Das Piano (AUS/F/NZ 1993, R: Jane Campions, D: Holly Hunter, Harvey Keitel, Sam Neill, Anna Paquin) Natürlich hat der Film großartige Schauspieler, allen voran Holly Hunter, die stumm und stoisch agiert und ihre Gefühle durch ihr Klavier ausdrückt. Natürlich hat der Film großartige Szenen, allen voran die drastische Szene zwischen Neill und Hunter rund 20 Minuten vor Schluss. Aber: Der Film hat nicht zu mir gesprochen (und das ist jetzt nicht auf die Stummheit von Holly Hunters Figur Ada bezogen). Die Witwe, die seit ihrem sechsten Lebensjahr nicht mehr gesprochen hat, wird vom Vater Mitte des 19. Jahrhunderts an einen Neuseeländer verheiratet. Mit ihrer Tochter Flora strandet sie in dem fremden Land. Und während ihr Ehemann Stewart (Neill) Ada wenig anziehend findet, was auf Gegenseitigkeit beruht, kommt sie dem mittlerweile bei den Maori angepassten Baines (Keitel) näher. Es beginnt eine Dreiecksbeziehung. 6/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Das Zimmer meines Sohnes (I/F 2001, R: Nanni Moretti, D: Nanni Moretti, Laura Morante, Jasmine Trinca, Giuseppe Sanfelice, Silvio Orlando, Stefano Accorsi, Claudia Della Seta) Schön: Einfach mal nichts vorher lesen und sich dann überraschen lassen. 30 Minuten lang ist "Das Zimmer meines Sohnes" ein ganz normaler Familienfilm. Vater Giovanni ist Psychiater, Mutter Paola arbeitet in einem Buch-Verlag (?), Tochter Irene ist ein Basketball-Ass, Sohn Andrea wird beschuldigt, in der Schule etwas gestohlen zu haben. 30 Minuten lang sieht man den Alltag dieser Familie. Und dann bricht alles zusammen. Andrea kommt beim Tauchen ums Leben. Und als Zuschauer sieht man zu, wie die Eltern und die Schwester versuchen, mit dieser Tragödie zurechtzukommen. Das ist schmerzhaft, aber auch sehr gut. 8/10
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #6527Das Zimmer meines Sohnes (I/F 2001, R: Nanni Moretti, D: Nanni Moretti, Laura Morante, Jasmine Trinca, Giuseppe Sanfelice, Silvio Orlando, Stefano Accorsi, Claudia Della Seta) Schön: Einfach mal nichts vorher lesen und sich dann überraschen lassen. 30 Minuten lang ist "Das Zimmer meines Sohnes" ein ganz normaler Familienfilm. Vater Giovanni ist Psychiater, Mutter Paola arbeitet in einem Buch-Verlag (?), Tochter Irene ist ein Basketball-Ass, Sohn Andrea wird beschuldigt, in der Schule etwas gestohlen zu haben. 30 Minuten lang sieht man den Alltag dieser Familie. Und dann bricht alles zusammen. Andrea kommt beim Tauchen ums Leben. Und als Zuschauer sieht man zu, wie die Eltern und die Schwester versuchen, mit dieser Tragödie zurechtzukommen. Das ist schmerzhaft, aber auch sehr gut. 8/10
so ist's, ich muss beim lesen deiner zusammenfassung schon wieder heulen. ein großartiger film.
Zitat von CHX im Beitrag #6322Pearl (Ti West, 2022)
"Pearl" entstand als Back-To-Back-Produktion direkt im Anschluss nach "X" und ist ein mehr als gelungenes Prequel, in der die Filmfigur Pearl aus "X" als junges Mädchen um 1918 näher beleuchtet wird.
Während "X" eine intelligente Hommage an "The Texas Chainsaw Massacre" und andere ländliche Horrorfilme aus den 1970er Jahren war, handelt es sich bei "Pearl" um einen Technicolor-Albtraum, den Ti West und Mia Goth hier entfesselt haben ... das Talent von Mia Goth kommt dabei voll zur Geltung ... großartig!
Habe ich gestern auch gesehen. Eigentlich mehr Drama als Horrorfilm, aber umso eindringlicher. Besonders gefällt mir Mia Goths schauspielerische Leistung als verzweifelte, gedemütigte, aber auch gefühlskalte junge Frau, bei der sich der Wahnsinn langsam Bahn bricht. Großartig ihr langer Monolog kurz vorm Ende.
Madame Web (2024) Comicverfilmung mit weiblicher Superheldin und ihrem im Entstehen begriffenen Squad - eigentlich genau mein Ding, aber leider ist dieser Film einfach nur blöd. Langweilig, sinnlos, mit gelangweilt wirkendem Cast und selten dummen Dialogen. Würde ich definitiv nicht empfehlen.
Bodies, Bodies, Bodies (2022) Eine Gruppe junger Menschen feiert im Haus eines reichen Jünglings eine Hurricane-Party und spielt eine Art "Murder in der Dark"-Spielchen, als der Strom ausfällt und plötzlich alles sehr, sehr ernst wird. Die Leichen stapeln sich irgendwann, was man von einem Horrorfilm ja wohl erwarten darf, aber erst muss man massenhaft pseudo-erotisches Rumgemache (zugegebenermaßen hübscher junger Menschen) und halbherzigen Dorgenkonsum zu beschissener Musik aussitzen. Keine der Figuren ist auch nur im Ansatz sympathisch oder nachvollziehbar und Spannung kommt auch keine auf. Die schauspielerische Leistung ist ganz ordentlich, aber das rettet mir den Film auch nicht mehr. Ich bin nach etwa einer Stunde ausgestiegen. Der Liebste hat durchgehalten, fand das Ende aber doof. Warum das Ganze als "Horrorkomödie" vermarktet wird, erschließt sich mir auch nicht.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
rezi hab' ich direkt bei imdb auf englisch geschrieben:
unter der haut (claudia lorenz, 2015)
A different kind of LGBTQ+ movie ... why that? Because it is not focused on the problems and obstacles LGBTQ+-people have to overcome but the relatives that have to deal with a new situation ... which is: Frank, a loving husband and father discovers that he is actually gay. He pretends to stay exactly that, but it is obvious that it won't work. His wife is desperate becaus she watches her life crumble before her very eyes. Their kids take it differently. The teenage son is disgusted, the slightly younger daughter is somehow understanding and the little girl just wants her father to be there for her ... even with his lover. They try and try and try, but it doesn't work. How will it turn out? ... Such a sweet character study of literally every character - which is a really rare thing. No finger pointing inflicted, just real problems addressed and no final solution given. It makes you think and wonder and marvel. What a beautiful film!
The Palace Ein Schweizer Nobelhotel in den Bergen an Silvester 1999, jede Menge groteske reiche Arschnasen, Irrungen und Wirrungen. Handlung: keine! Dieser Film ist hässlich wie die Nacht, mit einer grausigen Farbpalette und schlimmem digitalem Schimmer. Teilweise sieht er aus wie ein ZDF-Fernsehspiel. Ich versteh auch jeden, der ihn inhaltlich furchtbar findet. Es ist alles so unfassbar überzogen und derbe, aber irgendwie geil. Diese hässlichen Visagen, diese primitiven Gags! Ich hab mich ganz gut amüsiert. 6/10
Keine Zeit für Heldentum (USA 1955, R: John Ford, Mervyn LeRoy, Joshua Logan, D: Henry Fonda, James Cagney, William Powell, Jack Lemmon, Betsy Palmer, Ward Bond, Phil Carey) Das Ende des Zweiten Weltkriegs steht kurz bevor. Und die Besatzung eines Militärfrachtschiffes geht ein vor Langeweile. Dennoch regiert der Kapitän (Cagney) mit schwerer Härte. Sein Erster Offizier (Fonda), der sich unbedingt auf ein Kriegsschiff versetzen lassen will, hält die Moral der Truppe aufrecht. Doch die Sinnlosigkeit seiner Aufgabe nervt ihn gewaltig. Der Film beendete die Freundschaft zwischen John Ford, der während der Dreharbeiten teilweise so betrunken war, dass er ersetzt werden musste, und Henry Fonda. Während einer Auseinandersetzung schlug Ford Fonda ins Gesicht. Die Umsetzung eines Broadway-Stücks lebt von seiner Leichtigkeit, von Jack Lemmons Überdrehtheit und der stoischen Ruhe und Freundlichkeit, die Fonda ausstrahlt. Aber vieles davon wirkt heute überholt bis antiquiert - und manchmal auch zu theaterhaft. Aber unterhaltsam ist der Film dennoch. 6/10(noch bis Freitag bei Wow/Sky)
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Rom, offene Stadt (I 1945, R: Roberto Rossellini, D: Anna Magnani, Aldo Fabrizi, Marcello Pagliero, Maria Michi, Harry Feist, Giovanni Galletti) Was muss dieser Film damals für eine Wirkung gehabt haben. Bis 1960 war die öffentliche Vorführung in West-Deutschland verboten. Dass ich die schrecklichen Szenen am Ende schlimm finde, aber eben auch nicht mehr übertrieben, liegt wohl eher daran, dass Gewalt in Filmen und Serien heute durchaus drastischer dargestellt wird. Mutig auch, dass Roberto Rossellini, Federico Fellini und Sergio Amidei das Drehbuch noch während der deutschen Besatzung fertigten. Es geht um die Suche der Nazis nach Anführern des italienischen Widerstandes, die gedeckt werden von einem Priester. Rossellinis nutzt dazu eher die Mittel des Dokumentarfilms denn des Spielfilms. Einen wirklich Spannungsbogen vermisst man deshalb in den erste zwei Dritteln des Films. Die nüchterne Erzählweise macht den Film einerseits spröde, andererseits gibt sie ihm auch eine gewisse Zeitlosigkeit. Knapp 80 Jahre nach dem Erscheinen erfolgt die Bewertung aus heutigen Maßstäben. Da erkenne ich natürlich die Bedeutung, finde ihn aber auch nicht so gut, wie ich das vermutlich tun sollte. Dennoch Pflichtprogramm! 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Creep 2 (2017) Serienmörder "Aaron" engagiert die erfolglose YouTuberin Sarah, um ihn einen Tag lang zu filmen. Er hat seinen Spaß am Leben & Leben nehmen verloren und glaubt, nun eine Art Vermächtnis hinterlassen zu müssen. Sarah - selbst nicht ganz normal, wie mir scheint - glaubt nicht recht, dass dieser schräge Typ ein Mörder ist, geht also relativ unbeeindruckt auf seine Wünsche ein. Man kommt sich näher, bis Sarah dann eines Besseren belehrt wird. Ein ziemlich guter, unterhaltsamer Found-Footage-Streifen mit überzeugenden Darsteller*innen. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und werde nun endlich auch dem Vorgänger Creep mal eine Chance geben.
Speak no Evil (2022); eigentlich: Gæsterne, also Die Gäste, was ein sehr viel sinnvollerer Titel ist. Eine dänische Spießer-Kleinfamilie - Mama, Papa, Tochter - lernt im Urlaub ein niederländisches Pärchen mitsamt Sohnemann kennen. Man versteht sich gut, es erfolgt eine Einladung in die Niederlande, die unsere Dänen gerne annehmen. Und dann geht es los - plötzlich gerieren sich die Gastgeber immer bizarrer, Lügen fliegen auf, die dänische Familie fühlt sich von Stunde zu Stunde unwohler und will abreisen. Und dann ist es zu spät. Beklemmender Psychothriller mit hervorragenden Darstellern, toller Atmosphäre, angenehm langsamem Aufbau und einer extremen Wendung. Heimste massig gute Kritiken ein - zu recht - und wird nun auch schon für den US-Markt kopiert. Eigentlich finde ich so was doof, aber James McAvoy soll mitspielen, also werde ich wohl im Herbst ins Kino gehen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #6535Rom, offene Stadt (I 1945, R: Roberto Rossellini, D: Anna Magnani, Aldo Fabrizi, Marcello Pagliero, Maria Michi, Harry Feist, Giovanni Galletti) Was muss dieser Film damals für eine Wirkung gehabt haben. Bis 1960 war die öffentliche Vorführung in West-Deutschland verboten. Dass ich die schrecklichen Szenen am Ende schlimm finde, aber eben auch nicht mehr übertrieben, liegt wohl eher daran, dass Gewalt in Filmen und Serien heute durchaus drastischer dargestellt wird. Mutig auch, dass Roberto Rossellini, Federico Fellini und Sergio Amidei das Drehbuch noch während der deutschen Besatzung fertigten. Es geht um die Suche der Nazis nach Anführern des italienischen Widerstandes, die gedeckt werden von einem Priester. Rossellinis nutzt dazu eher die Mittel des Dokumentarfilms denn des Spielfilms. Einen wirklich Spannungsbogen vermisst man deshalb in den erste zwei Dritteln des Films. Die nüchterne Erzählweise macht den Film einerseits spröde, andererseits gibt sie ihm auch eine gewisse Zeitlosigkeit. Knapp 80 Jahre nach dem Erscheinen erfolgt die Bewertung aus heutigen Maßstäben. Da erkenne ich natürlich die Bedeutung, finde ihn aber auch nicht so gut, wie ich das vermutlich tun sollte. Dennoch Pflichtprogramm! 7/10
Habe ich kürzlich auch angesehen. Bildungslücke geschlossen, hat mir aber leider überhauptnichts gegeben. Holzschnittartige Charaktere.
Longlegs (2024) Das ist einer der Filme, über die man besser nur wenig weiß, wenn man sie sich ansieht. Also nur so viel: Hellsichtige junge FBI-Agentin wird irgendwann in den 90ern auf einen Serienmörder angesetzt, der seit 30 Jahren sein Unwesen treibt und ganze Familien auslöscht, indem er irgendwie die Väter dazu bringt, eine kombinierte Mord-Serlbstmord-Nummer abzuziehen. Sie gibt alles und kommt dem Mann, der sich "Longlegs" nennt, bald schon gefährlich nah. Dieser Film ist ganz, ganz finster; die Figuren sind immerzu allein, man spürt ihre Einsamkeit und Verlorenheit regelrecht. Die Häuser sind alle schäbig, eng und dunkel, die Straßen immerzu leer, es ist immer Winter. Da braucht man die immer wieder kurz eingeblendeten Tatortfotos gar nicht, um zu verstehen, wie trostlos alles ist. Für diese Atmosphäre und den sehr geilen Soundtrack und natürlich einen wieder mal genialen Nicolas Cage bekommt der Film von mir die Höchstwertung. Negativ: Cages übertriebene Maske erschließt sich mir nicht (da hätten sie auch gleich Mickey Rourke casten können ...), die großzügig gestreuten Schockeffekte, die jedoch nicht schockieren, nerven eher und das Ende ist diskussionswürdig, mindestens aber dilettantisch erzählt. Das klingt nach so vielen Negativpunkten, dass der Film unmöglich gut sein kann - ist er aber. Er hat keine Längen, einen überzeugenden Cast und wie erwähnt eine unheimlich bedrückende, dichte Atmosphäre. Wer Serienkiller-Okkult-Horror mag, sollte ins Kino gehen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
der trailer im kino hatte mich damals so unvorbereitet getroffen wie schon lange kein trailer mehr, einfach weil keine passende schublade für diesen intensiven bildermix aus schweiss, blut und testosteron geliefert wurde. der film ist dann zwar schon ein wenig frisch, aber enthält doch viel altbekanntes: rache, schwierige liebesgeschichte, gangstertum.
die durch die presse geisternden etiketten wie „neo noir“, „pulp“, „surrealer thriller“ beschreiben das alle ganz gut, und man muss es wohl eher wie einen comic betrachten. kristen stewart ist für mich hier (wieder mal) einfach moviestar kristen stewart, und nicht so sehr lou. katy o’brian und vor allem ed harris dagegen erschaffen zwei grandiose charaktere. setting, truck stop america ende der 80er, ist immer gut, daher insgesamt eine klare: ja, kann man schon machen.