Pro: guter Soundtrack, gute Besetzung, wenig Kommentar und jede Menge wuchtige Bilder Contra: relativ überraschungsarme Story und eher dünne Charakterzeichnungen
In erster Linie ein Film über die Macht der Bilder und über Kriegsreporter*innen ... und über die Sucht, die derartige Einsätze in diesen Menschen auslösen.
"I've never been so scared in my entire life. And I've never felt more alive." (Jessie)
Die Groteske mit Anleihen beim Body Horror hat das Problem, dass sie hierzulande als Komödie bzw. Tragikomödie vermarktet wird und dementsprechende Schwierigkeiten haben dürfte, ihr Publikum zu finden. Erst im März hat man dem norwegischen Geheimtipp eine reguläre Kinoveröffentlichung spendiert, jetzt ist der Streifen in der Mediathek der ARD abrufbar.
7/10
Aktuell wieder in der ARD Mediathek abrufbar.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Warnung: Auf jeden Fall nicht anschauen, wenn man hungrig ist. Juliette Binoche und Benoit Magimel bereiten hier Speisen zu - sowas habt ihr noch nicht gesehen. Foodporn galore. Das ganze findet dann noch in einem wunderbaren Setting statt, das fast aussieht wie gemalt. Achja, es ist im wesentlichen eine (tragische) Romanze. Das Essen steht aber eindeutig im Vordergrund
Überraschend okay. Späte Fortsetzungen/Legacy Sequels/wie auch immer du das nennen möchtest, sind in der Regel kaltes Abhaken irgendwelcher Listen und eine große Schüssel „Memberberries“. Im Worst Case bekommt man etwas komplett Perfides wie den dritten Ghostbusters von vor drei Jahren, der als Meta-Film so viel Negatives über das Publikum und die aktuelle Blockbuster-Landschaft zu sagen hatte. Ein paar Anspielungen verkneift sich auch der zweite Beetlejuice nicht (toller Titel btw, spielt für mich in derselben Liga wie T2 Trainspotting, das andere Positivbeispiel für späte Nachfolger). Aber was Burtons bester Film seit fast 30 Jahren vom Rest der Markenausschlachtung in den IP-Wars unterscheidet, ist: Das hier ist einfach eine weitere Story. Keine Wiederholung des Originals, kein Neustart mit einer neuen Generation. So darf sich ein zweiter Teil anfühlen, der 36 Jahre nach dem ersten folgt. Keine sentimentalen Moneyshots fürs Publikum, sondern „einfach“ eine weitere Folge des Cartoons.
An ein paar Sequel-Krankheiten leidet der Film trotzdem. Die zuvor siegreichen Hauptfiguren müssen zu Beginn erst einmal gebrochen werden, und wichtige Plotpoints aus Teil 1 werden einfach negiert, um hier eine funktionierende Geschichte erzählen zu können (weshalb auch Baldwin und Davis nicht im Film sind). Die Beziehung zwischen Lydia und Astrid (Jenna Ortega will ich langsam echt nicht mehr sehen müssen, aber sie passt einfach in diese Rolle und sorgt dafür, dass alle unter 20 ins Kino rennen) funktioniert, Michael Keaton wurde für diese Rolle geboren, und Bob ist der wahre MVP. Sich über Monica Bellucci oder Willem Dafoe zu beschweren, wäre mir zu einfach, dafür haben sie einfach zu wenig zu tun. Ich würde den Film ohne großes Murren empfehlen. Das ist so schwungvoll und leichtfüßig und kommt ohne viel Ballast daher. Auch mal was anderes.
Bill McKay - Der Kandidat (USA 1972, R: Michael Ritchie, D: Robert Redford, Peter Boyle, Melvyn Douglas) Ein Politfilm mit Robert Redford, gedreht Anfang der 70er, der auch noch einen Oscar gewonnen hat? Das kann doch nur super sein. Aber ich war tatsächlich äußerst enttäuscht. Denn an "The Candidate", wie der Film im Originaltitel heißt, sieht man den Wandel im Film in den vergangenen 50 Jahren. Für damalige Verhältnisse war der Film noch nicht mal kurz (110 Minuten). Aber dennoch habe ich permanent das Gefühl, dass hier vieles nur angedeutet, nur rudimentär erzählt wird - und hätte mir gerne mehr Erklärungen gewünscht. Dass McKay, der in Kalifornien Senator werden will, nur eine gut aussehende Marionette ist, die das sagen soll, was die Wähler hören wollen, und nicht das, was sie denkt, erkennt der Anwalt sehr schnell. Nur: Redford spielt das alles so gleichgültig, dass ich ihm einen Wahlkampf nie abnehme. Schade. 5/10
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Maldoror (2024) Belgische Filme sind jetzt nicht gerade dafür bekannt, wahnsinnig lebensbejahend zu sein. Dieser Neue von Fabrice Du Welz beweist das mal wieder eindrucksvoll; selbst die ausgelassene Hochzeitsfeier des Protagonisten Paul wirkt irgendwie grau und trist, nicht erst, als seine ungeliebte Mutter ohne Einladung auftaucht. Aber worum geht's? Belgien, Mitte der 90er: Der junge Polizist Paul könnte ein schönes Leben mit seiner frisch angetrauten großen Liebe Gina haben, wäre da nicht sein Pflichtbewusstsein angesichts der Entführung zweier kleiner Mädchen. Er bekommt die Chance, sich der Operation "Maldoror" anzuschließen, die unter anderem den Kriminellen Marcel Dedieu beschattet, um besagte Mädchen zu finden. Aber Überarbeitung, Geldmangel und ein allgemeiner Hang zum Chaos zwischen den verfeindeten Polizeieinheiten Belgiens behindern die Ermittlungen derart, dass Paul die Geduld verliert und auf eigene Faust ermittelt - ist er doch überzeugt, die Mädchen retten zu können. Der Rest ist fast schon Klischee: Paul droht sich in seinem Eifer zu verlieren und zu weit zu gehen.
Der überlange Film - und ja, das bezieht sich nicht nur auf die Laufzeit - behandelt fiktionalisiert den Fall des Serienmörders Marc Dutroux, der bis Mitte der 90er fast ein Dutzend Kinder und Jugendliche entführte, missbrauchte, dabei filmte und sie schließlich tötete. Berühmt wurde der Fall nicht nur wegen der schrecklichen Taten, sondern vor allem wegen der unfassbar chaotischen Ermittlungen, die vor Pannen nur so strotzten. Der Fall ist komplex, schwierig und eklig und all das ist dieser Film ebenfalls. Zum Glück bleibt der Täter blass und seine Grausamkeit wird nur soweit gezeigt, wie es nötig ist, um das Ausmaß seiner Gefährlichkeit zu verstehen. Umso eindringlicher wird uns Paul geschildert, der wirklich alles tut, um in dem Fall voranzukommen, aber immer wieder und wieder an der Bürokratie scheitert, bis er schließlich völlig frustriert alles auf eine Karte setzt. Es dürfte kein Spoiler sein, wenn ich verrate, dass er scheitert; schließlich weiß man, wie das Ganze endete. Einen Dreh baut Du Welz jedoch noch ein; der sei nicht verraten.
Ich fühlte mich trotz einiger weniger Längen gut unterhalten, sofern man das bei einem so düsteren, deprimierenden Machwerk sagen kann. Du Welz erzählt mitreißend und spannend, das schräge Sounddesign trägt viel zur Stimmung bei und die Schauspieler, allen voran Anthony Bajon, der Paul spielt, sind hervorragend. Wer True Crime mag und sich auch auf sperrige Filme einlassen kann, dem sei Maldoror empfohlen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Substance over Style over Substance. Dafür gehe ich ins Kino. Filme dürfen, vielleicht müssen sie sogar, konsequent sein. Wenn sie von einer Idee angetrieben werden, von einem Konzept, von einer Aussage, müssen sie sich dieser unterwerfen dürfen. Der neue Coralie Fargeat macht das. Und wie konsequent er sich seiner Aussage hingibt, ist bemerkenswert. Hier helfen dir keine Drehbuchseminare und Strukturvorlagen mehr. Das Ziel ist klar, aber wie sie dort ankommt, ist eine Standing Ovation wert.
Story/Prämisse dürfte mittlerweile bekannt sein, deshalb nur die Minifassung: Alternde Schauspielerin (Demi Moore) wird von der Industrie abserviert, die sie großgemacht hat. Die Jugend übernimmt. Das Leben scheint vorbei. Bis sie ein Angebot über eine Behandlung erhält, die ihr ein Stückchen jugendliche Schönheit (Margaret Qualley) wiedergeben soll. Sie bestellt sich eine „Substance“. Und legt los. Es liegt in der Natur der Sache, dass das alles nicht ganz so funktioniert, wie erwartet. Drama, Thriller, Body Horror - man darf sich aussuchen, was man möchte.
Ich bin immer wieder fasziniert vom menschlichen Körper. Etwas so bewundernswertes und eigentlich magisches, dann aber auch etwas so ästhetisches, erotisches, dann aber auch widerlich und abstoßend. Er kann alles. Ein bisschen wie Käse. Fargeat weiß das und setzt das in extremen, aufregenden, abstoßenden und manchmal sogar witzigen Bildern um. Was ist uns diese Jugend eigentlich wert? Würden wir uns selbst dafür zu Grunde richten? Und wo kriegt man in LA eigentlich so spät in der Nacht Blutwurst her? Viele wichtige Fragen. Metathemen wie das Casting von Demi Moore kann man gerne oben drauf legen, aber am Ende dreht sich bei mir alles um das Ende. Ich saß nach vorn gelehnt und mit großen Augen vor der Leinwand. Wenn es eine Art von Film gibt, die ich immer wieder suche, dann diese hier. Und wenn ihr danach irgendwie Lust bekommt, alte Stuart-Gordon-Filme zu sehen, ist das kein Zufall.
Ich hatte irgendwo gelesen, dass sie als Mitt(?)sechzigerin ja eine 50-jährige darstellt, schon auch mit den Altersfragen im Film spielt.
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Das ist eins der Punkte, die mich eher misstrauisch machen. Die Kritik am Frauenbild, in Bezug auf das Alter, scheint mir bestenfalls halbherzig mit der Wahl einer Hauptdarstellerin, die durch ihr eigenes Wirken diese Erwartungshaltung in Richtung „ewiger Jugend“ stützt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
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09.09.2024 10:40
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