Zitat von Mory im Beitrag #1317Hui, wer hätte gedacht, dass es so viel Zustimmung zu Kinski-Abneigung gibt...
ich werd den Teufel tun Kinski zu verteidigen ;)
mal ganz allgemein, es ist für einen Menschen nicht einfach das Ego vom Selbst zu unterscheiden, wenn dann eine Kamera, öffentliche Aufmerksamkeit, Drogen ins Spiel kommen, wird es noch unübersichlicher.
Nur wenige wissen, daß es von Kinski einen großartigen Gedichtband ("Fieber") gibt, eines Gottfried Benn durchaus ebenbürtig. Als "Woyzeck" finde ich ihn ebenfalls großartig, und daß "Aguirre - Der Zorn Gottes" grauenhaft mißraten ist, liegt eher an Werner Herzog. Über die Mißbrauchsvorwürfe - und darüber, daß das nicht nur Punktabzug gibt, sondern kreuzwiderlich ist - brauchen wir nicht zu diskutieren, aber ich versuche - wie auch bei Woody Allen und Polanski - das eine vom anderen zu trennen, bzw. die Kunst vom Künstler. In allen drei Fällen bekomme ich das noch halbwegs gut hin, aber ein Bier würde ich mit keinem der Dreien trinken gehen, wie auch mit so manchem Musiker nicht, deren Platten ich mag.
Was Satan der Rache angeht: ich finde die Regiearbeit großartig, was die eigentlich lahme Story wettmacht. Der 1969 entstandene Film ist absichtlich mit den Methoden und Stilmitteln des klassischen Horrorfilms inszeniert, was vielen Einstellungen eine ganz eigene Ästhetik verleiht, und man kann durchaus Parallelen zu späteren Filmen wie "Das Omen" oder - was ich bisher davon gesehen habe - Dario Argento ziehen. Daß die Story natürlich Banane ist: geschenkt. In dem Punkt schneiden aber viele Italowestern, Sergio Leone mal ausgenommen, nicht besser ab. Selbst Corbuccis "Django" ist da eigentlich recht dürftig.
6/10
*edit* Ich sehe gerade beim Googeln, daß der Film von den meisten Kritikern erstaunlich gut bewertet wird. Also "Trash" ist das in meiner Welt absolut nicht.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Adam Driver als Busdriver Paterson in Paterson. Nebenbei schreibt er Gedichte, ganz für sich. Berührende Meditation über die Poesie (des Alltags), über schwarz und weiß, Ying und Yang, Kunst und Künstlichkeit, Inspiration und Kreativität. Und über Paterson, New Jersey.
(Weil gerade wieder die Listenzeit ausgebrochen ist: Für mich neben "Toni Erdmann" das Highlight in einem ansonsten eher schwachen Kinojahr.)
Spectral Ein Film, so packend wie eine Reiswaffel. Selbst wenn man über die ziemlich miesen Dialoge und Emily Mortimer hinwegschauen kann, fällt auf, wie wenig dieser Regisseur (kommt aus der Werbung) von Spannung oder Dynamik versteht. Die Handlung lässt jeden Egoshooter intellektuell wirken, die Auflösung ist Kopf trifft Tischplatte. 3/10
Dark Shadows Der hat mich wider Erwarten bestens unterhalten, fast wie die Tim-Burton-Filme bis Ende der 90er. Vorteilhaft war sicher auch, dass ich nicht wusste, in welcher Epoche der Streifen spielt. Manchmal ist der Humor etwas albern, aber mein Humorzentrum hat er getroffen. Ansonsten lohnt er sich schon alleine für die Besetzung. Die Alice-Cooper-Songs im Soundtrack machen mich neugierig, muss mich mit dem Mann vielleicht doch mal beschäftigen. 8/10
Tom Hardy in einer Doppelrolle als Ron und Reggie Kray ist eine Wucht. Den Aufstieg der Kray-Zwillinge zeichnet Brian Helgeland auch wirklich interessant. Das wirkt mit dem Cockney-Englisch und der Musikauswahl wie eine dieser abstrusen Gangsterkomödien von Guy Ritchie. Aber ab der Mitte des Films hat man das Gefühl, dass ihm die Ideen ausgehen, der Film wird beliebig, der Fokus wird etwas zu sehr auf die gescheiterte Ehe von Reggie gelegt. Schade, da hätte Helgeland mal lieber ein paar Scorsese-Filme sehen sollen, um zu wissen, wie man so einen Film zu Ende bringt. Oder er hätte einfach mal 30 Minuten weniger Spielzeit anstreben sollen. 6/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Hitchcock träumte ja davon, einen Thriller in einer Telephonzelle zu drehen. Das hier ist er. Ein Schauspieler in einer Holzkiste als einziges Setting. Der Film handelt von Paul Conroy (Ryan Reynolds), einem amerikanischen Lastwagenfahrer, der im Irak Hilfsgüter ausliefert. Nachdem sein Konvoi von Aufständischen überfallen wird, findet er sich lebend begraben in einem hölzernen Sarg wieder. Dazu hat er ein Zippo, einige andere schlecht funktionierende Lichtquellen und ein altes Handy in der Kiste, auf dem sich nicht nur sein Entführer ab und zu bei ihm meldet, sondern er auch Gespräche mit Dienststellen führt, um seine Freilassung zu erreichen, denn der Entführer fordert ein hohes Lösegeld. Das ist alles erstaunlich spannend, hat einige unvorhergesehene Wendungen, ist nicht einseitig, sondern versucht zumindest halbherzig, Empathie für den Entführer zu wecken und das Schema "Ami gut - Araber böse" zu umgehen (vielleicht, weil es ein spanischer Film ist) und hat ein durchaus gelungenes Ende, das Mory und mich erst mal sprachlos zurückgelassen hat. Ich vergebe
8/10
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Ich glaube, der hatte mir auch gefallen. Schön natürlich, dass er auch recht kurz ist. Die alte 90-Minuten-Grenze war so schlecht nicht.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zootropolis Dachte nach 10 Minuten, das halte ich nicht durch - zu viele hysterische Lacher und feuchte Augen. Dann noch die unvergessliche Szene mit den Faultieren. Gegen Ende hin nimmt die Krimistory und Action etwas Überhand, aber insgesamt ein Riesenspaß mit viel Herz und schöner Botschaft.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von Reverend im Beitrag #1331Zootropolis Dachte nach 10 Minuten, das halte ich nicht durch - zu viele hysterische Lacher und feuchte Augen. Dann noch die unvergessliche Szene mit den Faultieren. Gegen Ende hin nimmt die Krimistory und Action etwas Überhand, aber insgesamt ein Riesenspaß mit viel Herz und schöner Botschaft.
Interessant, daß ich inzwischen drei verschiedene Namen von dem Film kenne: Zoomania (germ.) Zootopia (us) Zotropolis (uk)
In der Tat einer der besten Animationsfilme der letzten Jahre. Hab mir nun auch die Bluray gegönnt, weil man den schon wg. der Grafischen Qualität und der Detailverliebtheit öfter anschauen kann.
Das ist formal und erzählerisch - wenn auch nicht inhaltlich - der Star Wars-Film, auf den die Fan-Welt gewartet hat und den sie mit Episode 7 nicht recht bekommen hat. Natürlich kommt hier nicht das große Gefühl des Gesamt-Epos auf - denn die Geschichte ist ja ganz gezielt eine Randstory. Aber genau das gibt dem Film Freiheiten vom Ursprungsmaterial, die sehr erfrischend und notwendig waren. Der Film tut natürlich sein Bestes, um trotzdem an Bekanntes anzuschließen und es gibt immer wieder (manchmal schmerzhaft animierte) Momente, die auf Wiedererkennung bauen. Größtenteils funktioniert das aber auf einer beiläufigen, manchmal sogar nur angedeuteten und scherzhaft weggewischten Ebene. Ganz anders, als in Teil 7, der permanent zu brüllen schien "Hey, erinnerst du dich noch HIER DRAN?!". Ich war so gut unterhalten, wie schon lange in keinem Popcorn-Kinofilm mehr. Die einzigen wirklich negativen Punkte, die ich an diesem Film finden konnte sind dreierlei: Es gibt da eine Figur, die einen Stab herumwirbelt und quasi Karate betreibt und sie ist ein billiger Abklatsch von einem Shaolin-Mönch (asiatisches Stereotyp - hätte man sich sparen können). Es gibt da einen Bösewicht, der komplett computeranimiert ist und daher irgendwie schmerzhaft hölzern aus dem sonst so hervorragend aussehnden Film herausfällt. Und es gibt da eine Hauptdarstellerin, die es in emotionalen Szenen schaft, noch hölzerner zu spielen, als der animierte Bösewicht. Gott sei Dank ist das ein Kriegsfilm und daher - relativ - arm an solchen emotionalen Szenen. Ich hatte viel Spaß.
Apocalypto Allemal spannend inszeniert (und ein offensichtlicher Einfluss auch auf "The Revenant"), aber ein Regisseur der leisen Töne ist Mel "Arschloch" Gibson ja nachweislich nicht, und mit diesem wuchtigen Leidens- und Gewaltspektakel konnte er sich auch richtig austoben: Da werden menschliche Innereien ebenso mehrfach in Großaufnahme gezeigt wie das Totschlagen eines Jaguars oder eine Unterwassergeburt. Natürlich sehen wir auch alle paar Minuten klaffende Wunden und sterbende Menschen. Angereichert ist das Ganze mit allerlei mythisch-religiösem Brimborium. Was will uns der christliche Fundamentalist Mel "Wichser" Gibson aber hier mitteilen? Der Mensch war dem Menschen schon immer ein Wolf, auch und gerade im Urwald? Und deshalb war das mit der christlichen Missionierung der Heiden auch wirklich notwendig?
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