"Das Leben des Tassilo Bernhöft in zwölf szenischen Bildern".
Schwarzweiß. Ein kahler Baum in der Bildmitte. Ein Mann im Trenchcoat und mit Hut steht am rechten Rand, während ein kleiner Junge einen Bollerwagen am Baum vorbeizieht, auf dem ein kopfloser Teddybär sitzt. Nach 38 Sekunden, die der Junge braucht, um durch's Bild zu laufen, seufzt der Mann und zündet sich eine Zigarette an. Großaufnahme des Mannes mit der Zigarette zwischen behandschuhten Fingern. Als Opener ein bedeutungsschwangerer Satz: "Manche sagen, der Tod sei ein Leguan auf einem Dreirad. Doch ich behaupte, ich wüßte es besser." Schnitt. Eine Küchenspüle mit einem einsamen Teller, über den nach 14 Sekunden Stilleben ein Gecko läuft. Kurz verharrt. Dann weiterläuft, während eine Frauenstimme ruft "Antoine!"
Schnitt. Vogelperspektive. Wir befinden uns in einem vierstöckigen Treppenhaus. Gedämpftes, fernes Hundegebell. Am Handlauf die behandschuhte Hand des Mannes, die sich in einer zweiminütigen Sequenz mühsam die Treppen hinaufbewegt. Etwa nach drei Vierteln angekommen, verschwindet sie. Das Geräusch eines Schlüssels klimpert verhallt durch das nun einsam, kühl, linear wirkende Gemäuer. Schnitt. Eine Totale zeigt den Mann von hinten, wie er eine Wohnungstür öffnet. Im Gegenlicht ist nur noch seine Silhouette zu erkennen, ein windschiefes, vogelscheuchenähnliches Gebilde. Er hält inne und besieht auf dem Absatz der offenen Türe den Gecko, lässt diesen in einer zarten, schweigenden Minute langsam aus der Wohnung kriechen. Aus der Wohnung erneut die Frauenstimme, "Antoine...", der Mann blickt auf und erwidert ein pergamenttrockenes "Der Gulasch." Schnitt.
Just a MF from hell.
Rotation:
Cindy Lee - Diamond Jubilee | Being Dead - Eels | Shellac - To All Trains
für schicke stills auf artpop-albumcovern sind solche filme immer noch gut. und vielleicht lässt sich der nächste tarantino ja von den kargen, aber poetischen szenen eines erwin-keusch-films inspirieren.
The Substance Krudes Filmchen! I Mit 16 hätte ich das extrem abgefeiert, aber ich bin halt keine 16 mehr. Es sei denn, jemand drückt mir auch mal so einen USB-Stick in die Hand. Aus jetziger Sicht ist mir das doch alles 'ne Spur zu drüber und Coralie Fargeats Regiestil zu aufdringlich. Aber für diesen dicken Mittelfinger ins hässliche Gesicht einer auf Jugend fixierten Schönheitsindustrie kann man ja nix anderes als Liebe empfinden. Warum 140 Minuten? Warum nur ab 16? Fragen über Fragen. 6/10
Jusqu'À La Garde (Nach dem Urteil) Poah, die Spannung in diesem Film kannst du mit dem Messer schneiden, und da ist der Schlussteil noch gar nicht eingerechnet. Wir haben es hier mit einem harten französischen Sozialdrama rund um das Thema Sorgerecht und häusliche Gewalt zu tun, und das sind eigentlich schon zu viele Informationen gewesen. Sehr sehenswert, sehr eindrücklich, sehr zu empfehlen. Unfassbar guter Kinderdarsteller. 8/10
Wie Raubkatzen (F 1965, R: René Clément, D: Alain Delon, Jane Fonda, Lola Albright) Was für schöne Menschen die drei Hauptdarsteller doch sind! Aber irgendwie... Marc ist auf der Flucht vor amerikanischen Gangstern, weil er mit der Frau des Bosses in der Kiste war. Zwei Amerikanerinnen nehmen ihn zu sich auf: die reiche Witwe Barbara und deren Cousine Melinda. Doch eigentlich führt Barbara etwas anderes im Schilde. Sex & Crime an der Côte d’Azur bekommt man hier - und auch ein bisschen Verwirrspiel. Ärgerlich, dass gerade die Figur von Jane Fonda manchmal etwas dümmlich daherkommt. Okay, aber nicht mehr. 6/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Koyaanisqatsi (USA 1982, R: Godfrey Reggio) Da ich gerade leicht angeschlagen bin, habe ich zum x-ten Mal die Blu-Ray eingelegt und mich von diesem Film und seiner Musik einsaugen lassen. Und siehe da, gleich geht es besser. Keinen Film habe ich öfter gesehen, aber er wirkt immer. Unfassbares Meisterwerk. 10/10
Zitat von CobraBora im Beitrag #6953Koyaanisqatsi (USA 1982, R: Godfrey Reggio) Da ich gerade leicht angeschlagen bin, habe ich zum x-ten Mal die Blu-Ray eingelegt und mich von diesem Film und seiner Musik einsaugen lassen. Und siehe da, gleich geht es besser. Keinen Film habe ich öfter gesehen, aber er wirkt immer. Unfassbares Meisterwerk. 10/10
+1
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Lautlos wie die Nacht (F/I 1963, R: Henri Verneuil, D: Jean Gabin, Alain Delon, Claude Cerval, Carla Marlier, Maurice Biraud, Viviane Romance) Von dem Konzept, auf ehrliche Art und Weise Geld zu verdienen, hält Charles nicht viel. Frisch aus dem Knast entlassen, plant er einen großen Coup: den Safe eines Casinos in Cannes auszuräumen. Weil sein angedachter Partner Mario allerdings gesundheitlich nicht mehr in der Lage ist, fragt er einen anderen früheren Zellengenossen, den jungen Francis. Auch heute noch größtenteils frisches Heist-Movie, das sich auf seine beiden Hauptdarsteller verlassen kann und das toll inszeniert wurde. Einige interessante Kameraperspektiven halten den Film ebenso modern wie der 26 Minuten lange Überfall, in dem kaum ein Wort gesprochen wird, der aber auch nach heutigen Maßstäben noch spannend ist. Und das Ende ist großes Kino. 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Noch nichts Ganzes, nur etwas Halbes: Ich brauche nach knapp zwei Stunden "Die Ermittlung", aktuell zu sehen bei Arte und bei Wow, eine Pause. Wer es nicht kennt. Es ist die filmische Umsetzung eines Theaterstücks über die Frankfurter Auschwitzprozesse zwischen 1963 und 1965. Vier Stunden dauert es. Es ist total intensiv. Und eine einzige Triggerwarnung.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich bin so bei fünfzig Minuten. Aber das auch schon seit einer Woche. Mal sehen, ob ich das zu Ende schaffe, auch wenn mir das Ergebnis (bis auf Rainer "Ein Gesichtsausdruck reicht für eine Karriere" Bock) sehr gut gefällt.
Dann hast du Simone Timoteo noch vor dir. Da war ich beeindruckt.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed