Zitat von gnathonemus im Beitrag #6324civil war (alex garland, 2024)
"woah!" einfach nur "woah!" von wegen wuchtigkeit kann es dieses jahr bisher kein film mit diesem aufnehmen. nein, auch nicht "dune 2". und man könnte ihm viel vorwerfen: es werden einem keinerlei hintergründe zu diesem bürgerkrieg geliefert - welche sind die politischen beweggründe, wie lang geht das schon so, wie ist er bisher verlaufen - außer: texas und kalifornien (!!!) kämpfen gegen regierungstruppen und marschieren gen washington d.c. und es geht übel zu. und in diesem chaos versucht das fotografin/reporter-gespann lee + joel (kirsten dunst + wagner moura) von nyc in die hauptstadt zu gelangen, um ein (wahrscheinlich letztes) interview mit dem präsidenten (nick offerman) zu führen. wessen geistes kind dieser ist, wird auch nicht ganz klar (auch wenn ein vager trump-vibe zu verspüren ist). der zufall spült ihnen dann noch den alternden kollegen/rivalen sammy (stephen mckinley henderson) und die junge, ehrgeizige fotografin jessie in den wagen, mit dem sie über umwegen nach dc fahren. ein road movie also, aber was für einer. die dinge, die da passieren (ich sag nur jesse plemons!), die bilder, die man präsentiert bekommt (der brennende wald!), die tolle musik (wie immer geoff barrow + ben salisbury plus einige erlesen ausgewählte needle drops), ... atemberaubend. in washington angekommen, gibt's dann überhaupt kein halten mehr. ich wurde die letzte halbe stunde quasi komplett in den kinosessel gepresst, so nervenaufreibend war das. wobei es sich aber meiner ansicht nach nicht um überwältigungskino handelt. und die vorher genannten kritikpunkte, unschärfen und ambivalenzen erweisen sich letztendlich als vorteil, denn im vordergrund stehen ganz klar die vier hauptfiguren, allesamt glaubwürdig geschrieben und hervorragend gespielt. wirklich ein jammer, dass garland sich wohl von der regie zurückziehen will. ich hoffe inständig, dass er sich's nochmal anders überlegt.
Zitat von kafkaktus im Beitrag #6317Civil War Ein Team aus Kriegsberichterstatterinnen und -erstattern reist durch ein Amerika im Bürgerkrieg nach Washington, um dort ein letztes Interview mit dem Präsidenten zu führen, der während seiner dritten Amtszeit kurz vor dem Fall steht. Während des Roadtrips durch die Fronten erleben sie dabei einige schockierende, verstörende Situationen. Für Amerikanerinnen und Amerikaner muss der Film verstörend sein, aber auch hierzulande verfehlt er seine Wirkung nicht. Alex Garland geht es dabei nicht darum, eine Dystopie auszuformulieren oder klare Frontlinien zwischen Rechts und Links zu zeichnen. Über die genauen politischen Hintergründe erfährt man nicht viel. Vielmehr zeigt er – in teilweise surrealen Bildern – ein bis zur Zerstörung gespaltenes Land. Außerdem ist es ein Film über Bilder, über Fotos, über Kriegsreporterinnen und -reporter, auch wenn deren Einsätze wahrscheinlich nicht unbedingt realistisch gezeigt werden. Und es ist ein Film über ein Meister-Schüler-Verhältnis. Sehr gut besetzt, allen voran Kirsten Dunst. Guter Soundtrack mit teilweise überraschendem Einsatz.
Ja, der Film hat eindeutig seine Qualitäten, aber so hellauf begeistert bin ich jetzt nicht. Soundtrack ist top, Besetzung ebenso und Wuchtigkeit gibt es im Vorratspack. Die Charakterzeichnung fällt aber ordentlich dünn aus, und insgesamt verläuft der Film relativ überraschungsarm. Es ist sehr schnell klar, welcher Charakter welche dramaturgische Funktion erfüllt, und wie dessen Weg im Laufe des Filmes gehen wird: Der leichtfüßige Draufgänger wird einen Bruch erleben, die naive Schülerin (sieht aus wie die junge Annalena Baerbock) wird einen Reifeprozess erfahren, die harte Schale der Hauptfigur (Kirsten Dunst) wird sich aufweichen (mehr will ich nicht spoilern, auch wenn hier alles wie erwartet lief), weniger wichtige Charaktere haben ein höheres Sterberisiko, ebenso wie POCs im Allgemeinen — ist leider so.
Alles in allem ist der Film gelungenes Popcorn-Kino, der von der derzeitigen politischen Stimmung profitiert, ohne wahnsinnig viel darüber zu erzählen oder zu kommentieren.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Babylon - Rausch der Ekstase (USA 2022, R: Damien Chazelle, D: Brat Pitt, Margot Robbie, Diego Calva, Jean Smart, Jovan Adepo, Li Jun Li) Die Ekstase aus dem deutschen Nebentitel passt. Aber der Kater ist umso größer. Während Hollywood Ende der 1920er Jahre noch rauschende Orgien feiert, werden die 30er trist. Moral ist gefragt - und Tonfilm. Für Stummfilmhelden wie Jack Conrad (Pitt) ist da kein Platz mehr. Und auch ein Starlet wie Nellie LaRoy (Robbie) kommt unter die Räder. Damien Chazelle liefert ein bildgewaltiges Epos, dessen Figuren teils angelehnt sind an echte Hollywood-Stars (und im Falle von Irving Thalberg sogar echte Menschen), das von der Kritik aber zwiegespalten aufgenommen wurde und beim Publikum durchfiel. Mir hat der Film viel Spaß gemacht, Margot Robbie spielt angsteinflößend gut. 8/10
Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (USA 1966, R: Mike Nichols, D: Elizabeth Taylor, Richard Burton, George Segal, Sandy Dennis) A propos angsteinflößend gut: Liz Taylor und Richard Burton spielen sich in diesem Ehedrama die Seele aus dem Leib. Zuzuschauen, wie dieses Paar miteinander umgeht, wie hier Ekel, Abscheu, Widerwärtigkeit vor dem eigenen Partner herausplatzt, wie die beiden ihren Hass aufeinander zur Schau stellen - das tut schon weh und ist wirklich abstoßend. Aber die Leistung der beiden, die zu dem Zeitpunkt der Dreharbeiten ja wirklich miteinander verheiratet waren, ist einmalig. Mike Nichols Film ist auch sehr gut, auch wenn man ihm natürlich die Theaterherkunft anmerkt. Toll! Ich will ihn aber nie wieder sehen. 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #6362Babylon - Rausch der Ekstase (USA 2022, R: Damien Chazelle, D: Brat Pitt, Margot Robbie, Diego Calva, Jean Smart, Jovan Adepo, Li Jun Li) Die Ekstase aus dem deutschen Nebentitel passt. Aber der Kater ist umso größer. Während Hollywood Ende der 1920er Jahre noch rauschende Orgien feiert, werden die 30er trist. Moral ist gefragt - und Tonfilm. Für Stummfilmhelden wie Jack Conrad (Pitt) ist da kein Platz mehr. Und auch ein Starlet wie Nellie LaRoy (Robbie) kommt unter die Räder. Damien Chazelle liefert ein bildgewaltiges Epos, dessen Figuren teils angelehnt sind an echte Hollywood-Stars (und im Falle von Irving Thalberg sogar echte Menschen), das von der Kritik aber zwiegespalten aufgenommen wurde und beim Publikum durchfiel. Mir hat der Film viel Spaß gemacht, Margot Robbie spielt angsteinflößend gut. 8/10
ich hab auch nicht verstanden, warum der so unter die räder kam, denn hier hat chazelle wie bei "whiplash" wieder was gewagt, nämlich ein quasi-revival des monumental/historienfilms. und das ist weder bieder geraten, wie der musical-neuaufguss "la la land", noch nur leidlich interessant, wie das psychogramm von neil armstrong in "first man", sondern er hat ordentlich auf die kacke gehauen. die einleitende party-szene ist ein monsterspaß sondergleichen, margot robbie - wie gesagt - der hit und dann noch toby maguire als kirsche obendrauf. klar, der film hat jetzt nicht den interessantesten oder stringentesten plot, aber m.e. hat chazelle ihn eher als nummernrevue angelegt und das ist ihm ziemlich gut gelungen.
Knock Knock Knock (2023) Ach, was hab ich mich auf den Film gefreut! Ach, was bin ich nun enttäuscht. Gestern im Kino gesehen und für total blöd befunden. Der kleine Peter hat ein Problem: Nachts hört er immerzu ein Klopfen an der Wand zu seinem Zimmer, eines Tages begleitet von der Stimme eines Mädchens. Seine sehr, sehr strengen Eltern glauben ihm nicht nur nicht, sondern bestrafen ihn sogar für seine Ängste. Als er beschließt, dem Mädchen zu antworten, erzählt sie ihm, dass seine Eltern böse sind und er ihnen keinesfalls vertrauen soll. Pete findet das nachvollziehbar, immerhin sind die beiden wirklich ziemlich streng. Aber stimmt es auch? Was wie ein richtig guter Spukhaus-Horror anfängt und sich stimmig zu einem "Die Gefahr lauert in der Familie"-Thriller weiterentwickelt, mutiert plötzlich und völlig unmotiviert zu einem übernatürlichen Slasher und gleitet vollends in Albernheit ab. Logik ist ebenfalls Fehlanzeige, ein Kritikpunkt, den ich nur selten anbringe, weil ich eigentlich sehr großzügig bin, was Mechanismen innerhalb fiktiver Welten angeht. Würd ich niemandem empfehlen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Rise Of The Planet Of The Apes (Rupert Wyatt, 2011) Dawn Of The Planet Of The Apes (Matt Reeves, 2014) War For The Planet Of The Apes (Matt Reeves, 2017)
Wyatt und Reeves liefern die besten "Planet der Affen"-Filme als Trilogie mit einem abgefahrenen Konzept und mit intelligent gesponnener Action.
"Apes together strong!" (Caesar)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Zitat von Lumich im Beitrag #6361 Alles in allem ist der Film gelungenes Popcorn-Kino, der von der derzeitigen politischen Stimmung profitiert, ohne wahnsinnig viel darüber zu erzählen oder zu kommentieren.
Ich habe den heute auch gesehen und bin eher auf der Seite der Lobeshymnen, auch wenn das absolut kein Kinovergnügen war. Es hat mir mehr als einmal den Magen umgedreht. Das mit dem Horrorfilm, als den Garland sein Werk bezeichnet hat, stimmt schon. „Popcorn-Kino“ würde ich das daher nicht nennen. Ich war so unter Strom gesetzt von diesem - man muss es mal sagen - inhaltlich wie formal absolut brutalen - Film, dass ich vergessen habe, mein Getränk weiterzutrinken. Wer einen 109 Minuten langen Reminder braucht, was für ein absoluter und grauenvoller Zivilisationsbruch Krieg ist, der wird hier fündig.
Colonia Dignidad - Es gibt kein Zurück (D/F/L/GB/USA 2015, R: Florian Gallenberger, D: Emma Watson, Daniel Brühl, Michael Nyqvist, Richenda Carey, Vicky Krieps, Jeanne Werner, Julian Ovenden, August Zirner, Martin Wuttke, César Bordón, Nicolás Barisoff) Chile, 1973: Der deutsche Fotograf Daniel (Brühl) unterstützt den chilenischen Präsidenten Allende. Nach dem Militärputsch Pinochets wird er in die Colonia Dignidad verschleppt, das Gelände einer Sekte unter dem Deutschen Paul Schäfer (Nyqvist) alias Pius, der Kerker den Putschisten für Folterungen, Verhöre und Hinrichtungen zur Verfügung stellt. Daniels Freundin Lena (Watson) schleust sich in das Lager ein. "In einer Woche bin ich zurück", teilte die Stewardess dem Piloten ihres Fluges mit. Doch da hat sie sich getäuscht. Grundsätzlich ist "Colonia Dignidad" ein spannender Film, der am Ende auch kurz aufzeigt, dass die deutsche Botschaft sich hier überhaupt nicht mit Ruhm bekleckert hat, um nicht zu sagen: skandalös verhalten hat. Die Schauspieler zeigen eine gute Leistung. Allerdings wirkt die Inszenierung doch recht deutsch und kommt, besonders im Lager, nicht immer über Tatort-Niveau hinaus. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
ok, "herr der ringe" hat mich null interessiert und dann habe ich damals jacksons "king kong"-neuinterpretation einfach in sippenhaft genommen und ebenfalls ignoriert, aber jetzt im nachhinein muss ich sagen: genau so muss ein blockbuster sein. v.a. der dominante mittelteil auf skull island ist abenteuer-kino mit horrorelementen par excellence - dagegen ist "jurassic park" kindergeburtstag. ein paar abzüge in der b-note gibt's von mir zwar (ein bissel zu lang, im abgang ein paar kitschnoten zu viel, hie und da nicht ganz so dolle cgi), aber alles in allem ein großes vergnügen. well done, mr. jackson!
Fresh (2022) Ein Horrorthriller mit Comedy-Elementen, heißt es. Ja, so überzogen, bizarr, absurd wie das alles dargestellt wird, könnte man Comedy drin entdecken. Gleichzeitig ist das alles sehr, sehr eklig - im direkten Wortsinne.
Die junge Noa ist genervt von den Vollidioten & Penisbildern, die ihr beim Online-Dating begegnen und freut sich dementsprechend sehr, im Supermarkt den attraktiven, sympathischen und witzigen Steve zu treffen. Die beiden plänkeln kurz, tauschen Kontaktdaten aus und treffen sich schon sehr bald. Es entwickelt sich vorsichtig mehr und Noa ist - trotz der Warnungen ihrer besten Freundin - glücklich. Dann lädt Steve schon nach kurzer Zeit zu einem Wochenend-Ausflug ein und Noa wird ihre Zusage schon sehr bald bereuen.
Natürlich hat Steve Finsteres vor, das deutet sich schon sehr früh an. Natürlich wird Noa in seinem Landhaus mitten im Wald keinen Handyempfang haben. Natürlich endet sie gefesselt. Natürlich macht sich ihre beste Freundin auf die Suche. So weit, so gängig. Aber warum das alles passiert, das macht diesen stellenweise sehr expliziten Horrorthriller dann doch besonders. Und die Inszenierung ebenfalls: Viele Nahaufnahmen der Figuren, seltsame Tanzszenen, ein tolles Farbkonzept und ein gelungener Einsatz von Licht und Formen. Wer mit Blut, Verstümmelung, expliziter Gewalt, aber auch langsamen Liebesszenen umgehen kann, dem sei der Film empfohlen. Er ist sehr gut, wenn auch wirklich speziell. Achtung, nicht währenddessen essen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Vordergründlich ein Sport-Film im Tennis-Gewand, aber eigentlich ein typischer Guadagnino. Abgesehen von der melancholischen Stimmung ist das Ganze von „Call me by your name“ nicht so weit weg. Erzählt wird eine verzwickte Dreiecksgeschichte, es geht überwiegend um Verlangen, Leidenschaft, Ehrgeiz, Macht. Die Geschlechter stehen dabei immer gleichberechtigt nebeneinander. Es gibt viele Nahaufnahmen, Muskeln, pulsierende Adern, der Schweiß fließt in Strömen, alles ist ausgesprochen schick gefilmt. Der ganze Film wirkt sehr sexy. Erwähnenswert sind sicher noch die originellen Kamerafahrten, die mitunter zum Einsatz kommen und der geschickte Handlungsablauf mit vielen Zeitsprüngen, bzw. Rückblenden. Ich fand die Charaktäre nicht immer sonderlich sympathisch und habe manchmal ein wenig das Interesse an ihnen verloren. Den markant eingesetzten Soundtrack von Reznor/Ross fand ich teilweise nervig, aber das ist natürlich reine Geschmacksache. Gerade wenn LCD Soundsystem dreist kopiert werden, dachte ich mir, hätten sie den Soundtrack doch lieber gleich von James Murphy machen lassen. Dann wären einem vielleicht auch die doofen Bollerbeats erspart geblieben. Penetrant war auch die Anzahl der Produktplatzierungen. Gefühlt kaum ein Bild ohne Logo drauf.
Für damalige Verhältnisse war "Außer Atem" ein frecher und origineller französischer Film ... Godard brach mit allen Konventionen des Kinos, inhaltlich wie ästhetisch, räumte mit veralteten Geschlechterrollen genauso auf wie mit altbackenen Kameraeinstellungen und Schnittrhythmen. "À bout de souffle" zeigt einen blutjungen, kettenrauchenden Jean-Paul Belmondo und eine blutjunge Jean Seberg ... und etablierte die Nouvelle Vague.
Zum besonderen Flair des Films tragen nicht nur die Originalschauplätze, sondern auch die Alltagsgeräusche der Metropole Paris und die Filmmusik bei, die großteils von dem bekannten Jazzpianisten Martial Solal erstellt wurde.
"When the French say a second, they mean five minutes." (Patricia Franchini)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Zitat von victorward im Beitrag #6371Challengers (Luca Guadagnino)
Vordergründlich ein Sport-Film im Tennis-Gewand, aber eigentlich ein typischer Guadagnino. Abgesehen von der melancholischen Stimmung ist das Ganze von „Call me by your name“ nicht so weit weg. Erzählt wird eine verzwickte Dreiecksgeschichte, es geht überwiegend um Verlangen, Leidenschaft, Ehrgeiz, Macht. Die Geschlechter stehen dabei immer gleichberechtigt nebeneinander. Es gibt viele Nahaufnahmen, Muskeln, pulsierende Adern, der Schweiß fließt in Strömen, alles ist ausgesprochen schick gefilmt. Der ganze Film wirkt sehr sexy. Erwähnenswert sind sicher noch die originellen Kamerafahrten, die mitunter zum Einsatz kommen und der geschickte Handlungsablauf mit vielen Zeitsprüngen, bzw. Rückblenden. Ich fand die Charaktäre nicht immer sonderlich sympathisch und habe manchmal ein wenig das Interesse an ihnen verloren. Den markant eingesetzten Soundtrack von Reznor/Ross fand ich teilweise nervig, aber das ist natürlich reine Geschmacksache. Gerade wenn LCD Soundsystem dreist kopiert werden, dachte ich mir, hätten sie den Soundtrack doch lieber gleich von James Murphy machen lassen. Dann wären einem vielleicht auch die doofen Bollerbeats erspart geblieben. Penetrant war auch die Anzahl der Produktplatzierungen. Gefühlt kaum ein Bild ohne Logo drauf.
ich finde den film fantastisch. mag ich jetzt nicht begründen - die pluspunkte hast du weitgehend aufgeführt. aber zu den kritikpunkten: sympathisch sollen die protagonisten auch nicht sein - sie sollen mit all ihren widersprüchen/ambivalenzen dargestellt werden (was die schauspiler:innen hervoragend umsetzen), soundtrack: also bitte, wer war zuerst da? reznor/nine inch nalis oder lcd soundsystem? wer hat da wen kopiert, bzw. wer war da von wem inspiriert? und das product placement: so funktioniert das im populären sport und das gehört hier genauso dargestellt, ohne zu beschönigen und ich habe nicht das gefühl, dass auch nur eine marke in solch einem film davon profitiert.
Ringu (1998) Nachdem der Liebste und ich "The Ring" von Koji Suzuki gelesen haben - ich mal wieder, er zum ersten Mal -, wollten wir das Ganze mit der Verfilmung abgleichen. Da der Liebste nur die US-Fassung von "The Ring" kennt, entschieden wir uns für das Original. Und siehe: Der Film funktioniert immer noch! Ruhig, getragen, aber immer wieder erschreckend ist er, und bietet mit Sadako einen höchst grausigen Geist. Die Unterschiede zum Buch sind beträchtlich, besonders hinsichtlich der Auflösung. (Der Film bietet im Grunde keine, was ein kluger Schachzug ist, denn es gibt ja noch einige Folgeteile.) Der einzige "größere" Spezialeffekt ist der sattsam bekannte ganz am Ende, und auch der funktioniert nach wie vor prima. Ich für meinen Teil habe mich vortrefflich gegruselt und den Film erneut sehr genossen. Einzige die Hauptdarstellerin übertreibt ihr melodramatisches Spiel doch arg, das fand ich störend. Dafür ist der Typ, der Ryuji spielt, ziemlich gut. Gab's die Tage bei Prime als Stream für 3,98 Euro zu kaufen, da hab ich zugeschlagen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Für den Preis hättest du vermutlich auch die DVD bekommen. Ich erinnere mich an zahlreiche Diskussionen mit Leuten, die das Remake als ebenbürtig, wenn nicht sogar besser gewertet haben. Als Kultursnob bekomme ich natürlich ein Schleudertrauma nach dem anderen vom Kopfschütteln. Die damalige Welle von Geisterfilmen brachte noch manche Perle zum Vorschein, bis sich das Konzept irgendwann überholte. Allerdings habe ich noch immer großen Respekt von der Effizienz, mit der maximales Unbehagen mit einfachsten Mitteln erzeugt wurde.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.