole drehen. Ich würde blind ins Kino rennen.
Wahnsinn. Vormerken (kommt am 21. März ins Kino) oder direkt ins Netz huschen und noch heute ansehen. Fantastischer Film. Wenn der nicht in den Top 10 2024 landen wird, dann weiß ich auch nicht weiter.
Kristoffer Borgli hat schon mit "Sick of Myself" einen herausragenden Kommentar zum Zeitalter der Aufmerksamkeit und des ewigen Wunsches nach Anerkennung gedreht. Jetzt hat er ein paar € mehr zur Verfügung, geht nach Amerika und verpflichtet Nicholas Cage für einen der kreativsten, lustigsten und deprimierendsten Filme der letzten Jahre. Die Prämisse des Films ist so genial, ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken.
Cage spielt den durchschnittlichen Bio-Professor und Familienvater Paul, der gerne mehr aus seiner Karriere gemacht hätte und sich um etwas Ruhm betrogen sieht. Eines Tages beginnen ihn immer mehr Leute zu erkennen. Sie träumen von ihm. Tausende Menschen in den USA träumen jede Nacht von Paul. Niemand weiß warum, aber das Phänomen sorgt für jede Menge gewünschter Publicity, schmierige Agenturen wollen sich in ihr sonnen (toller Auftritt des immer guten Michael Cera) und Frauen wollen ihre Träume in die Realität übersetzen. Plötzlich geht's um Sprite, um Obama, Talk-Show-Interviews und das Buch, das er immer schreiben wollte. Übermut klopft an die Tür, aber auch die große Freude, es endlich geschafft zu haben. Aber was genau eigentlich?
Bis, naja, bis die Menschen wieder von ihm träumen. Dann aber alles buchstäblich zu einem großen Alptraum wird.
Wunderwundervoll. Das vielleicht beste Filmende, das wir dieses Jahr kriegen, nur großartige Performances, ein Killerscore, so viel visuelle Champions League (wir sehen viele der Träume), so viel Verzweiflung, so viel, was er über uns sagt und so viel, was viele vermutlich nicht hören wollen.
Gran-di-os.
Ich habe eine Karte für den 03.02. und erwarte großes. Sick Of Myself war schon super.
Zitat von Olsen im Beitrag #5901Oha, ich habe den Nicolas-Cage-Fanclub erzürnt.
Mit "Lektion der letzten Jahre" meinte ich, mir "Mandy" und "Color Out Of Space" aufschwätzen haben zu lassen, die beide Stuhl sind. "Pig" war besser, ja, und da konnte ich ihn schauspielerisch auch nach sehr langer Zeit mal wieder ernst nehmen.
Die Farbe aus dem All war ja schon aufgrund der Body-Horror-Elemente und wegen Tommy Chong toll. Und es hat riesig Spaß gemacht Cage dabei zuzusehen, wie er am Ende völlig den Verstand verliert. Mandy sacht mir ehrlich gesagt gar nix, und Pig habe ich immer noch nicht gesehen. Richtig ist aber, dass sich Cage nach Ghost Rider zum Kassengift entwickelt hat, und bei seinen Filmen tatsächlich die ein oder andere Gurke dabei war.
Zitat von CHX im Beitrag #5924Jojo Rabbit (Taika Waititi, 2019)
Eine Tragödie dieses Ausmaßes mit Humor zu verbinden (auch wenn er satirisch ist), ist eine heikle Gratwanderung, die Regisseur Taika Waititi allerdings mit Bravour meistert. Der Film ist herrlich absurd und überraschend poetisch ... er verbindet Menschlichkeit und eine unverblümte Nazi-Polemik ... kommt also zur richtigen Zeit, in der es mal wieder deprimierend notwendig zu sein scheint. Absolute Empfehlung!
"Fuck off, Hitler!" (Jojo Betzler)
Ich muss nach dem dritten Schauen einräumen, dass sich der Humor des Films recht schnell abnutzt, aber Sam Rockwell spielt hier vermutllich die Rolle seines Lebens, und auch Rebel Wilson weiß hier Akzente zu setzen. Von den Kinderdarstellern hat mir tatsächlich der dickliche Freund von Jojo am besten gefallen.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Zitat von Lumich im Beitrag #5932Bereits am Freitag gesehen: Poor Things (UK, IRL, USA 2023)
Ich will gar nicht anfangen zu schwafeln über diesen Film, nur so viel: Der Film ist in jeder (in wirklich jeder) Hinsicht ein Hauptgewinn.
Gerade habe ich gelesen, dass Carminho am Soundtrack beteiligt war. Zumindest die Musik könnte also was für mich sein. Was, angesichts der Beschreibungen des Inhalts, nicht heißt, dass ich mir vorstellen kann, den Film zu ertragen.