The Zone of Interest (USA/GB/PL 2023, R: Jonathan Glazer, D: Christian Friedel, Sandra Hüller) Den Film muss man erst einmal verdauen. Die Bilder, die man sieht. Und die Bilder, die man nicht sieht. Den Sound. Diese Dialoge. Diese Kaltherzigkeit, ach was, Unmenschlichkeit. Wie hier über Menschen gesprochen wird. Als Zuschauer bekommt man das Leben in der Idylle des Hauses des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höss und dessen Familie gezeigt - das perfiderweise direkt neben dem Konzentrationslager steht. Ein Film, der nachhallt. 9/10
Und dann hier noch ein bisschen mehr: Am perfidesten fand ich einige Dialoge. Wenn Sandra Hüller sagt: "Wir haben alles, was wir wollen, direkt vor der Haustür" ist das ebenso heftig wie das "Gas! Gas! Gas!", mit dem sie ihre Kinder antreibt. Wie die Architekten des neuen Ofens immer nur von "der Ladung" sprechen. Wie sie die Asche aus dem Lager nutzen, um ein Beet zu düngen. Das Feuer, das die Nacht und damit auch das Kinderzimmer erhellt, in dem Hedwigs Mutter bei einem Besuch wohnt und die dann reißaus nimmt, weil sie den Anblick nicht ertragen kann, was übrigens die einzige menschliche Geste ist. Die Schreie, die Schüsse. Man hat in Hollywood schon so oft die Szenen gesehen, wie Juden in den KZs umkommen, dass das Weglassen dieser Bilder perfekt wirkt.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Klar, als Popcornkino kann der Film einiges, vor allem visuell. Sobald man jedoch ein bisschen die Schlüssigkeit überprüft, was ich mir nicht verkneifen kann, dann wird’s schnell abenteuerlich. An sich hervorragende SchauspielerInnen (Christipher Walken, Charlotte Rampling, Florence Pugh) werden hier leider völlig verbraten. Die Dialoge sind nicht selten über jede Lächerlichkeitsgrenze affektiert. Der Junior-Bösewicht, der von Austin Butler gespielt wird, erinnerte mich an die peinliche Darbietung von Jared Leto im Blade Runner-Reboot.
Der Hype um Villeneuve bleibt für mich weiterhin weitgehend unverständlich. Die Filme, die ich bisher von ihm gesehen habe, waren ja durchaus unterhaltsam, aber auch stets ziemlich flach.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
von villeneuve habe ich tatsächlich bisher nur arrival und blade runner 2049 gesehen. ersterer hat mir ausnehmend gut gefallen; den anderen fand ich angesichts der großen fussstapfen, in die er treten musste, auch ziemlich gut gelungen (wenn auch nicht so tiefgründig, wie er tut). ich wollte mich immer schon mal retrospektiv ein bisschen mehr in sein werk reinschrauben; allerdings ist mir die ganze dune-thematik recht fern, darum hab ich das nicht so richtig weit oben auf der liste.
Zitat von Lumich im Beitrag #6182Dune, Part Two (Denis Villeneuve, 2024)
Kurzfassung: nicht begeistert.
Klar, als Popcornkino kann der Film einiges, vor allem visuell. Sobald man jedoch ein bisschen die Schlüssigkeit überprüft, was ich mir nicht verkneifen kann, dann wird’s schnell abenteuerlich. An sich hervorragende SchauspielerInnen (Christipher Walken, Charlotte Rampling, Florence Pugh) werden hier leider völlig verbraten. Die Dialoge sind nicht selten über jede Lächerlichkeitsgrenze affektiert. Der Junior-Bösewicht, der von Austin Butler gespielt wird, erinnerte mich an die peinliche Darbietung von Jared Leto im Blade Runner-Reboot.
Der Hype um Villeneuve bleibt für mich weiterhin weitgehend unverständlich. Die Filme, die ich bisher von ihm gesehen habe, waren ja durchaus unterhaltsam, aber auch stets ziemlich flach.
Schauspieler zu irgendwelchen Glanztaten zu bringen, ist vermutlich nicht Villeneuves Stärke. Außergewöhnliche Atmosphären zu schaffen, gelingt ihm meiner Meinung nach ganz famos. Aber da verliert Dune 2 im Vergleich zum Vorgänger für mich einiges. Wie schon geschrieben, haben mich die Dialoge vor allem an Javier Bardem gestört. Völlig unnötig diese dämlichen Kinolacher. Das ständige Messias-Gelaber fand ich zudem nervig. Und in welchem Loch werden eigentlich diese Hightech-Spielereien der Fremen produziert?
Die Lynch-Verfilmung von Dune kann man aus verschiedenen Gründen misslungen finden - tut Lynch selbst ja auch. In Sachen Atmosphäre bleibt seine Verfilmung für meine Begriffe noch mit Abstand die beste. Ohnehin kann ich mit allen Abstrichen dieser Verfilmung viel abgewinnen. Danach gab es noch eine Serienverfilmung (u.a. mit John Hurt und Ochse Uwenknecht), die wohl näher am Buch war, aber auch weitgehend blass und ideenlos und jetzt diese.
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Ich bin kein großer Bond-Fan, aber "Casino Royale" ist sehr unterhaltsam und dürfte einer der besten Bond-Filme sein. Martin Campbell, der das Franchise schon einmal in "Goldeneye" wiederbelebt hat, entzieht der Serie den Glamour und den Eskapismus ... und bringt stattdessen einen schlankeren Stil und ein deutlich härteres Temperament ein.
Daniel Craig zeigt uns James Bond als beschädigte Ware in einem maßgeschneiderten Smoking ...
"I've got a little itch, down there. Would you mind?" (James Bond)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Neben "Casino Royale" gefallen mir noch "Goldfinger" mit Sean Connery und "Skyfall" (wiederum mit Daniel Craig) - mit Abstrichen auch noch "GoldenEye" mit Pierce Brosnan. Alle anderen Bond-Filme halte ich für entbehrlich ...
Goldfinger (Guy Hamilton, 1964)
Dieser Film ist der unterhaltsamste der Sean Connery-Bond-Filme. Guy Hamilton fand hier die perfekte Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Komik. Unvergesslich sind der Titelsong und Gert Fröbe als bedrohlicher Bösewicht. Goldfinger war der Goldstandard für alle weiteren Bond-Filme ...
"A martini - shaken, not stirred." (James Bond)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Tatort: Querschläger (D 2019, R: Stephan Rick, D: Wotan Wilke Möhring, Franziska Weisz, Milan Peschel, Levin Liam, Charlotte Lorenzen, Marie Rosa Tietjen, Oana Solomon) Nee, das war nix. Das Drehbuch war mir dann zu platt und zu klischeehaft. Die angedeutete Anbahnung zwischen Kommissarin und Kollegin war plump. Der aalglatte türkische Transportunternehmer, der natürlich irgendwas zu verbergen hat, war mir zu simpel. Nur Milan Peschel überzeugte einigermaßen als Vater, der nur Geld haben will, um seine Tochter zu retten, und dann zunächst aus Versehen jemanden tötet. Nun ja. 5/10
Pläsier (F 1952, R: Max Ophüls, D: Claude Dauphin, Gaby Morlay, Madeleine Renaud, Ginette Leclerc, Mila Parely, Danielle Darrieux, Pierre Brasseur, Jean Gabin, Paulette Dubost, Jean Servais, Daniel Gelin, Simone Simon) Ophüls verfilmte drei Novellen von Guy de Maupassant, deren Qualität unterschiedlich ausfällt, die aber eben alle die titelgebende Pläsier thematisieren. Da wäre der maskierte Tänzer, der zusammenbricht und dessen Frau dann seine Geschichte erzählt am Anfang und die Liebesgeschichte zwischen einem Model und einem Maler, die tragisch endet, am Schluss. Dazwischen und mit 60 Minuten zwei Drittel des Film einnehmend ist die großartige Geschichte über die Besitzerin eines Freudenhauses, die mit ihren Damen zur Erstkommunion ihrer Nichte fährt und dabei für traurige Männer am Ort des Freudenhauses und für beglückte Männer am Ort der Erstkommunion sorgt. Gerade hier sind einige Dialoge auch nach 70 Jahre noch großartig, einige Bilder sowieso. Mein Liebling: Die enttäuschten Männer, die alle ins Bordell wollten und nun gelangweilt und aufgereiht wie Hühner auf der Stange auf einer Bank sitzen und aufs Meer starren. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Eine optisch opulente, fesselnde und intelligente Ergänzung der 007-Serie mit einem tollen Cast. Javier Bardem kreiert einen der denkwürdigsten Bad Guys des gesamten Franchise. "Goldfinger" war der Goldstandard für den alten Bond, "Skyfall" und "Casino Royale" sind der Goldstandard für den modernen Bond. Man beachte das tolle Intro ...
"Were you expecting an exploding pen? We don't really go in for that anymore." (Q)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Nach sehr langer Zeit mal wieder eine Sichtung dieses SciFi-Klassikers von Paul Verhoeven. Hmm, irgendwie hatte ich den Film besser in Erinnerung ... der Film ist schlecht gealtert, häufig unfreiwillig komisch und Schwarzenegger zeigt hier einmal mehr, dass sein schauspielerisches Talent doch arg begrenzt ist. Der restliche Cast ist allerdings auch nicht viel besser.
"Baby, you make me wish I had three hands." (Benny)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Ein sporadisch amüsanter und durchaus charmanter kleiner Film, gespickt mit einer feinen Prise Wahrheit. Ein wenig mehr Spontaneität und Schärfe hätten dem Film gut getan ...
"Dreivierzig für nen normalen Kaffee?" (Niko Fischer)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Ein erstklassiger Actionthriller mit sehr gutem Cast und vergleichsweise viel Substanz ... und der Startpunkt für das extrem erfolgreiche Franchise mit Sylvester Stallone.
In der Buchvorlage von David Morrell war John Rambo ein psychotischer, kaltblütiger Killer ... Stallone und die Produzenten änderten die Geschichte so um, dass die Hauptfigur ein Opfer der Umstände wurde. Es existierten 26 Entwürfe des Drehbuchs, bevor Sylvester Stallone das endgültige Skript schrieb.
Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 125 Mio. US-Dollar zählte "First Blood" zu den rentabelsten Filmen seiner Zeit.
"They drew first blood, not me." (John Rambo)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Wahnsinn. Vormerken (kommt am 21. März ins Kino) oder direkt ins Netz huschen und noch heute ansehen. Fantastischer Film. Wenn der nicht in den Top 10 2024 landen wird, dann weiß ich auch nicht weiter.
Kristoffer Borgli hat schon mit "Sick of Myself" einen herausragenden Kommentar zum Zeitalter der Aufmerksamkeit und des ewigen Wunsches nach Anerkennung gedreht. Jetzt hat er ein paar € mehr zur Verfügung, geht nach Amerika und verpflichtet Nicholas Cage für einen der kreativsten, lustigsten und deprimierendsten Filme der letzten Jahre. Die Prämisse des Films ist so genial, ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken.
Cage spielt den durchschnittlichen Bio-Professor und Familienvater Paul, der gerne mehr aus seiner Karriere gemacht hätte und sich um etwas Ruhm betrogen sieht. Eines Tages beginnen ihn immer mehr Leute zu erkennen. Sie träumen von ihm. Tausende Menschen in den USA träumen jede Nacht von Paul. Niemand weiß warum, aber das Phänomen sorgt für jede Menge gewünschter Publicity, schmierige Agenturen wollen sich in ihr sonnen (toller Auftritt des immer guten Michael Cera) und Frauen wollen ihre Träume in die Realität übersetzen. Plötzlich geht's um Sprite, um Obama, Talk-Show-Interviews und das Buch, das er immer schreiben wollte. Übermut klopft an die Tür, aber auch die große Freude, es endlich geschafft zu haben. Aber was genau eigentlich?
Bis, naja, bis die Menschen wieder von ihm träumen. Dann aber alles buchstäblich zu einem großen Alptraum wird.
Wunderwundervoll. Das vielleicht beste Filmende, das wir dieses Jahr kriegen, nur großartige Performances, ein Killerscore, so viel visuelle Champions League (wir sehen viele der Träume), so viel Verzweiflung, so viel, was er über uns sagt und so viel, was viele vermutlich nicht hören wollen.
Gran-di-os.
Vielen Dank für den Tipp. Im Gegensatz zu Wolfgang M. Schmitt bin ich beeindruckt, während er offenbar nicht aufhören kann zu betonen, dass er es nicht ist. Aus meiner Sicht ist der Film großartig gespielt (nicht nur von Cage), psychologisch dicht, wenn auch nicht so leicht greifbar in seiner Aussage, was bei Schmitt so übel aufstößt. Der Film gibt einen klugen Kommentar über unsere durch soziale Medien geprägte Zeit ab, ohne dabei plakativ zu sein oder bequeme Zeigefinger-Perspektiven zu eröffnen. Hier gibt es keine reinen Opfer und auch keine Helden, dafür Menschen mit Fehlern und Egoismen, die nicht selten ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden.
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Ich bin kein Fan von Martial Arts oder Bruce Lee ... aber wenn es ein Martial-Arts-Film sein soll, dann wohl dieser. "Enter The Dragon" besitzt einen tollen Score von Lalo Schifrin und hat Bruce Lee zu einem internationalen Star gemacht. Obwohl der Film reichlich angestaubt wirkt, verleiht Lees Charisma dem Film das gewisse Etwas.
"Boards don't hit back." (Lee)
Apropos Bruce Lee ...
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Sik Pyke (Sick Of Myself) - Krostoffer Borgli, 2022
Nachdem ich gestern den aktuellen Film von Borgli Dream Scenario gesehen hatte, habe ich mir heute über MUBI seinen Erstling angeschaut. Und auch hier hatte ich es mit einem bemerkenswerten Film zu tun. Gemeinsam haben die beiden Filme das Verschwimmen von Realitätsebenen als Stilmittel, aber dazu gleich mehr.
Signe ist eine junge Frau, deren Partner Thomas gerade seinen Durchbruch als bildender Künstler feiert. Während er seinen Ruhm und die viele Beachtung genießt, und geradezu vollständig davon eingenommen ist, leidet Signe extrem darunter nicht wirklich wahrgenommen zu werden. Selbst als sie sich heldenhaft um eine verletzte Frau kümmert, ein wahres Ereignis, das von Signe nachträglich noch ausgeschmückt wird, führt das nicht zu der Anerkennung, die sie sich dafür wünscht, und wird schnell wieder durch andere Dinge überlagert. Daraufhin greift Signe zu drastischen Mitteln, um endlich Beachtung und Anerkennung zu erlangen.
Der Film hat einen stillen Humor, der gelegentlich hilft, die dramatischen Wendungen zu ertragen. Die Handlung wird mehrmals überlagert durch die Angst- u d Wunschvorstellungen von Signe, was man oftmals erst nachträglich bemerkt, wenn es zu absurd wird.
Man darf gespannt sein, womit Borgli als Nächstes aufwartet.
Fun fact: Wenn man den Original-Titel „Sik pyke“ in den Google-Übersetzer eingibt, erkennt er die Sprache als Arabisch und übersetzt es als „krankes Bild“, was sogar halbwegs passen würde. Korrigiert man die Sprache und stellt dafür Norwegisch ein, wird der Titel übersetzt in „was für eine Schlampe“.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.