Ghosted Ohgottogott. Die Belanglosigkeit, mit der dieser Film zusammengeklebt worden ist, kann man nur als aggressiv bezeichnen. "Hier, nehmt die Scheiße halt und zieht sie euch rein", dachte man sich auf Produzentenseite, "die bekannten Gesichter werden schon reichen". Eine unfassbar untalentierte Ana De Armas, direkt aus der Gal-Gadot-Kaderschmiede, trifft auf einen unmotivierten Chris Evans, der in seinen Filmen entweder okay oder total miserabel ist, nix dazwischen. Dialoge und Actionszenen können überhaupt nichts, so dass nur diese beiden Wurstbrote übrig bleiben, die keinerlei Chemie zwischen sich haben. Bitte nicht ansehen. 4/10
The Zone Of Interest Mit dem Wissen, was mich erwartet, war der zweite Versuch leichter. Was den Film nicht deutlich leichter zu ertragen macht. Diese Terror-Soundkulisse, diese Familienidylle... ich kann meine Gedanken hierzu unmöglich in Worte fassen. Nur so viel: Sandra Hüller hat zwei, drei Szenen von einer derartigen Boshaftigkeit, dass es mich gruselte. 8/10
Zitat von Olsen im Beitrag #6151Sandra Hüller hat zwei, drei Szenen von einer derartigen Boshaftigkeit, dass es mich gruselte.
Manchmal sogar in ganz unscheinbaren Szenen, wie dort, wo sie ihrem Baby die Blumen erklärt. Über den gesamten Film ist das Familienleben von einer seltsamen Kälte durchzogen. Man tut eben, was so zu einem Familienleben gehört, und trotzdem wirkt alles so verstörend distanziert. Man muss sich dabei auch vor Augen halten, dass die ganzen Hausbediensteten, die sich mehr um die Kinder kümmern als deren Eltern (was gemäß des damaligen Zeitgeistes nicht ungewöhnlich ist, für höhere Stände und solchen, die plötzlich in solche gehoben wurden) ebenfalls Häftlinge sind, also solche, denen damals jede Wertigkeit abgesprochen wurde.
Bemerkenswert auch, dass Glazer sagt, dass es sich hierbei um einen Film über die heutige Zeit handelt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
America von Ofir Raul Graizer Die Geschichte zweier Freunde und der Frau "zwischen" den beiden (warum das zwischen in Anführungszeichen steht spoilere ich hier nicht). Ein ruhiger aber doch sehr aufrührender Film; spielt im Israel der Jetztzeit und nimmt auch immer wieder bezug darauf, aber den Kern stellen fast Kammerspielartig die drei Persönlichkeiten dar. Hat mir sehr gut gefallen (zumal bei unserer Aufführung der Regisseur für Q&A anwesend war). Der etwas hektische Schnitt des Trailers wird der Gelassenheit der Kamera leider nicht ganz gerecht. 8/10
Obwohl der Film seine Schwächen und einige absurde Wendungen hat, ist er eine gelungene Hommage an Carpenters Original. Der Film sieht sich selbst als direkte Fortsetzung von Teil 1 und stellt das bisher beste Sequel dieser Reihe dar.
Der Kill Count wird im Gegensatz zum ursprünglichen "Halloween", der mit nur fünf Toten vergleichsweise zahm war, deutlich erhöht ...
"Happy Halloween, Michael." (Laurie Strode)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Zitat von gnathonemus im Beitrag #6145dune part 2 (denis villeneuve, 2024)
ächz. überwältigungskino war neulich mal so ein kritikpunkt an villeneuves filmschaffen. aber es gibt halt auch überwältigung, die im guten sinne funktioniert und neben christopher nolan hat das meiner meinung nach keiner so gut drauf wie er. in punkto viualisierung, world building bzw. ausstattung, sound bzw. filmmusik (hans zimmer!!!), etc. gibt's da keinerlei abstriche gegenüber teil 1 zu verzeichnen. das storytelling ist leider nicht ganz so stark, denn es gibt mehr exposition, weniger pures erzählen durch bilder und das pacing ist auch nicht ganz so stringent, dadurch dass ein bisschen zu viel reingepackt wurde und es daher ein paar plot points zu schlucken gab, die offensichtlich off camera stattgefunden haben. aber das wichtigste ist, dass die essenz der geschichte - aussagen über kolonialismus, ökologie, religiösen fundamentalismus und v.a. machtmechanismen - klar transportiert werden und das kann man dem film nicht hoch genug anrechnen.
Ich teile weitgehend die Meinung, aber so ein klein wenig enttäuscht war ich trotzdem. Gerade atmosphärisch fand ich Teil eins stärker. Das wirkt alles nicht mehr als so geheimnisvoll und düster. Vielleicht gibt die Wüste aber auch optisch einfach nicht so viel her. Durch die viele Action wirkt vieles auch konventioneller. Und diese ganzen Lacher, die Javier Bardem in dem Mund gelegt wurden, hätte es auch nicht gebraucht. Sicherlich ein beeindruckender und guter Film, aber Teil eins hat mich emotional viel unkritischer aus dem Kinosaal entlassen.
Green Book: Eine besondere Freundschaft (USA/CN 2018, R: Peter Farrelly, D: Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini) Ich habe gerade nicht viel Lust, etwas zu schreiben. Mortensen als einfach gestrickter italienischer Vielfraß, der Fahrer eines schwarzen Ausnahme-Pianisten wird und mit ihm in den 60ern durch die amerikanischen Südstaaten fährt, spielt ebenso toll wie Ali als eben jener Pianist. Der Rassismus tut weh, wie die beiden zusammenfinden ist schön und bisweilen lustig. Hat mir gefallen. 8/10 (noch zwei Tage bei ZDF, ansonsten bei Netflix)
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
So, jetzt habe ich alle abendfüllenden Filme von Glazer gesehen, und der hier beeindruckte mich am wenigsten. Der Plot: Nicole Kidman spielt eine Frau, deren Ehemann überraschend verstirbt. Im selben Moment wird woanders ein Kind geboren. Nach zehn Jahren möchte sie erneut heiraten, da meldet sich ein 10-jähriger Junge, der sie letztendlich überzeugen kann, ihr verstorbener Ehemann zu sein.
Ich bin mir nicht ganz sicher, was dieser Film eigentlich will. Was ich daraus mitnehmen kann ist das Dilemma, wie man mit Wünschen und Hoffnungen umgeht, wie verletzlich und anfällig wir denen gegenüber sind. Zumindest finde ich diesen Aspekt interessanter als Geschwurbel über Wiedergeburt.
Stilistisch ist dieser Film weit zurückhaltender als die übrigen drei Filme. Der Einsatz von blassen Farben und die Anfangssequenz, wo der bald zu versterbende Ehemann durch den Park joggt, nur von hinten zu sehen, fast wie ein laufender Schatten ohne Innenkonturen - das sind im Wesentlichen die Stilmittel, die ich als typisch für Glazer einordnen kann.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Vater (SRB/F/D/SLO/BIH/HR 2020, R: Srdan Golubovic, D: Goran Bogdan, Boris Isakovic, Nada Sargin, Milica Janevski, Muharim Hamzic, Alja Santic, Vahid Dzankovic, Milan Maric, Nikola Rakocevic) Wie weit würde man gehen, um seine Kinder zurückzuerhalten? Im Falle von Nikola ist das genau bestimmt. 300 Kilometer. So weit ist sein Dorf in der serbischen Provinz von Belgrad entfernt. Nachdem Nikolas Frau sehr eindrücklich dessen fehlenden Lohn einfordert, nimmt das Jugendamt Nikola die beiden Kinder weg. Dagegen will der Arbeitslose, der seine Familie als Tagelöhner mehr schlecht als recht versorgen kann, beim zuständigen Minister protestieren. Ein Roadmovie der anderen Art, in der man Nikola durch das triste Serbien begleitet, in dem Arbeitslosigkeit, Korruption und das Durchwurschteln herrschen. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Folk-Horror mit massivem Bodyhorror-Einschlag. Und ein Meisterwerk, würde ich sagen.
Alex Garland erzählt die Geschichte von Harper, die nach dem plötzlichen und ziemlich grausamen Tod ihres Fast-Ex-Mannes ein Haus auf dem Land mietet, um erst mal klarzukommen. Ob es ein Unfall oder Selbstmord war, werden wir nicht erfahren, aber Fakt ist, dass Harper sich hier aus einer emotional missbräuchlichen Beziehung gelöst hat - worauf ihr Ex direkt mit Selbstmorddrohungen reagiert. Tja. Was ihr nun passiert, wirkt jedoch nicht minder schlimm: In dem einsamen Dörflein, in das sie sich zurückzieht, fühlt sie sich von einem nackten, mit Schnittwunden übersäten Mann verfolgt. Und auch alle anderen Männer, die ihr hier begegnen, wirken eher feindselig als hilfsbereit.
Dieser Film sieht nicht nur gut aus - dieses Licht, diese Farben! - und klingt gut (diese Filmmusik!), er ist auch hervorragend gespielt von Hauptdarstellerin Jessie Buckley und Rory Kinnear, der in ziemlich durchschaubaren Masken sämtliche Männer des Dorfes gibt. Und er ist wirklich spannend. Es geht langsam los, fast friedlich: Harper macht lange Spaziergänge in der herrlich idyllischen Gegend, die störenden Elemente (aka nackter Mann) schleichen sich erst allmählich ein. Dann aber wächst das Gefühl der Bedrohung, das Gefühl, nirgends sicher zu sein, andauernd von diesen bösartigen Männern belauert zu werden, stetig an und entlädt sich am Ende in einem surrealen Showdown.
Ich hatte Angst.
Das passiert selten, aber gestern Abend, allein daheim, war ich sehr, sehr froh, nicht in einem Haus oder einer Erdgeschosswohnung zu leben. Sonst hätte ich eher nicht schlafen können, abgeschlossene Haustür hin oder her. Aber nicht nur die unmittelbare Wirkung des Films funktioniert, auch der starke Symbolismus ging für mich prima auf. Das könnte bedeuten, dass das Ganze viel zu platt und offensichtlich ist - ich bin nicht so die Heldin im Entschlüsseln subtiler Andeutungen in Filmen - aber hey, dann ist das halt so. Ich bin offen für Diskussionen in der Sache ;-)
Achtung: Der Film ist sehr hart; es gibt viel Blut, Gewalt und deutlich gezeigte schwere Verwundungen. Wer das nicht sehen will, lässt besser die Finger davon.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Ich war nicht so begeistert (mir war er wirklich ein bisschen zu flach), aber die, ich nenne es mal, "Umgestaltung" einer Person gegen Ende fand' ich herausragend gut (und widerlich). Und die Idee mit ihrem Freund und seiner Konsequenz hat mich sehr mitgenommen. Was er in Kauf nimmt, nur um sie mental zu ruinieren, uff. Aber Garland ist auch ein spannender Regisseur, bin schon auf Civil War gespannt.
ich kam gerade ziemlich gerädert aus dem kino. garland hat sich diesmal dafür entschieden, sich maximal explizit für eine aussage auszusprechen - keine ambivalenz, kein interpretationsspielraum, aber ist das in diesen zeiten nicht auch eine option? ich kann ihn da sehr gut verstehen, wenn er jessie buckleys charakter in diese tour de force schickt, nachdem sich ihr mann umgebracht hat und sie sich aufs land zurückzieht, um wieder zu sich zu kommen. aber alles, was sie bekommt ist wieder männliche toxizität. und wie sich die äußert, ist mit das gruseligste, was ich in letzter zeit im kino erlebt habe. ich will nicht zu viel verraten, aber cronenbergs body horror, von triers "antichrist" und polanskis "ekel" sind hier nicht weit entfernt, wobei garland originell genug bleibt, um den film als eigenständiges werk anzuerkennen.
Ich hab mal gnathos Einschätzung rausgekramt. Wir gehen da offenbar recht konform.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
worin besteht der mehrwert, wenn man einen film guckt, der einem solche angst macht, dass man nicht schlafen kann, und wenn doch, vermutlich ziemlich schlimm träumt? ich kann das schon lange nicht mehr, und sehe für mich auch überhaupt keinen sinn darin. was übersehe ich?