ich muss auch ein wenig zurückrudern, da ich den post auf den sich das bezog überlesen hatte. so dachte ich die aussage wäre „der untergang ist übelster trash, weil von donnersmarck ja auch sonst nur solchen produzieren würde.“
„Ellbogen“ hat auf der letzten Berlinale viel Beachtung gefunden. Der Film erzählt die Geschichte der jungen Deutsch-Türkin Hazal, die, in Berlin-Wedding lebend, ihren 18. Geburtstag feiern möchte. Ihr Sprung ins Leben will einfach nicht gelingen. Einen Ausbildungsplatz bekommt sie nicht, sie wird beim Klauen erwischt und wird bei der Gelegenheit noch um ihr Geld gebracht, die Mutter verhält sich abweisend und dann wird sie mit ihren Freundinnen auch noch in dem Club abgewiesen, in dem sie unbedingt ihren Geburtstag feiern wollte. Es kommt aber noch schlimmer, als eine körperliche Auseinandersetzung mit einem übergriffigen jungen Mann außer Kontrolle gerät, was für eben diesen tödlich endet. Hazal flieht in die Türkei, muss dort aber schnell erfahren, dass sie von den hiesigen Lebensumständen keine Ahnung hat.
Die Stärken des Filmes liegen eindeutig bei der Hauptdarstellerin, dessen Spiel sehr glaubwürdig und dessen Mimik sehr ausdrucksstark ist. Auch die Charaktere sind glaubwürdig gezeichnet.
Es gibt allerdings einige Dinge, die ich als übertrieben empfunden habe, bzw. die für mich nicht ins berliner Setting gepasst haben. Wenn Hazal ganz am Anfang einen arabischen Mitschüler auslacht, weil der Erzieher werden möchte und dabei meint, man würde nirgends in Deutschland einen Araber als Erzieher arbeiten lassen, geht das insbesondere in Berlin völlig an der Realität vorbei. Man könnte bestenfalls sagen, dass die Hauptfigur ihren eigenen Überblick überschätzt. Ich fand die Zurückweisung des Türstehers auch nicht dramatisch genug, da es in Berlin Dutzende Clubs gibt. Klar ist das frustrierend, aber niemand würde sich den ganzen Abend dadurch verderben lassen.
Die dramatische Wendung, die den zweiten Teil des Films einleitet, hätte für mich nicht unbedingt sein gemusst. Es hat mich bei vielen deutschen Filmen gestört, dass der sozialkritische Anspruch durch übertriebene Szenarien konterkariert wird, anstatt sich an den Geschichten zu orientieren, die sich tatsächlich Tag für Tag im echten Leben abspielen. Man scheint zu glauben, das wäre dann nicht interessant genug, was ich für eine Fehleinschätzung halte.
Alles in allem halte ich den Film für sehenswert, auch wenn ich mir manche Dinge anders gewünscht hätte.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Möglicherweise mein Film des Jahres (kam hier erst dieses Jahr raus). Dieser wundervolle leicht hakelige französische Animationsstil passt hervorragend zu einer aufregenden Sci-Fi-Noir-Story, die sich nur auf der Oberfläche mit dem Mord an zwei jungen Frauen befassen möchte. Darunter schlummert das Wesentliche, nämlich ein bis ins Detail ausgearbeitetes Gesellschafts- und Zukunftsbild, das viele Fragen an uns hat, denen wir uns stellen müssen. Der Film kommt auf Ideen, die ich so noch nie gesehen habe, das World Building ist schlicht phänomenal. Und hier kommt endlich mal wieder ein FIlm ums Eck, der weiß, wie man eine große Idee zu Ende denkt. Grandios.
Der Trailer suggeriert, wie immer, mehr Action als eigentlich vorhanden. Das hat mich auch erst abgeturnt, wird dem Film aber zum Glück nicht gerecht.
Bin so schlapp, dass es für Bücher gerade nicht reicht, also seit längerem mal wieder einen Film geschaut.
Hat mir sehr gut gefallen. Die Optik find ich grandios, auch wenn mich die Ausdrucksarmut der menschlichen Figuren manchmal etwas irritiert hat. Story war auch stimmig und die Welt, zumindest soweit man sie durch die begrenzten Einblicke kennengelernt hat, echt interessant!
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Anfang der 70er Jahre war das Kinopublikum müde von den klassischen Italowestern, die nach dem Erfolg von Sergio Leones Dollar-Trilogie über viele Jahre zuhauf in die damaligen Lichtspielhäuser kamen.
Während Sergio Leone in den 60er Jahren der beliebteste Regisseur in Italien war, läutete Enzo Barboni Anfang der 70er Jahre mit seinen Trinity-Filmen (dt. Titel: "Die rechte und die linke Hand des Teufels" und "Der Kleine und der müde Joe" mit Bud Spencer und Terence Hill) den Tod des Spaghetti-Westerns und die Geburt der albernen Comic-Variante dieses Genres ein ... und avancierte damit zum neuen Starregisseur in Italien. Anstelle von gewalttätigen Schießereien mit existenzieller Angst endeten diese Filme bekanntlich in ausgedehnten, mit Gags gespickten Schlägereien.
"Mein Name ist Nobody" beruht auf einer Idee von Sergio Leone und gilt als Abrechnung Leones mit Barboni und auch mit Sam Peckinpah, der im Vorfeld eine Zusammenarbeit mit Leone als Produzent ablehnte (deshalb müssen Peckinpah als Grabinschrift und Peckinpahs "Wild Bunch" im Film herhalten ...).
"Mein Name ist Nobody" trägt die eindeutige Handschrift von Sergio Leone, was sich bspw. in der Eröffnungssequenz zeigt, die an "Spiel mir das Lied vom Tod" angelehnt ist ... und auch an der Musik von Ennio Morricone erkennbar ist.
Der Filmtitel zitiert die Odyssee von Homer: Odysseus überlistet den Zyklop, indem er sich als "Niemand" zu erkennen gibt. Auf Jack Beauregards vermeintlichem Grabstein steht entsprechend: "Nobody was faster on the draw".
Es soll am Set sehr große Spannungen zwischen dem Regisseur Tonino Valerii und Sergio Leone (der ausführender Produzent und Co-Regisseur war) gegeben haben, wodurch der Film stilistisch ziemlich aus den Fugen geriet. Es gibt Gerüchte, dass Leone hinter dem Rücken von Valerii die Slapstick-Episoden in der "Pinkelbude" am Bahnhof und einige Slapstick-Prügelei-Szenen ohne entsprechende Drehbuchvorgaben inszeniert haben soll, um den Film absichtlich schlechter zu machen und Valerii damit in ein schlechtes Licht zu rücken.
Neben den stilistischen Ungereimtheiten kommt erschwerend hinzu, dass die deutsche Synchronisation von Rainer Brandt sehr salopp ausgefallen ist und den Inhalt des Films in vielen Szenen völlig verfremdet. Ich empfehle daher, den Film in der englischen Version anzuschauen.
In Deutschland und Frankreich war der Film ein großer Erfolg ... während er in Italien und in den USA floppte.
"If you go away, who's gonna be left? Nobody!" (Nobody)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Alles steht Kopf 2 (USA 2024, R: Kelsey Mann, S: Nana Spier, Philine Peters-Arnolds, Derya Flechtner, Marlene Schick, Tanya Kahana, Hans-Joachim Heist) Das Leben könnte so schön sein - wenn da nicht die Pubertät käme. Und die Ur-Gefühle werden von neuen in den Untergrund gedrängt. Zweifel (leider wurde Anxiety da nicht gut übersetzt) übernimmt das Ruder, gepaart mit Neid, Peinlich und Ennui (und die Nostalgie klopft auch schon mal an). Der Film hätte auch "Chaos im Kopf" heißen können. Und chaotisch ist auch dieser Film geworden. Der Kampf der Gefühle wird zwar spürbar, die Auflösung ist aber gerade für Heranwachsende sehr gut beschrieben. Es geht sogar um die Frage: Was macht einen Menschen aus? Aber durch dieses Tohuwabohu verliert der Film ein wenig von seiner Stringenz. Nach dem sehr guten Auftakt ist das eben "nur" eine gute Fortsetzung. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
"verzagtheit" wäre für mich bislang am nächsten dran, aber vermutlich wäre da der verleih eingeschritten, weil das ein scheißname für eine filmfigur ist.
"Anspannung" vielleicht? "Bange" geht nicht, weil es "Angst" ja schon gibt. Olsens "Unruhe" finde ich aber auch passend.
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"The Thing" ist ein Alien-Horror-Meisterwerk, eine Art Survival-Kammerspiel, das in einer abgelegenen Forschungsstation in der eisigen Antarktis spielt. Die gefrorene Einöde kontrastiert brillant mit der schweißtreibenden Paranoia der Männer, die nicht wissen, aus welchen ihrer Kollegen das unbekannte Wesen als nächstes ausbrechen wird.
Regie und Besetzung (angeführt von Kurt Russell) sind hervorragend ... die wahre Stärke des Films liegt allerdings in den Spezialeffekten von Rob Bottin.
Der heutige Kultklassiker floppte damals an den Kinokassen ...
"They're not Swedish, Mac. They're Norwegian." (Dr. Copper)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Terror - Ihr Urteil (D 2016, R: Lars Kraume, D: Burghart Klaußner, Florian David Fitz, Martina Gedeck, Lars Eidinger) Erneut eine filmische Umsetzung eines Ferdinand-Von-Schirach-Theaterstücks, die wieder einmal die Zuschauer zur Abstimmung zwingt. Brillant besetzt, spannend inszeniert. Aber in der Mitte des Films gab es auch ein paar Argumente, die ich absolut unschlüssig fand (und ich weiß gerade nicht mehr, welche das waren). Und das Konzept hat dann ja auch wenig mit Rechtsprechung zu tun. Denn der Fernsehzuschauer hat damals mit überwältigender Mehrheit entschieden, dass der Angeklagte nicht schuldig sei. Die gestellte Frage ist aber schon interessant. Ein Luftwaffen-Offizier und Pilot schießt eine vollbesetzte, von Terroristen gekaperte Passagiermaschine ab. 164 Menschen sterben. Das Ziel des Terroristen: Die vollbesetzte Allianz-Arena, in der ein Länderspiel stattfand. Wie bei Von Schirach üblich, gibt es auch hier zwei Ebenen: die moralische und die rechtliche. Und das macht es ja dann doch problematisch: Denn vor Gericht zählt die Moral wenig. Allerdings ist rechtlich die Frage nicht geklärt, wie mit einem Piloten, der ein Passagierflugzeug abschießt, zu verfahren ist. 164-facher Mord, wie hier? Klar ist: Das Bundesverfassungsgericht hat damals untersagt, dass das Militär so vorgehen darf, wie der Pilot es getan hat. Allerdings hat es nichts zum Täter gesagt. Und so ist das hier im wahrsten Sinne des Wortes ein Kammerspiel, das sich selbst aber vor der Verantwortung drückt. 6/10
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