Zitat von RegularJohn im Beitrag #2624Memories Of Murder Von Bong-Joon-ho ("Parasite"). Ähnlich wie "Parasite" ein Genreclash mit komplett unvorhersehbarer Handlung. Der Film spielt in einem kleinen Nest in der Nähe von Seoul. Es werden mehrere Frauen bestialisch ermordet aufgefunden. Vor Ort sind nur ein paar ignorante und vollkommen unfähige Cops, die lieber Unschuldige quälen anstatt richtig zu ermitteln. Das ändert sich dann, als ein Polizist aus der Hauptstadt eintrifft. Doch das Morden geht weiter... Überspitzt formuliert sind hier Clever & Smart mit Columbo am Werk. Der Film hat immer wieder klamaukige Szenen, driftet dann aber wieder in eine düstere Atmosphäre ala "Sieben" ab (es regnet ebenso viel). Wie schon in "Parasite" weiß vor allen Dingen das Ende zu überzeugen. 8/10
Unfähige Cops sind in vielen koreanischen Thrillern usus. Eine weitere Gemeinsamkeit ist der spärliche Einsatz von Schußwaffen (das Land hat sehr rigide Waffengesetze). Dafür ist der Fantasie bei dem Einsatz von Alternativen oft keine Grenzen gesetzt. Gemeinsamkeiten mit Fincher kommen nicht von ungefähr, beide erzeugen mit ähnlicher Techhnik Spannung, wie man z.B. in diesem Bericht über Zodiac/Memories ansehen kann: https://www.youtube.com/watch?v=o0DotIqOD-E
Für mich eine 9/10, ein echtes kleines Meisterwerk.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Es ist schon gewagt: Ein Hitlerjunge als Sympathieträger und Hitler selbst als Witzfigur und des Hitlerjungens "Freund Harvey". Dazu wird der Film noch mit Musik der Popkultur (Beatles "Komm gib mir deine Hand"/Bowie: "Heroes") bereichert und mit einer Komödie über das Dritte Reich sind schon andere auf die Nase gefallen, aber hier funktioniert alles (zumindest für mich) wunderbar. Jojo freundet sich mit einem Judenmädchen an, das seine Mutter, die auch noch Widerstandskämpferin ist, unter dem Dachboden versteckt (Scarlett Johansson ist für die Rolle für einen Oscar nominiert, aber meiner Meinung nach hätte Thomazin McKenzie als Judenmädchen die Nominierung genauso verdient gehabt). Waitiki schafft es wunderbar, die ganze Absurdität des zweiten Weltkriegs, besonders der letzten Tage, darzustellen. Und immer wenn man sich ein wenig vergisst, zu locker wird und sich zu sehr amüsiert, zieht einem Waitiki den Boden unter den Füßen weg. Weltklasse! 10/10
Mit dem Film liebäugele ich ja auch noch... aber ich denke, drei Kinobesuche im Januar sind erstmal genug.
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obgleich die berlinale aus verschiedenen gründen seit jahren nahezu spurlos an mir vorbeizieht, war ich nun doch mal zumindest auf der GENRENALE, was daran lag, dass eine liebe kollegin vier jahre lang mit an diesem no-budget-film gewerkelt hat, und ich den nun doch sehen musste (er wurde, soweit ich weiß, in D überhaupt erst einmal aufgeführt). meine erwartungen waren nicht besonders hoch; umso begeisterter kam ich wieder aus dem kino! ein wunderbarer spaß, dem man seine finanzielle beschränkung höchstens bei den locations und sets anmerkt - der rest ist so stimmig und temporeich in szene gesetzt, dass man sich fragt, warum ein wahllos herausgegriffener tatort mit millionen ÖR-geldern umgesetzt werden muss, um dann im vergleich doch fipsig zu wirken. zwei kleingangster in einem dystopischen berlin der allernächsten zukunft finden in einem geklauten auto ein filmskript, in dem exakt das steht, was sie gerade erleben. diese prämisse verspricht gerade bei einem deutschen film eher krampfig-verkopfte hirnficks; es ist daher eine freude zu sehen, mit wieviel spaß und ironie die macher ständig ihre eigenen volten um sich selbst wickeln. allein schon alexander schubert (of heute-show fame) als autor zuzusehen (ein zahnarzt, der nebenbei als hobby skripte schreibt und zunächst keine ahnung hat, was er damit anrichtet), wie er ständig im letzten moment die handlung umwirft, mit einer kreativen durststrecke einen scheinbar unausweichlichen tod verhindert, um sich nachher für die idee seines eigenen ablebens als kreativgott zu feiern, ist mehr als sehenswert. aber auch der rest der besetzung hat ganz offensichtlich riesenspaß an der sache, und selbst gedeon burkhard wächst über sich selbst hinaus. das alles tanzt durch eine bunte zitatensammlung aus tarantino, martial arts und 70er-jahre-superhelden (mathis landwehr als electro-hyperman ist eine irrwitzige kombination aus beidem), fährt kannibalistische polen, blinde auftragskiller mit ankreuzformularen für den gewünschten abknallspruch, einen sich als roboter ausgebenden angsthasen und einen singenden engel auf. und wenn da jetzt der eine oder andere spoiler dabei war, macht das gar nichts, weil die wendungen einfach immer noch mal einen tick irrer sind, als man erwartet. leider aber auch, weil man sie ohnehin vergessen haben wird, wenn das kleinod endlich mal regulär zu sehen sein wird - die herrschaften kämpfen nämlich nach wie vor um einen verleih; und ohne die (damit zum glück gesicherte) dvd-vorfinanzierung wäre es wohl gar nicht erst zur premiere gekommen. also: merken, und dann gucken! und hinterher begeistert trommeln, so wie ich jetzt!
ha! endlich gesehen und ich gebe dir vollkommen recht. ein großartiger spaß ist das und kein bisschen doof oder peinlich. an alle mit prime-abo: anschauen!
Terminator: Dark Fate Ein anschauliches Beispiel für alles, was heute im Mainstream-Kino falsch läuft. Zunächst nehme man ein Franchise, das vielen Menschen bekannt ist. Dann denke man sich eine Handlung aus, die einen der älteren Filme kopiert. Zuletzt brauchen wir Originaldarsteller von damals, die ein letztes Mal ihre Rollen aufleben lassen (und, so viel vorab, das beste an diesem Film sind). Dann packen wir den Quatsch voll mit Actionszenen, die durch den übertriebenen Einsatz von CGI leblos und blass wirken. (Diese Morphings sahen so künstlich aus, schrecklich.) Aber das Hauptproblem ist wie so oft das Drehbuch. Die neuen Figuren haben ungefähr so viel Tiefe wie ein halbvolles Glas Wasser. Wie soll ich mit einem Charakter mitfiebern, von dem ich nichts weiß? Warum wird mir dieselbe Geschichte noch mal erzählt, die ich schon kenne? Seufz. Zwischendurch sind einige Szenen okay, vor allem die Interaktion zwischen Linda Hamilton und Arnold Schwarzenegger weiß zu gefallen. Dafür ein paar Gnadenpunkte mehr. 5/10
1917 Ich reihe mich hier leider bei den Kritikern ein. Der technische Aspekt des Films lenkt massiv von seinem Inhalt ab. Was diesen Film immersiv machen soll, bewirkte bei mir genau das Gegenteil. Ständig fragte ich mich, an welcher Stelle man gut einen digitalen Schnitt setzen könnte. Und wozu überhaupt diese (angebliche) One-Shot-Optik, wenn doch nicht in Echtzeit erzählt wird? Tag wird zu Nacht und Nacht wird zu Tag, alles innerhalb von zwanzig Minuten. Auch störend: der Soundtrack, so aufdringlich. Der Rest ist okay, speziell die schauspielerischen Leistungen. 6/10
Zitat von Olsen im Beitrag #26391917 Ich reihe mich hier leider bei den Kritikern ein. Der technische Aspekt des Films lenkt massiv von seinem Inhalt ab. Was diesen Film immersiv machen soll, bewirkte bei mir genau das Gegenteil. Ständig fragte ich mich, an welcher Stelle man gut einen digitalen Schnitt setzen könnte. Und wozu überhaupt diese (angebliche) One-Shot-Optik, wenn doch nicht in Echtzeit erzählt wird? Tag wird zu Nacht und Nacht wird zu Tag, alles innerhalb von zwanzig Minuten. Auch störend: der Soundtrack, so aufdringlich. Der Rest ist okay, speziell die schauspielerischen Leistungen. 6/10
Ja, mich hat es auch abgelenkt, zumindest in den ersten 15 bis 20 Minuten. Aber doch, den Grund kann ich nachvollziehen, denn man ist schon nah dran an den Akteuren. Und es wurde doch tatsächlich in "Echtzeit" gedreht.
Der von dir beschiebene Tag-Nacht-Tag-Wechsel kommt doch durch die stundenlange Ohnmacht der Hauptfigur. Es dämmert, als sie ohnmächtig wird, die Kamera ist an ihm dran, als sie Stunden später wieder aufwacht, geht es in der fortgeschrittenen Nacht weiter, die dann nach der beeindruckend inszenierten Szenerie in der brennenden Stadt langsam zum Morgen wird.
Was mich an der Kamera gestört hatte, war dann der umständliche Perspektivwechsel. Dieses "Ich muss jetzt entweder einmal um die Figuren rumfahren oder suche mir einen Gegenstand, um den ich fahren kann, damit ich dann vor/hinter den Figuren bin." Aber
diese Szenen in dem Bunker mit Tunnelsystem wären vermutlich ohne diese Kameraführung weniger spannend. Oder auf dem verlassenen Bauernhof, wo man eben auch nur soweit sieht wie die beiden Hauptfiguren.
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